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Geographie, Land und Leute
Transformationen städtischer Umwelt - Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
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166 | Zirkulationen und Output Ob die Fäkalien in der Landwirtschaft genutzt oder in der Donau entsorgt wurden, lässt sich nur schwer abschätzen.165 Die soziale und räumliche Verortung einzelner Dienstleister würde eine Verwendung in Landwirtschaft und Gartenbau nahelegen : Unter den Akteuren findet sich zumindest ein vorstädtischer Bauer,166 das im Schul- ler tal ansässige Nachtarbeiterehepaar war als »Kräutler«  – d. h. als Kräutergärtner und verkäufer  – tätig,167 auch befand sich das »Nachtkönig-Haus«168 am Rande der Vorstadt in einer ausgeprägten Gartenlandschaft.169 Ein Nachbar des letztgenannten Hauses war der bereits erwähnte »Nachtarbeiter« Paul Wallinger.170 Es finden sich ebenso einzelne Hinweise bei den Befreiungen von der Brückenmaut : So suchte etwa ein Bäcker in der Altstadt an, seine »sehr viele[n] Dung- und Trankfuhren« in sein »Höfel« bei Urfahr gegen eine jährliche Zahlung zu gestatten, um Ähnliches suppli- zierte 1724 ein Steuereinnehmer.171 Aber diese »Dungfuhren« können sich genauso auf Stallmist und andere Abfälle bezogen haben : 1767 kaufte man im Schloss Pferdemist für die »Mistbeete« an,172 im Garten des Deutschordenshauses wurde in den 1720er Jahren zur Düngung der Weichsel- und Kirschbäume »Kämpelmacher-Mist«  – wohl Hornreste  – verwendet, zudem bezog man »alten abgefaulten« Kuhmist.173 Die »be- nachbarten Bauern […] haben die heimlichen Gemächer in der Stadt gemiethet und führen diesen kostbaren Dünger auf ihre Gründe, den man anderwärts aus nichtigen, und zum Theile lächerlichen Ursachen in vorbeyfliessende Wasser leitet«, konstatierte hingegen der bayerische Botaniker Franz de Paula Schrank in den 1780er Jahren.174 Eine derartige Praxis erwähnt das zur gleichen Zeit entstandene »Josephinische Lage- buch« nicht : Zwar gebe es viel »Dung« in der Stadt, dessen Verwendung sei aber »mit schweren Kosten« verbunden  – man meinte hier wohl den Transport  –, welche »die wenigsten bestreitt(e)n« könnten oder wollten.175 Im rund 50 Jahre später erstellten »Franziszeischen Kataster« tauchen für die Vor- orte und Vorstädte ähnliche Angaben auf, wobei nun vermehrt auf den Ankauf von 165 Vgl. Schott, Urbanisierung, 118 ; Bauer, Bauch, 150 – 156 ; Tarr, Search, 293 – 9. 166 Simon Reiserbaur am Taschlbauernhof  – AStL, HS 434 (Baurechnung 1795/1796), pag. 88. 167 Auf eine eigene Produktion deutet der ca. 1.300  Quadratmeter große Garten hin  – vgl. Bohdanowicz, Vorstädte, Bd. 2, 690. 168 LZ, 14.5.1804 ; heute Wurmstraße 16 (Konskr.-No.  671) ; 1731 – 1770er Jahre im Besitz von Joseph Mayr, 1771 ist die »Kräutlerin« Eva Peyrböckerin verzeichnet  – vgl. Kreczi, Häuserchronik, 349f. 169 Bohdanowicz, Vorstädte, Bd. 2, 209. 170 Heute Hopfengasse 25 (Konskr.-No.  671)  – Kreczi, Häuserchronik, 349 ; vgl. Verzeichniß 1825 u. Gewerbe-Adressen-Buch 1853. 171 Awecker, Bruckamt, 188f. 172 LR BIIG8, Reg. 6124 (248). 173 LR CIIIH1 – 3, Reg. 641 (459f.) ; LR CIIIH4, 866 – 869 u. 886 – 893. 174 Schrank/Moll, Briefe, 22. 175 OÖLA, Josephinisches Lagebuch, HS 191 (Linz Obere Vorstadt) ; fast gleichlautend ist die Einschät- zung für die Untere Vorstadt  – OÖLA, Josephinisches Lagebuch, HS 192 (Linz Untere Vorstadt). Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Transformationen städtischer Umwelt Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
