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138 | Energie und Biomasse
die Landwirtschaft im oberösterreichischen Zentralraum relativ hoch entwickelt, vor
allem beim Weizenanbau gab es in dieser Zeit signifikante Zuwächse, auch der Ver-
zicht auf die Brache und die Expansion des Kleeanbaus – beides Kennzeichen für die
Agrarmodernisierung – setzte sich früher als in anderen Teilen Österreichs durch.200
Für die letzten Jahrzehnte des 18. Jahrhunderts kann man bereits bei Getreide von ei-
ner (rechnerischen) Überproduktion in normalen Erntejahren ausgehen (vgl. Tab. 20).
Tab. 20 : Erzeugung und Verbrauch von Getreide pro Kopf/Jahr in Oberösterreich, 1770er
Jahre bis 1910
Erzeugung Getreide in kg davon Weizen in kg geschätzter Verbrauch in kg
1785 318 42 240 – 260 (für 1771)
1830 352 62
1870 373 71 200 – 215 (für 1880)
1910 399 80
Quelle : Sandgruber, Lebensstandard, 279
Getreide wurde aber genauso überregional bezogen : Welchen Anteil die Versorgung
aus weiter entfernten Gebieten ausmachte, ist für das 18. Jahrhundert nur schwer ab-
schätzbar
– es ist hier auch von einem erheblich divergierenden Bedarf auszugehen. Für
das 18. Jahrhundert ist als häufige Gegenfracht der Salzfuhren böhmisches Getreide
belegbar, das, über Linz transportiert, wohl für das Salzkammergut bestimmt war.201
Wie für Brennholz und andere Materialien bildete die Donau auch für Getreide ei-
nen relativ günstigen Transportweg, der im Verlauf des 18. Jahrhunderts vermutlich
erheblich an Bedeutung gewann. Tendenziell wird diese überregionale Versorgung in
Krisen sichtbar : 1713 kauften die Landstände 550 Mut Roggen und 200 Mut Hafer
(also über 700 Tonnen Getreide) in Ungarn an, um die Versorgung Oberösterreichs
sicherzustellen und die Preise niedrig zu halten.202 1723 bezog man, weil die regionale
Ernte »so wenig geriet«, Getreide aus Bayern und Niederösterreich, wobei darunter
eher allgemein Süddeutschland und eventuell auch Oberungarn zu verstehen sind.
Aus Bayern kamen insgesamt 181 Mut Weizen, 14 Mut Roggen, 24 Mut Gerste und
55 Mut Hafer, der überwiegende Teil des Getreides – 717 Mut Weizen, 1.057 Mut
Roggen und 22 Mut Hafer – wurde donauaufwärts nach Linz gebracht.203 Insgesamt
waren dies ca. 2.100
Tonnen Getreide, was ausgereicht hätte, um die Stadt Linz für ein
200 Sandgruber, Lebensstandard, 275 – 277 ; Hoffmann/Meixner, Wirtschaftsgeschichte, Bd. 1, 264 u. 290.
201 Awecker, Bruckamt, 190 ; vgl. LR BIIA40, Reg. 19684 (103).
202 Kumpfmüller, Hungersnot, 101 – 106 ; OÖLA, Landschaftsakten, Sch. 930, G.XXIII.2/No. 40.
203 LR BIIG4, Reg. 2344 (71f.) ; ebd., Reg. 2341 (69) ; vgl. für die 1740er Jahre : LR CIIA, Reg. 625 (179f.).
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Transformationen städtischer Umwelt
Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
- Title
- Transformationen städtischer Umwelt
- Subtitle
- Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
- Author
- Georg Stöger
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21233-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 368
- Keywords
- Umweltgeschichte, Stadtgeschichte, Nachhaltigkeit
- Category
- Geographie, Land und Leute
Table of contents
- 1. Einleitung 11
- 2. Kontexte : Linz 1700 bis 1900 36
- 3. Wasser 75
- 4. Energie und Biomasse 109
- Omnipräsenz des Brennholzes 109
- Die langsame Transition zur fossilen Energie 118
- Pferde und Wasser : Erneuerbare Antriebsenergie 123
- Lebensmittel : Lokaler Bedarf und lokale Versorgung 127
- Dritter bis sechster »Kreis« : Lebensmittel aus dem Um- und Hinterland 137
- Modifikationen der Lebensmittelversorgung 141
- 5. Zirkulationen und Output 145
- 6. Fluviale und aquatische Räume 185
- 7. Geordnete und modifizierte Umwelt 205
- 8. Natur der Städter – Natur für Städter 232
- 9. Epidemie 253
- 10. Versorgungskrise 274
- 11. Naturgefahr 290
- 12. Logiken und Akteure des Existenten und des Wandels 324
- Literatur- und Quellenverzeichnis 332
- Archivalien und ungedruckte Quellen 332
- Datenbanken 333
- Periodika 333
- Gedruckte Quellen und Literatur 334
- Anhang 358
- Verzeichnis der Tabellen und Grafiken 358
- Abbildungsnachweis 359
- Währungen und Maßeinheiten 360
- Hinweise zu den kartographischen Darstellungen 362
- Abkürzungen 364