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Geographie, Land und Leute
Transformationen städtischer Umwelt - Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
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231Beleuchtung : Urbane Emanzipation von der Natur | Ab den 1820er Jahren waren in zahlreichen englischen Städten Unternehmen entstan- den, die Gas für die Straßenbeleuchtung und Privatkunden produzierten.217 In Wien fanden Beleuchtungsversuche mit Gas zwar schon im ersten Jahrzehnt des 19.  Jahr- hunderts statt, aber erst ab den 1840er Jahren wurde Gas in größerem Ausmaß für die Wiener Straßenbeleuchtung verwendet.218 Die Gasproduktion und beleuchtung erlebte in zahlreichen westeuropäischen Städten ab der Mitte des 19.  Jahrhunderts einen Boom,219 in Linz wurde am Ende der 1850er Jahre das erste Gaswerk errichtet. Zunächst hatte die Stadt versucht, selbst das Gaswerk zu erbauen, aber dafür keinen Kredit erhalten. Schließlich wählte man aus drei Angeboten die »Allgemeine Oester- reichische Gas-Gesellschaft« aus Triest und schloss mit dem Unternehmen 1857 ei- nen Vertrag, der auf 35 Jahre ein Monopol für die Beleuchtung und die Gasversorgung einräumte.220 Im April 1858 gab es bereits 230 Gaslaternen, daneben bestanden aber weiterhin die Öllampen, die mit Rübsamenöl, ab 1863 mit Petroleum und ab 1868 direkt durch die Stadt betrieben wurden. Mit der Einführung des Gaslichts waren die Beleuchtungskosten stark angestiegen (vgl. Tab.  29), wenngleich man 1856 noch damit gerechnet hatte, dass »nur unerhebliche Mehrauslagen« entstehen würden :221 Die knapp 20.000  fl, die man für die Straßenbeleuchtung im Jahr 1880 aufwandte, ent- sprachen immerhin knapp 4  Prozent der damaligen städtischen Gesamtausgaben.222 Aber erst mit der Gasbeleuchtung, die sukzessive erweitert wurde, genügte Linz den Ansprüchen, die während der zweiten Hälfte des 19.  Jahrhunderts an eine Mittelstadt gestellt wurden.223 Mit dem Auftreten der elektrischen Beleuchtung in den 1880er Jahren veränderten sich diese Ansprüche erneut :224 1883 war die Frage einer elek- trischen Beleuchtung erstmals im Linzer Gemeinderat thematisiert worden,225 und als 1891 der Bahnhof erstmals elektrisch beleuchtet wurde, betonte man, dass dies eigentlich »schon längst zum Bedürfnisse geworden« sei.226 Dennoch begann die Ära der elektrischen Straßenbeleuchtung in Linz erst im Jahr 1905  – gebremst hatte die monopolistische Gasgesellschaft.227 217 Schott, Urbanisierung, 283. 218 Brunner/Schneider, Umwelt, 157 – 160 ; Csendes/Opll, Wien, Bd. 3, 73 ; vgl. zum Beleuchtungsversuch des Polytechnischen Instituts : LZ, 9.12.1816. 219 Schott, Urbanisierung, 285 – 287. 220 AStL, Altakten, Sch. 192 ; vgl. ÖB, 11.7.1856 ; LAB, 20.11.1856 ; erst 1913 wurde das Linzer Gaswerk zu einem städtischen Betrieb : Lackner/Stadler, Fabriken, 54 – 57 u. 489. 221 ÖB, 12.7.1856. 222 RB 1879 – 1880, 102 u. 110 ; Kutschera, Straßenbeleuchtung, 355f. 223 Vgl. LAB, 8.11.1856. 224 Schott, Urbanisierung, 289f.; Lees/Hollen Lees, Cities, 193f.; vgl. für Wien Brunner/Schneider, Um- welt, 156 u. für Salzburg LTP, 17.2.1888. 225 Lackner/Stadler, Fabriken, 23f. 226 LTP, 19.10.1890. 227 Lackner/Stadler, Fabriken, 56f. u. 429 ; Kutschera, Straßenbeleuchtung, 363 u. 365f. Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Transformationen städtischer Umwelt Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
