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Geographie, Land und Leute
Transformationen städtischer Umwelt - Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
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250 | Natur der Städter – Natur für Städter Der Freinberg blieb jedoch deutlich im Fokus des Vereins : Bereits 1873 war auf der Spitze des Freinberges (auch als Kalvarien- resp. Galgenberg bezeichnet) ein hölzerner Aussichtsturm errichtet worden, 1883 hatte der Verein  – kofinanziert durch die Linzer Sparkasse  – das gepachtete Waldstück erworben und es explizit zum »Stadtwäldchen« erklärt. Obgleich man es als »spezielles Schutzobjekt« deklarierte, erfolgten zahlreiche Umgestaltungen.165 Nachdem der reparaturbedürftige Aussichtsturm 1883 abgerissen worden war, wurde Ende der 1880er Jahre durch den Verein ein steinerner Neubau errichtet, den man  – als sich eine Koinzidenz mit dem Jubiläum der Kaiserkrönung ergab  – im Sommer 1889 als »Franz-Josefs-Warte« eröffnete, welche als wichtiger Teil der stadttouristischen Infrastruktur verstanden wurde.166 Tatsächlich zählte man im Jahr 1889 über 7.000 zahlende Turmbesucher  – die Mehrzahl wird jedoch aus Linz ge- kommen sein : 1891 standen 8.220 einheimische 990 fremden Besuchern gegenüber.167 Ein touristisches Produkt war auch das 1893 vom Verschönerungsverein herausgege- bene Faltpanorama, das die Aussicht von der Warte am Freinberg dokumentierte und benannte (vgl. Abb.  30).168 Zum Ende der 1890er Jahre erweiterte der Verein den Besitz beim Stadtwäldchen auf rund 6  Hektar. »Abgesehen von der herrlichen Luft im Stadtwalde sei die Aus- sicht dort so schön u. abwechselnd wie es bei wenigen Landeshauptstädten der Fall sein dürfte«, argumentierte man auf der Generalversammlung im Herbst 1899. Dabei zielte man jedoch nicht auf die Schaffung eines Naturraumes ab, sondern war eher an einem »Park mit schönen Fahrwegen u. ebensolchen Promenade-Wegen« interes- siert.169 Die Divergenzen um die Errichtung einer Straße durch das Stadtwäldchen im Frühjahr 1900 geben Einblick in die Naturbilder bürgerlicher Stadtbewohner/innen. Die Vereinsleitung plädierte für die Straße : Es müssten für die Besucher »harmo nische moderne Fahrwege« angelegt werden, ohnehin habe man die Planung an Gelände und Natur angepasst. Der Widerstand sei eher eine prinzipielle »Animosität gegen jede Neuanlage, wo ein alter Baum weichen müsze ; wir haben dieß bei der Promenade- Erneuerung u. Volksgarten-Erweiterung erlebt«. Tatsächlich äußerte ein Beamter »Bedenken wegen etwaiger Beseitigung schöner alter Bäume, bisheriger Waldwege u. wünscht die Schonung aller Bäume, [man solle] lieber einen alten Straszenzug erwei- tern u. verbeßern«.170 Ein Arzt forderte, das Wäldchen »intakt« zu lassen, er wünsche sich »im Walde vollkommene Ruhe, ganz staubfreie Luft«.171 Ein anderes Vereins- mitglied befürchtete ebenso Beeinträchtigungen durch den Straßenstaub und dekla- rierte sein Auftreten gegen die Straße als »Schutz [… der] Einheimischen«, denn diese 165 Leonhartsberger, Freizeiträume, 62 ; Benesch, Freinberg, 124 ; RB 1889, 205. 166 Benesch, Freinberg, 129 u. 170 – 174 ; vgl. RB 1889, 163. 167 RB 1889, 205 ; RB 1891, 181. 168 Vgl. RB 1892, 184. 169 Benesch, Freinberg, 192 ; Leonhartsberger, Freizeiträume, 62 – 65 ; RB 1900, 201. 170 Benesch, Freinberg, 125 ; vgl. LTP, 9.5.1900. 171 Benesch, Freinberg, 125f. Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Transformationen städtischer Umwelt Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
