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Geographie, Land und Leute
Transformationen städtischer Umwelt - Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
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244 | Natur der Städter – Natur für Städter Style in der Nähe ihrer Stadt anlegten«.112 Diese Sichtweise findet sich auch in einem Tagebucheintrag aus dem Frühjahr 1848 : Die Umgebung des Freinbergs gleiche »einer englischen Park-Anlage«, die für das »Vergnügen für die Linzer in dem vollkommens- ten Zustande« sei.113 Ab dem beginnenden 19.  Jahrhundert weitete sich der Diskurs über Naturräume im Um- und Hinterland von Linz aus, was wohl mit einer intensiveren Nutzung dieser Räume korrespondierte. Für Wien lässt sich zu dieser Zeit Vergleichbares beobach- ten : In der ersten Hälfte des 19.  Jahrhunderts wurden die städtische Peripherie und der Wienerwald zu Naherholungsgebieten, die bald auch über entsprechende Infra- strukturen verfügten.114 Alltägliche Freizeitbeschäftigungen der Linzer seien, so ist in einem 1811 erschienenen Reisebericht zu lesen, eine »Spazierfahrt nach Ebersberg« (Ebelsberg) oder zum Jägermayr am Freinberg, eine »Excursion nach der Zizelau« oder ein »Spaziergange auf den Pöstlingberg [, wo man] sich bey vollem Glase und gedeck- tem Tische Vergnügen holt«.115 Viele »gardens and taverns in the vicinity are resorted to by the inhabitants as places of recreation« stellte John Murray in seinem einfluss- reichen, erstmals 1837 erschienenen »Handbook for travellers in southern Germany« fest.116 Franz Xaver v. Spaun, zwischen 1796 und 1804 ständischer Syndikus in Linz, unternahm weite »Spaziergänge«, und er ging  – so sein Sohn Joseph v. Spaun  – mit seinen Kindern an den Wochenenden »oft in einen Wald, wo er […] mit uns spielte [,] und [er] ordnete Wettläufe und Springübungen an«.117 Bis in den Vormärz hatte sich ein Kanon des Besuchens herausgebildet, der spezi- fischer Orte und Routen  – ältere und neuere  – umfasste und auch die diesbezüglichen Infrastrukturen mit einschloss. Aufgrund der Nähe zum Stadtzentrum wurden der Freinberg und das dortige Gasthaus »Jägermayr« häufig frequentiert.118 »Wenn nicht der Jägermeyr ein so gutes Bier hätte, u. auf dem Schloßberg ein passabler Wein zu haben wäre, so müßte ich mich auf der Promenade aufhängen, mit der Überschrift : Aus Schmerz über die entflohene Linzer-Seele«, schrieb Franz Schubert im Juli 1825 an seinen Freund Joseph v. Spaun.119 Vor allem die Aussicht vom Freinberg auf Linz und die Donau wurde zu einem typischen und prägenden Sujet, das sich in zahlreichen Bildern und Photographien widerspiegelt (vgl. Abb.  30 u. das Titelbild).120 Man habe den »best point of view« von »Jägermeyer’s Garden«, war Murrays »Handbook« über- 112 Schultes, Donau-Fahrten, 115. 113 Záloha, Tagebücher, 129. 114 Brunner/Schneider, Umwelt, 346 u. 507. 115 Sartori, Reise, 424. 116 Murray, Handbook, 123f. 117 Doku, Spaun, 35 u. 41 ; vgl. Depiny, Aufzeichnungen, 175 – 177. 118 Heinse, Linz, 1. Aufl., 4 ; Benesch, Freinberg, 141f.; vgl. Bohdanowicz, Vorstädte, Bd. 2, 1621. 119 Franz Schubert an Josef v. Spaun, 21.7.1825  – Deutsch, Schubert, 113. 120 Benesch, Freinberg, 110 – 112 ; Záloha, Tagebücher, 128f.; u. Deinhardstein, Skizzen, 188. Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Transformationen städtischer Umwelt Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
Title
Transformationen städtischer Umwelt
Subtitle
Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
Author
Georg Stöger
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2021
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21233-1
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
368
Keywords
Umweltgeschichte, Stadtgeschichte, Nachhaltigkeit
Category
Geographie, Land und Leute

Table of contents

  1. 1. Einleitung 11
    1. Zugänge : Stadt, Umwelt und Alltag 17
    2. Quellen 27
  2. 2. Kontexte : Linz 1700 bis 1900 36
    1. Naturräume 36
    2. Wetter und Klima 43
    3. Grenzen der Stadt 47
    4. Regierende und Regierte 50
    5. Ausweitungen des Urbanen 68
  3. 3. Wasser 75
    1. Praxis und Logik dezentraler Wasserversorgung 75
    2. Differenzierungen von Wasser 83
    3. Kontinuität, Adaption und neue Bedürfnisse 87
    4. Netzwerklösung 94
  4. 4. Energie und Biomasse 109
    1. Omnipräsenz des Brennholzes 109
    2. Die langsame Transition zur fossilen Energie 118
    3. Pferde und Wasser : Erneuerbare Antriebsenergie 123
    4. Lebensmittel : Lokaler Bedarf und lokale Versorgung 127
    5. Dritter bis sechster »Kreis« : Lebensmittel aus dem Um- und Hinterland 137
    6. Modifikationen der Lebensmittelversorgung 141
  5. 5. Zirkulationen und Output 145
    1. Recycling-Mentalität und Praxis 145
    2. Sekundäre Märkte in der Moderne 154
    3. Abwasser und Fäkalien : Alltägliche Outputs 160
    4. Von der Senkgrube zur Kanalisation 167
    5. Abfall und Emissionen : Moderne Probleme ? 181
  6. 6. Fluviale und aquatische Räume 185
    1. Stadt und Fluss 185
    2. Von der fragilen zur stabilen Brücke 192
    3. Donau-Umbau 196
    4. Das Verschwinden der urbanen Gewässer 202
  7. 7. Geordnete und modifizierte Umwelt 205
    1. Unsaubere und saubere Vormoderne 205
    2. Intermediäre Sauberkeit 210
    3. U-Topie Garten und Park 216
    4. Beleuchtung : Urbane Emanzipation von der Natur 226
  8. 8. Natur der Städter – Natur für Städter 232
    1. Irrationale und rationale Natur, untersuchte und gesammelte Natur 232
    2. Naturraum Um- und Hinterland 242
    3. Verschönerung durch Natur 248
  9. 9. Epidemie 253
    1. Die letzte Pest 253
    2. Epidemien und medizinische Infrastruktur : Konnex und Koevolution 257
    3. Ferne und nahe Cholera 263
  10. 10. Versorgungskrise 274
    1. Rekurrente Krisen type ancien 274
    2. Das langsame Auslaufen der Versorgungskrisen 281
  11. 11. Naturgefahr 290
    1. Hochwasser zwischen Alltag und Extremereignis 290
    2. Absenz und Rückkehr des Hochwassers 298
    3. Feuer als kollektives Risiko 304
    4. Feuer als städtisch-bürgerliche Aufgabe 316
  12. 12. Logiken und Akteure des Existenten und des Wandels 324
    1. Literatur- und Quellenverzeichnis 332
    2. Archivalien und ungedruckte Quellen 332
    3. Datenbanken 333
    4. Periodika 333
    5. Gedruckte Quellen und Literatur 334
    6. Anhang 358
    7. Verzeichnis der Tabellen und Grafiken 358
    8. Abbildungsnachweis 359
    9. Währungen und Maßeinheiten 360
    10. Hinweise zu den kartographischen Darstellungen 362
    11. Abkürzungen 364
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