Title
Transformationen städtischer Umwelt
Subtitle
Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
Author
Georg Stöger
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2021
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21233-1
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
368
Keywords
Umweltgeschichte, Stadtgeschichte, Nachhaltigkeit
Category
Geographie, Land und Leute

Table of contents

  1. 1. Einleitung 11
    1. Zugänge : Stadt, Umwelt und Alltag 17
    2. Quellen 27
  2. 2. Kontexte : Linz 1700 bis 1900 36
    1. Naturräume 36
    2. Wetter und Klima 43
    3. Grenzen der Stadt 47
    4. Regierende und Regierte 50
    5. Ausweitungen des Urbanen 68
  3. 3. Wasser 75
    1. Praxis und Logik dezentraler Wasserversorgung 75
    2. Differenzierungen von Wasser 83
    3. Kontinuität, Adaption und neue Bedürfnisse 87
    4. Netzwerklösung 94
  4. 4. Energie und Biomasse 109
    1. Omnipräsenz des Brennholzes 109
    2. Die langsame Transition zur fossilen Energie 118
    3. Pferde und Wasser : Erneuerbare Antriebsenergie 123
    4. Lebensmittel : Lokaler Bedarf und lokale Versorgung 127
    5. Dritter bis sechster »Kreis« : Lebensmittel aus dem Um- und Hinterland 137
    6. Modifikationen der Lebensmittelversorgung 141
  5. 5. Zirkulationen und Output 145
    1. Recycling-Mentalität und Praxis 145
    2. Sekundäre Märkte in der Moderne 154
    3. Abwasser und Fäkalien : Alltägliche Outputs 160
    4. Von der Senkgrube zur Kanalisation 167
    5. Abfall und Emissionen : Moderne Probleme ? 181
  6. 6. Fluviale und aquatische Räume 185
    1. Stadt und Fluss 185
    2. Von der fragilen zur stabilen Brücke 192
    3. Donau-Umbau 196
    4. Das Verschwinden der urbanen Gewässer 202
  7. 7. Geordnete und modifizierte Umwelt 205
    1. Unsaubere und saubere Vormoderne 205
    2. Intermediäre Sauberkeit 210
    3. U-Topie Garten und Park 216
    4. Beleuchtung : Urbane Emanzipation von der Natur 226
  8. 8. Natur der Städter – Natur für Städter 232
    1. Irrationale und rationale Natur, untersuchte und gesammelte Natur 232
    2. Naturraum Um- und Hinterland 242
    3. Verschönerung durch Natur 248
  9. 9. Epidemie 253
    1. Die letzte Pest 253
    2. Epidemien und medizinische Infrastruktur : Konnex und Koevolution 257
    3. Ferne und nahe Cholera 263
  10. 10. Versorgungskrise 274
    1. Rekurrente Krisen type ancien 274
    2. Das langsame Auslaufen der Versorgungskrisen 281
  11. 11. Naturgefahr 290
    1. Hochwasser zwischen Alltag und Extremereignis 290
    2. Absenz und Rückkehr des Hochwassers 298
    3. Feuer als kollektives Risiko 304
    4. Feuer als städtisch-bürgerliche Aufgabe 316
  12. 12. Logiken und Akteure des Existenten und des Wandels 324
    1. Literatur- und Quellenverzeichnis 332
    2. Archivalien und ungedruckte Quellen 332
    3. Datenbanken 333
    4. Periodika 333
    5. Gedruckte Quellen und Literatur 334
    6. Anhang 358
    7. Verzeichnis der Tabellen und Grafiken 358
    8. Abbildungsnachweis 359
    9. Währungen und Maßeinheiten 360
    10. Hinweise zu den kartographischen Darstellungen 362
    11. Abkürzungen 364
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