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Geographie, Land und Leute
Transformationen städtischer Umwelt - Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
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225U-Topie Garten und Park | breiten Diskurs zu städtischen Grünanlagen, in den 1850er Jahren wurden bei der Um- gestaltung von Paris durch Haussmann zahlreiche Alleen angelegt und Parks an der Peripherie eingerichtet und zur gleichen Zeit entstand der Central Park in New York, der für viele nordamerikanische und europäische Städte zum Vorbild wurde.172 Diese Parks wurden zunehmend als Gegenentwürfe zu einer »düster gezeichneten Stadt«, als gesundheitsbringende »Lungen der Stadt« verstanden und als ideale Orte für bürgerli- che Freizeitgestaltung gesehen, die  – mit ihren zahllosen Vorschriften  – auch »Bühnen des hygienischen Erziehungsprogrammes« wurden.173 Interessanterweise entstand in Linz ein »Stadtpark« rund ein Jahrzehnt früher als in anderen österreichischen Städten, was wohl auf die spezifische Genese dieses Grünraumes zurückzuführen ist : Schließ- lich übernahm die Stadt Linz einen bestehenden Privatpark, sie etablierte keinen neu- en.174 Die substantiellen Investitionen und Veränderungen, die die Stadt seit dem Kauf vornahm, deuten darauf hin, dass man den Volksgarten tatsächlich als Linzer »Stadt- park«, also als Teil der städtischen Infrastruktur wahrnahm.175 Ab den 1860er Jahren wurde der Volksgarten zu einem zentralen Ort städtischer Repräsentation, an dem Ausstellungen und die Volksfeste abgehalten wurden ; 1877 erfolgte  – aus dem ersten »Millionendarlehen« der Stadt finanziert  – sogar eine Erweiterung, wodurch der Park auf die heutige Größe von etwas über 3  Hektar anwuchs.176 Nach der Promenade  – dem Projekt der Stände und später der Landesregierung  – und dem Volksgarten entstanden erst ab den 1860er Jahren weitere öffentlich zugäng- liche Grünräume in der Stadt. Möglicherweise lässt sich dies auf die omnipräsente Nutzung des grünen Um- und Hinterlandes zurückführen (vgl. Kap.  8. Natur der Städter  – Natur für Städter). Die Anlage der Grünflächen bei der Donaulände (nahe der Dampfschiffstation) und beim Krankenhaus waren deutlich visuell, im Falle des Krankenhauses auch gesundheitlich (und damit dennoch symbolisch) motiviert.177 Ende der 1860er Jahre wurde durch den neu entstandenen »Verein für Naturkunde in Oesterreich ob der Enns« ein Botanischer Garten auf stadteigenem Grund in der Neustadt errichtet.178 Die Initiative dazu ging von einem botanisch interessierten Beamten aus, der den Garten einerseits als Unterrichtsobjekt für die nahen Schulen, andererseits  – wie die Botanischen Gärten der Frühen Neuzeit  – als Teil eines wissen- schaftlichen Netzwerkes sah.179 Weitere öffentliche Grünanlagen entstanden in den 172 Melosi, America, 37 ; Lees/Hollen Lees, Cities, 191 ; Schott, Urbanisierung, 268f.; Benton-Short/ Short, Cities, 59 – 61. 173 Lenger, Metropolen, 171. 174 Vgl. Hajós, Stadtparks, 18f., 47 – 59 u. 78 – 80 ; Brunner/Schneider, Umwelt, 445f. 175 AStL, HS 212 (Kammeramt Ausgaben 1860), pag. 106f.; AStL, HS 237 (Kammeramt Ausgaben 1870), pag. 128f. 176 RB 1876 – 1878, 59 ; RB 1885, 106 ; Der Oberösterreicher 1884, 180 ; Leonhartsberger, Freizeiträume, 74. 177 RB 1879 – 1880, 26 u. 84. 178 Gelegen im Geviert der heutigen Mozart-, Dinghofer-, Harrach- und Fadingerstraße. 179 Kerschner, Garten, 37 – 46 ; 1777 – 1788 am Froschberg und 1853 – 1871 am Freinberg hatte es bereits Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Transformationen städtischer Umwelt Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
