Page - 191 - in Transformationen städtischer Umwelt - Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
Image of the Page - 191 -
Text of the Page - 191 -
191Stadt
und Fluss |
gungen des Hochwasserschutzes,34 vermutlich ging es aber ebenso um eine Nivellie-
rung und Ausweitung des Raumes, wie 1800, als Teile des Bauschutts vom Stadtbrand
für eine zusätzliche Anschüttung der Donaulände verwendet wurden.35
Zu diesen Anrainerbauten kamen Baumaßnahmen der staatlichen Behörden, die auf
die Schifffahrt abzielten, also Hindernisse in der Donau beseitigen und eine Fahrrinne
schaffen oder erhalten sollten. An und in der Donau erfolgten in Niederösterreich und
im Wiener Raum ab dem 16. Jahrhundert punktuelle Wasserbaumaßnahmen, die vor
allem Problembereiche wie den Greiner Struden oder die Donauübergänge und arme
im Wiener Raum betrafen.36 In Oberösterreich wurde in den 1720er Jahren der »Neu-
bruch«, ein Schifffahrtshindernis nahe der niederösterreichischen Grenze bei Spielberg,
reguliert, auch an den Strudenregulierungen waren die oberösterreichischen Stände
beteiligt,37 für die 1760er Jahre gibt es Hinweise auf kleinere Wasserbauten bei Linz,
Urfahr, Aschach und Engelhartszell,38 zu umfangreicheren Wasserbauprojekten kam
es aber erst ab den 1770er Jahren.39 Diese gingen von merkantilen Überlegungen des
Staates zur Förderung des Wassertransportes aus, was über eine Verbesserung der Fahr-
rinnen und der Uferbegleitwege (meist als »Treppelweg« oder »Hufschlag« bezeichnet),
die für das Flussaufwärtsziehen der Schiffzüge benötigt wurden, erreicht werden soll-
te.40 Baumaßnahmen waren auch aufgrund der »stark erhöhten Umlagerungsdynamik«
der Donau im 18. Jahrhundert, die zu breiteren Hauptarmen und neuen Verzweigun-
gen führte, notwendig.41 In einem 1818 entstandenen Reisebericht wird ein derartiger
Schiffszug bei Aschach beschrieben : Der »sehr langsam« vorankommende Salztrans-
port bestand aus einem »Hohenau«-Schiff und zwei weiteren Schiffen (»Nebenbei«),
die mit Seilen, die über drei leere Boote liefen, von insgesamt 26 Pferden gezogen
wurden. Teilweise befanden sich die Pferde beim Ziehen »über 100 Schritte« weit vom
Ufer entfernt, wobei – da »die Donau alle Jahre die Tiefe ihres Bettes verändert« – ein
Reiter vorab die Wassertiefe sondierte und den weiteren Weg festlegte. Aber auch die
Treppelwege, so die Beifügung des Verfassers, seien nicht ohne Gefahr zu benutzen, da
sie manchmal unterspült waren und unter der Last der Pferde einbrachen.42
34 AStL, HS 861 (»Chronologische Beschreibung«, 1770er Jahre), fol. 60a.
35 OÖLA, Landschaftsakten, Alte Registratur, Sch. 96, D.XV.3/No. 21/4 ; AStL, HS 1087 (Stadtratspro-
tokoll, 1800), fol. 265a ; vgl. Awecker, Brand, 34.
36 Jungwirth et al., Donau, 133 u. 137 ; Haidvogl et al., Wasser, 74 – 79.
37 Grüll, Ingenieure, 47 ; Stauber, Ephemeriden, 246.
38 Österreichisches Staatsarchiv, Finanz- und Hofkammerarchiv, Sonderbestände, Sammlungen und Se-
lekte, Karten- und Plansammlung, F-365/1 – 4.
39 Stauber, Ephemeriden, 247 – 252 ; vgl. dazu auch das Projekt einer Kanalverbindung zwischen der Mol-
dau und der Donau über Linz, das der ständische Baudirektor 1773 vorgelegt hatte (Sima, Pferdeeisen-
bahn, 31 – 35).
40 Veichtlbauer, Strombaukunst, 61f.; LR BIIA38, Reg. 19320 (89) ; vgl. EdN, s.v. Treidlerei.
41 Jungwirth et al., Donau, 143.
42 Martens, Reise, 123f.; vgl. Neweklowsky, Schiffahrt, Bd. 1, 179f. u. 296 – 315 ; Leidel/Franz, Flußland-
schaften, 65 – 67.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Transformationen städtischer Umwelt
Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
- Title
- Transformationen städtischer Umwelt
- Subtitle
- Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
- Author
- Georg Stöger
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21233-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 368
- Keywords
- Umweltgeschichte, Stadtgeschichte, Nachhaltigkeit
- Category
- Geographie, Land und Leute
Table of contents
- 1. Einleitung 11
- 2. Kontexte : Linz 1700 bis 1900 36
- 3. Wasser 75
- 4. Energie und Biomasse 109
- Omnipräsenz des Brennholzes 109
- Die langsame Transition zur fossilen Energie 118
- Pferde und Wasser : Erneuerbare Antriebsenergie 123
- Lebensmittel : Lokaler Bedarf und lokale Versorgung 127
- Dritter bis sechster »Kreis« : Lebensmittel aus dem Um- und Hinterland 137
- Modifikationen der Lebensmittelversorgung 141
- 5. Zirkulationen und Output 145
- 6. Fluviale und aquatische Räume 185
- 7. Geordnete und modifizierte Umwelt 205
- 8. Natur der Städter – Natur für Städter 232
- 9. Epidemie 253
- 10. Versorgungskrise 274
- 11. Naturgefahr 290
- 12. Logiken und Akteure des Existenten und des Wandels 324
- Literatur- und Quellenverzeichnis 332
- Archivalien und ungedruckte Quellen 332
- Datenbanken 333
- Periodika 333
- Gedruckte Quellen und Literatur 334
- Anhang 358
- Verzeichnis der Tabellen und Grafiken 358
- Abbildungsnachweis 359
- Währungen und Maßeinheiten 360
- Hinweise zu den kartographischen Darstellungen 362
- Abkürzungen 364