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228 | Geordnete und modifizierte Umwelt
wendig, über die man
– vermutlich aufgrund der regelmäßigen Illuminationen
– bereits
verfüge. Somit würden nur »das öell und unterhaltung deren hierzu benöthigten leuth«
Kosten verursachen. Eine Laterne benötige pro Woche ein halbes Pfund »paumöell«,
was jährlich insgesamt 468 fl koste – verwende man »leinöell«, würden die Kosten auf
312 fl sinken. Diesen Betrag könne man über einen Zuschlag auf die städtische »haus-
nuzungs-steur«, auf die »gwerb steur« und über Abgaben der Freihäuser abdecken ; den
Rest könnten staatliche Stellen in Linz beisteuern und auch die Arbeitskosten finanzie-
ren.197 Es ist anzunehmen, dass die Kosten die Umsetzung dieses Vorschlages verhin-
derten, denn erst in den 1760er Jahren entstand eine ständige Beleuchtung öffentlicher
Räume. In der städtischen Bauamtsrechnung für das Jahr 1764 sind Ausgaben für 100
Laternen, die mit Leinöl betrieben wurden, in der Höhe von 208 fl 55 kr verzeichnet –
möglicherweise stand dies im Zusammenhang mit der bereits erwähnten Illumination
anlässlich der Kaiserkrönung in diesem Jahr. Zumindest ab dem Jahr 1766 wurden die
damals rund 110 Lampen von den Linzer Seifensiedern betrieben, die als Leuchtmittel
Unschlitt verwendeten und dafür einen Aufschlag auf Kerzen und Seife von 1 Pfennig
pro Pfund verlangen durften.198 Sehr hell leuchtete diese öffentlich-unternehmerische
Straßenbeleuchtung vermutlich nicht, wie eine 1783 erschienene Satire andeutet : Was
»du für [leuchtende] Käfer ansiehst, sind unsere Laternen«. Zwar brennen diese nur
bis zehn Uhr Abends und »nicht vielmehr als die Johannes-Käfer ; deswegen können
wir aber doch sagen, daß wir Laternen haben«.199 Die Seifensieder stellten, nachdem
sie mehrfach über zu hohe Ausgaben geklagt hatten – 1772 waren angeblich 1.762 fl
und 1788 2.180 fl aufgewandt worden – die Beleuchtung im Herbst 1790 ein.200 Dar-
aufhin etablierte die Stadt Linz selbst einen »Illuminazionsfond«, der – wie es bereits
zu Beginn des Jahrhunderts angedacht war – durch einen Zuschlag auf den Hauser-
trag dotiert wurde. Die Durchführung der Beleuchtung wurde einem Pächter auf acht
Jahre übergeben, der gegen Bezahlung bei einzelnen Institutionen (wie den Ständen)
auch »private« Laternen betrieb, die weiterhin leuchten mussten.201 Die durch die Stra-
ßenbeleuchtung für die Hausbesitzer entstehenden Kosten waren nicht unerheblich ;
größere Häuser wie das Kremsmünsterer Altstadthaus mussten in den 1790er Jahren
jährlich über 10 fl bezahlen,202 für andere Häuser sind 6 fl belegt.203 Dementsprechend
197 LR BIIG3, Reg. 1585 (38f.).
198 AStL, Altakten, Sch. 191 ; Kutschera, Straßenbeleuchtung, 348 – 351 ; Luca, Landeskunde, Bd. 1, 301 ;
LR BVIII2, Reg. 1003 (111).
199 Gimpel Insel, 145f.; vgl. zur Brenndauer (im Winter neun Stunden, im Sommer vier Stunden) und den
Defiziten : AStL, Altakten, Sch. 191.
200 AStL, Altakten, Sch. 191 ; vgl. Kutschera, Straßenbeleuchtung, 351 – 353.
201 LR BIIA41, Reg. 19861 (51) ; ebd., Reg. 19924 (94) ; LR E7a u. b, Reg. 1283 (316) ; LR BIIA35, Reg.
18902 (124 – 127) ; OÖLA, Landschaftsakten, Sch. 448, D.XV.3/No. 113 ; LZ, 17.9.1790 ; inspiriert
war dies wohl durch die Wiener Lösung eines »Beleuchtungsguldens« (Csendes/Opll, Wien, Bd. 3, 73).
202 LR BVI3, Reg. 1531 (10).
203 AStL, HS 1084 (Stadtratsprotokoll 1797), fol. 3a ; vgl. zu Wien : Koslofsky, Empire, 139f.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Transformationen städtischer Umwelt
Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
- Title
- Transformationen städtischer Umwelt
- Subtitle
- Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
- Author
- Georg Stöger
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21233-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 368
- Keywords
- Umweltgeschichte, Stadtgeschichte, Nachhaltigkeit
- Category
- Geographie, Land und Leute
Table of contents
- 1. Einleitung 11
- 2. Kontexte : Linz 1700 bis 1900 36
- 3. Wasser 75
- 4. Energie und Biomasse 109
- Omnipräsenz des Brennholzes 109
- Die langsame Transition zur fossilen Energie 118
- Pferde und Wasser : Erneuerbare Antriebsenergie 123
- Lebensmittel : Lokaler Bedarf und lokale Versorgung 127
- Dritter bis sechster »Kreis« : Lebensmittel aus dem Um- und Hinterland 137
- Modifikationen der Lebensmittelversorgung 141
- 5. Zirkulationen und Output 145
- 6. Fluviale und aquatische Räume 185
- 7. Geordnete und modifizierte Umwelt 205
- 8. Natur der Städter – Natur für Städter 232
- 9. Epidemie 253
- 10. Versorgungskrise 274
- 11. Naturgefahr 290
- 12. Logiken und Akteure des Existenten und des Wandels 324
- Literatur- und Quellenverzeichnis 332
- Archivalien und ungedruckte Quellen 332
- Datenbanken 333
- Periodika 333
- Gedruckte Quellen und Literatur 334
- Anhang 358
- Verzeichnis der Tabellen und Grafiken 358
- Abbildungsnachweis 359
- Währungen und Maßeinheiten 360
- Hinweise zu den kartographischen Darstellungen 362
- Abkürzungen 364