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Geographie, Land und Leute
Transformationen städtischer Umwelt - Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
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199Donau-Umbau | In den 1870er Jahren reagierte die Landesverwaltung zunächst mit wasserbaulichen Gegenmaßnahmen (»Einbau von Normalisierungsleitwerken«) und es wurde  – da man darin auch eine Ursache für die Verlandung sah  – 1874 durch die Statthalterei das Einbringen von Schutt und Abfall in die Donau verboten (vgl. Kap. 5. Zirkulationen und Output).100 Da sich infolge von niedrigen Wasserständen und Verlandungen ver- mehrt Abwässer und Fäkalien aus den städtischen Kanälen bei der Donaulände und im Fabrikarm ansammelten, protestierte 1876 die im Fabrikarm gelegene Schwimm- schule gegen die schlechte Wasserqualität und verlangte von verschiedenen Institu- tionen  – der Donauregulierungskommission, der Dampfschifffahrtsgesellschaft und vom Innenministerium  – Baggerungsarbeiten.101 Zu konkreten Maßnahmen scheint es nicht gekommen zu sein, erst als zu Beginn der 1880er Jahre erneut »bedenkliche sani- täre Zustände« konstatiert wurden, begannen Baggerungsarbeiten im Donauarm, um diesen zu erhalten und den Durchfluss zu erhöhen.102 1882 entstand aus einer Anfrage der Staatseisenbahndirektion Wien an die oberösterreichische Handels- und Gewer- bekammer zur Etablierung einer direkten Verbindung der Eisenbahn mit der Donau in Linz der Plan, den Fabrikarm zuzuschütten und die dadurch entstandene Fläche als »Umschlagplatz« zu verwenden.103 Linz bildete diesbezüglich keinen Sonderfall : Flussregulierungen, die auch auf Landgewinne abzielten, fanden sich in dieser Zeit in zahlreichen urbanen Gebieten,104 zudem hatten andere Donaustädte schon Schnittstel- len zwischen der Eisenbahn und dem Fluss hergestellt.105 Im Frühjahr 1881 wurde in einem Artikel in einer Linzer Zeitung auf die Umschlagplätze in Passau und Regens- burg und auf ein ähnliches Projekt in Deggendorf verwiesen und eingefordert, dass »sich unsere kompetenten Behörden und hauptsächlich unsere löbliche Gemeinde-Ver- tretung aufraffen […] und sich ein wenig um den schon lange vernachlässigten Donau- quai umsehen« solle.106 Der Linzer Gemeinderat initiierte einen Diskussionsprozess, der über mehrere Jahre andauerte und zu divergierenden Entwürfen führte : Der vom »Donauverein«  – der Lobbyingorganisation verschiedener Donau-Nutzer107  – beauf- tragte Techniker und der städtische Ingenieur plädierten für die Erhaltung des Fabri- karms, wobei der städtische Ingenieur auch einen kleinen »Hafenbahnhof« vorschlug. Ein dritter Techniker, der vom »Verein der Techniker in Oberösterreich« beauftragt worden war, erachtete eine Umgestaltung des Donauarms in zwei Hafenbecken, die mit einem engen Kanal verbunden sein sollten, als optimale Lösung.108 100 Donau in Oberösterreich, 52 ; LVB, 13.5.1882. 101 Shields Mevissen, Circumstances, 34. 102 RB 1881, 101f. 103 LTP, 26.11.1882 ; Mayrhofer, Hauptbahnhof, 565. 104 Vgl. zu Montreal und Wien : Fougères, Water, 87f. u. Brunner/Schneider, Umwelt, 311. 105 Vgl. zu Mannheim : Schott, Fluss, 154 – 157. 106 LTP, 27.4.1881. 107 Vgl. Shields Mevissen, Circumstances, 23. 108 Mayrhofer, Hauptbahnhof, 565f.; Donau in Oberösterreich, 52f.; AStL, Materienbestand, Sch. 310. Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Transformationen städtischer Umwelt Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
Title
Transformationen städtischer Umwelt
Subtitle
Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
Author
Georg Stöger
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2021
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21233-1
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
368
Keywords
Umweltgeschichte, Stadtgeschichte, Nachhaltigkeit
Category
Geographie, Land und Leute

Table of contents

  1. 1. Einleitung 11
    1. Zugänge : Stadt, Umwelt und Alltag 17
    2. Quellen 27
  2. 2. Kontexte : Linz 1700 bis 1900 36
    1. Naturräume 36
    2. Wetter und Klima 43
    3. Grenzen der Stadt 47
    4. Regierende und Regierte 50
    5. Ausweitungen des Urbanen 68
  3. 3. Wasser 75
    1. Praxis und Logik dezentraler Wasserversorgung 75
    2. Differenzierungen von Wasser 83
    3. Kontinuität, Adaption und neue Bedürfnisse 87
    4. Netzwerklösung 94
  4. 4. Energie und Biomasse 109
    1. Omnipräsenz des Brennholzes 109
    2. Die langsame Transition zur fossilen Energie 118
    3. Pferde und Wasser : Erneuerbare Antriebsenergie 123
    4. Lebensmittel : Lokaler Bedarf und lokale Versorgung 127
    5. Dritter bis sechster »Kreis« : Lebensmittel aus dem Um- und Hinterland 137
    6. Modifikationen der Lebensmittelversorgung 141
  5. 5. Zirkulationen und Output 145
    1. Recycling-Mentalität und Praxis 145
    2. Sekundäre Märkte in der Moderne 154
    3. Abwasser und Fäkalien : Alltägliche Outputs 160
    4. Von der Senkgrube zur Kanalisation 167
    5. Abfall und Emissionen : Moderne Probleme ? 181
  6. 6. Fluviale und aquatische Räume 185
    1. Stadt und Fluss 185
    2. Von der fragilen zur stabilen Brücke 192
    3. Donau-Umbau 196
    4. Das Verschwinden der urbanen Gewässer 202
  7. 7. Geordnete und modifizierte Umwelt 205
    1. Unsaubere und saubere Vormoderne 205
    2. Intermediäre Sauberkeit 210
    3. U-Topie Garten und Park 216
    4. Beleuchtung : Urbane Emanzipation von der Natur 226
  8. 8. Natur der Städter – Natur für Städter 232
    1. Irrationale und rationale Natur, untersuchte und gesammelte Natur 232
    2. Naturraum Um- und Hinterland 242
    3. Verschönerung durch Natur 248
  9. 9. Epidemie 253
    1. Die letzte Pest 253
    2. Epidemien und medizinische Infrastruktur : Konnex und Koevolution 257
    3. Ferne und nahe Cholera 263
  10. 10. Versorgungskrise 274
    1. Rekurrente Krisen type ancien 274
    2. Das langsame Auslaufen der Versorgungskrisen 281
  11. 11. Naturgefahr 290
    1. Hochwasser zwischen Alltag und Extremereignis 290
    2. Absenz und Rückkehr des Hochwassers 298
    3. Feuer als kollektives Risiko 304
    4. Feuer als städtisch-bürgerliche Aufgabe 316
  12. 12. Logiken und Akteure des Existenten und des Wandels 324
    1. Literatur- und Quellenverzeichnis 332
    2. Archivalien und ungedruckte Quellen 332
    3. Datenbanken 333
    4. Periodika 333
    5. Gedruckte Quellen und Literatur 334
    6. Anhang 358
    7. Verzeichnis der Tabellen und Grafiken 358
    8. Abbildungsnachweis 359
    9. Währungen und Maßeinheiten 360
    10. Hinweise zu den kartographischen Darstellungen 362
    11. Abkürzungen 364
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