Title
Transformationen städtischer Umwelt
Subtitle
Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
Author
Georg Stöger
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2021
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21233-1
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
368
Keywords
Umweltgeschichte, Stadtgeschichte, Nachhaltigkeit
Category
Geographie, Land und Leute

Table of contents

  1. 1. Einleitung 11
    1. Zugänge : Stadt, Umwelt und Alltag 17
    2. Quellen 27
  2. 2. Kontexte : Linz 1700 bis 1900 36
    1. Naturräume 36
    2. Wetter und Klima 43
    3. Grenzen der Stadt 47
    4. Regierende und Regierte 50
    5. Ausweitungen des Urbanen 68
  3. 3. Wasser 75
    1. Praxis und Logik dezentraler Wasserversorgung 75
    2. Differenzierungen von Wasser 83
    3. Kontinuität, Adaption und neue Bedürfnisse 87
    4. Netzwerklösung 94
  4. 4. Energie und Biomasse 109
    1. Omnipräsenz des Brennholzes 109
    2. Die langsame Transition zur fossilen Energie 118
    3. Pferde und Wasser : Erneuerbare Antriebsenergie 123
    4. Lebensmittel : Lokaler Bedarf und lokale Versorgung 127
    5. Dritter bis sechster »Kreis« : Lebensmittel aus dem Um- und Hinterland 137
    6. Modifikationen der Lebensmittelversorgung 141
  5. 5. Zirkulationen und Output 145
    1. Recycling-Mentalität und Praxis 145
    2. Sekundäre Märkte in der Moderne 154
    3. Abwasser und Fäkalien : Alltägliche Outputs 160
    4. Von der Senkgrube zur Kanalisation 167
    5. Abfall und Emissionen : Moderne Probleme ? 181
  6. 6. Fluviale und aquatische Räume 185
    1. Stadt und Fluss 185
    2. Von der fragilen zur stabilen Brücke 192
    3. Donau-Umbau 196
    4. Das Verschwinden der urbanen Gewässer 202
  7. 7. Geordnete und modifizierte Umwelt 205
    1. Unsaubere und saubere Vormoderne 205
    2. Intermediäre Sauberkeit 210
    3. U-Topie Garten und Park 216
    4. Beleuchtung : Urbane Emanzipation von der Natur 226
  8. 8. Natur der Städter – Natur für Städter 232
    1. Irrationale und rationale Natur, untersuchte und gesammelte Natur 232
    2. Naturraum Um- und Hinterland 242
    3. Verschönerung durch Natur 248
  9. 9. Epidemie 253
    1. Die letzte Pest 253
    2. Epidemien und medizinische Infrastruktur : Konnex und Koevolution 257
    3. Ferne und nahe Cholera 263
  10. 10. Versorgungskrise 274
    1. Rekurrente Krisen type ancien 274
    2. Das langsame Auslaufen der Versorgungskrisen 281
  11. 11. Naturgefahr 290
    1. Hochwasser zwischen Alltag und Extremereignis 290
    2. Absenz und Rückkehr des Hochwassers 298
    3. Feuer als kollektives Risiko 304
    4. Feuer als städtisch-bürgerliche Aufgabe 316
  12. 12. Logiken und Akteure des Existenten und des Wandels 324
    1. Literatur- und Quellenverzeichnis 332
    2. Archivalien und ungedruckte Quellen 332
    3. Datenbanken 333
    4. Periodika 333
    5. Gedruckte Quellen und Literatur 334
    6. Anhang 358
    7. Verzeichnis der Tabellen und Grafiken 358
    8. Abbildungsnachweis 359
    9. Währungen und Maßeinheiten 360
    10. Hinweise zu den kartographischen Darstellungen 362
    11. Abkürzungen 364
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