Title
Transformationen städtischer Umwelt
Subtitle
Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
Author
Georg Stöger
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2021
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21233-1
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
368
Keywords
Umweltgeschichte, Stadtgeschichte, Nachhaltigkeit
Category
Geographie, Land und Leute

Table of contents

  1. 1. Einleitung 11
    1. Zugänge : Stadt, Umwelt und Alltag 17
    2. Quellen 27
  2. 2. Kontexte : Linz 1700 bis 1900 36
    1. Naturräume 36
    2. Wetter und Klima 43
    3. Grenzen der Stadt 47
    4. Regierende und Regierte 50
    5. Ausweitungen des Urbanen 68
  3. 3. Wasser 75
    1. Praxis und Logik dezentraler Wasserversorgung 75
    2. Differenzierungen von Wasser 83
    3. Kontinuität, Adaption und neue Bedürfnisse 87
    4. Netzwerklösung 94
  4. 4. Energie und Biomasse 109
    1. Omnipräsenz des Brennholzes 109
    2. Die langsame Transition zur fossilen Energie 118
    3. Pferde und Wasser : Erneuerbare Antriebsenergie 123
    4. Lebensmittel : Lokaler Bedarf und lokale Versorgung 127
    5. Dritter bis sechster »Kreis« : Lebensmittel aus dem Um- und Hinterland 137
    6. Modifikationen der Lebensmittelversorgung 141
  5. 5. Zirkulationen und Output 145
    1. Recycling-Mentalität und Praxis 145
    2. Sekundäre Märkte in der Moderne 154
    3. Abwasser und Fäkalien : Alltägliche Outputs 160
    4. Von der Senkgrube zur Kanalisation 167
    5. Abfall und Emissionen : Moderne Probleme ? 181
  6. 6. Fluviale und aquatische Räume 185
    1. Stadt und Fluss 185
    2. Von der fragilen zur stabilen Brücke 192
    3. Donau-Umbau 196
    4. Das Verschwinden der urbanen Gewässer 202
  7. 7. Geordnete und modifizierte Umwelt 205
    1. Unsaubere und saubere Vormoderne 205
    2. Intermediäre Sauberkeit 210
    3. U-Topie Garten und Park 216
    4. Beleuchtung : Urbane Emanzipation von der Natur 226
  8. 8. Natur der Städter – Natur für Städter 232
    1. Irrationale und rationale Natur, untersuchte und gesammelte Natur 232
    2. Naturraum Um- und Hinterland 242
    3. Verschönerung durch Natur 248
  9. 9. Epidemie 253
    1. Die letzte Pest 253
    2. Epidemien und medizinische Infrastruktur : Konnex und Koevolution 257
    3. Ferne und nahe Cholera 263
  10. 10. Versorgungskrise 274
    1. Rekurrente Krisen type ancien 274
    2. Das langsame Auslaufen der Versorgungskrisen 281
  11. 11. Naturgefahr 290
    1. Hochwasser zwischen Alltag und Extremereignis 290
    2. Absenz und Rückkehr des Hochwassers 298
    3. Feuer als kollektives Risiko 304
    4. Feuer als städtisch-bürgerliche Aufgabe 316
  12. 12. Logiken und Akteure des Existenten und des Wandels 324
    1. Literatur- und Quellenverzeichnis 332
    2. Archivalien und ungedruckte Quellen 332
    3. Datenbanken 333
    4. Periodika 333
    5. Gedruckte Quellen und Literatur 334
    6. Anhang 358
    7. Verzeichnis der Tabellen und Grafiken 358
    8. Abbildungsnachweis 359
    9. Währungen und Maßeinheiten 360
    10. Hinweise zu den kartographischen Darstellungen 362
    11. Abkürzungen 364
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