Title
Transformationen städtischer Umwelt
Subtitle
Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
Author
Georg Stöger
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2021
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21233-1
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
368
Keywords
Umweltgeschichte, Stadtgeschichte, Nachhaltigkeit
Category
Geographie, Land und Leute

Table of contents

  1. 1. Einleitung 11
    1. Zugänge : Stadt, Umwelt und Alltag 17
    2. Quellen 27
  2. 2. Kontexte : Linz 1700 bis 1900 36
    1. Naturräume 36
    2. Wetter und Klima 43
    3. Grenzen der Stadt 47
    4. Regierende und Regierte 50
    5. Ausweitungen des Urbanen 68
  3. 3. Wasser 75
    1. Praxis und Logik dezentraler Wasserversorgung 75
    2. Differenzierungen von Wasser 83
    3. Kontinuität, Adaption und neue Bedürfnisse 87
    4. Netzwerklösung 94
  4. 4. Energie und Biomasse 109
    1. Omnipräsenz des Brennholzes 109
    2. Die langsame Transition zur fossilen Energie 118
    3. Pferde und Wasser : Erneuerbare Antriebsenergie 123
    4. Lebensmittel : Lokaler Bedarf und lokale Versorgung 127
    5. Dritter bis sechster »Kreis« : Lebensmittel aus dem Um- und Hinterland 137
    6. Modifikationen der Lebensmittelversorgung 141
  5. 5. Zirkulationen und Output 145
    1. Recycling-Mentalität und Praxis 145
    2. Sekundäre Märkte in der Moderne 154
    3. Abwasser und Fäkalien : Alltägliche Outputs 160
    4. Von der Senkgrube zur Kanalisation 167
    5. Abfall und Emissionen : Moderne Probleme ? 181
  6. 6. Fluviale und aquatische Räume 185
    1. Stadt und Fluss 185
    2. Von der fragilen zur stabilen Brücke 192
    3. Donau-Umbau 196
    4. Das Verschwinden der urbanen Gewässer 202
  7. 7. Geordnete und modifizierte Umwelt 205
    1. Unsaubere und saubere Vormoderne 205
    2. Intermediäre Sauberkeit 210
    3. U-Topie Garten und Park 216
    4. Beleuchtung : Urbane Emanzipation von der Natur 226
  8. 8. Natur der Städter – Natur für Städter 232
    1. Irrationale und rationale Natur, untersuchte und gesammelte Natur 232
    2. Naturraum Um- und Hinterland 242
    3. Verschönerung durch Natur 248
  9. 9. Epidemie 253
    1. Die letzte Pest 253
    2. Epidemien und medizinische Infrastruktur : Konnex und Koevolution 257
    3. Ferne und nahe Cholera 263
  10. 10. Versorgungskrise 274
    1. Rekurrente Krisen type ancien 274
    2. Das langsame Auslaufen der Versorgungskrisen 281
  11. 11. Naturgefahr 290
    1. Hochwasser zwischen Alltag und Extremereignis 290
    2. Absenz und Rückkehr des Hochwassers 298
    3. Feuer als kollektives Risiko 304
    4. Feuer als städtisch-bürgerliche Aufgabe 316
  12. 12. Logiken und Akteure des Existenten und des Wandels 324
    1. Literatur- und Quellenverzeichnis 332
    2. Archivalien und ungedruckte Quellen 332
    3. Datenbanken 333
    4. Periodika 333
    5. Gedruckte Quellen und Literatur 334
    6. Anhang 358
    7. Verzeichnis der Tabellen und Grafiken 358
    8. Abbildungsnachweis 359
    9. Währungen und Maßeinheiten 360
    10. Hinweise zu den kartographischen Darstellungen 362
    11. Abkürzungen 364
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