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Geographie, Land und Leute
Transformationen städtischer Umwelt - Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
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295Hochwasser zwischen Alltag und Extremereignis | boundaries between the affected and protected« verursachten.30 Bereits am 2.  Juli 1786, somit unmittelbar nach der ersten und kurz vor der zweiten Überschwemmung, wurde die Kirche am jenseits der Donau gelegenen Pöstlingberg feierlich eingeweiht.31 Nach einer schwereren Überschwemmung  – hier besteht eine Analogie zu Groß- bränden und Epidemien  – erfolgte eine Unterstützung für die vom Hochwasser Betroff enen durch Sach- und Geldspenden, die überwiegend durch die Gesellschaft bereitgestellt wurden. Auch politisch-administrative Funktionsträger oder Mitglie- der des Kaiserhofes spendeten immer als Individuen, während die Obrigkeiten selbst nur die Verteilung dieser Hilfsleistungen übernahmen. Bereits unmittelbar nach dem Sommerhochwasser des Jahres 1786 kam es zu bürgerlichen Wohltätigkeitsaktivitä- ten (über Theaterstücke, Konzerte und Publikationen),32 auch die Überschwemmun- gen infolge eines Eisstoßes im Februar 1799 führten zu überregionalen Sammlungen, die bis ins Frühjahr andauerten.33 Ähnlich wurde bei der großen Überschwemmung in Wien 1830 gehandelt : Auch die »Linzer Zeitung« rief zu Sach- und Geldspenden auf.34 Derartige Hilfsaktionen waren eng an die Medialität derartiger Ereignisse ge- bunden, d. h. an eine Bekanntmachung über Zeitungen und andere Publikationen. Die zeitgenössische Berichterstattung über entfernte Überschwemmungen oder Eis- stöße lässt sich dabei auch als Hinweis auf das genaue Beobachten extremer Natur- ereignisse lesen und kann auch  – wie die Hochwassermarken (die aber ebenso prak- tischen Nutzen hatten  – vgl. unten)  – als Teil einer mentalen Bewältigung gesehen werden.35 Lorenz Hübners Buch »Zum traurigen Angedenken der Ueberschwem- mungen einiger Gegenden Oberdeutschlands im Junius 1786«, in dem Hübner auch auf der Basis der »Linzer Zeitung« die Situation im Linzer Raum thematisierte,36 war bereits Anfang September 1786 erhältlich.37 Es gehe, so Hübner einleitend, nicht nur darum, aus dem Ereignis zu lernen, sondern ebenso aus derartigen Beschreibungen »Trost zu ziehen«.38 30 Boone, Ecology, 146. 31 LZ, 3.7.1786. 32 Etwa die Broschüre des Linzer Beamten Anton Cremeri, die zum »Besten der durch das grosse Wasser verunglückten Bürger« aufgelegt wurde (Cremeri, Selbstgespräch). 33 LZ, 7.7.1786 ; ebd., 14.7.1786 ; Mayrhofer/Katzinger, Geschichte, Bd. 2, 90 ; LR E7a u. b, Reg. 1520 (377f.) ; ebd., Reg. 1561 (387) ; vgl. LZ, 7.1.1820 ; ebd., 19.5.1830 ; ebd., 22.3.1830. 34 LZ, 22.3.1830 u. ebd., 19.5.1830 ; vgl. zum Hochwasser : Hohensinner, Hochwässer, 39 u. Strömmer, Klima-Geschichte, 297 – 300. 35 Vgl. z. B. LR E7a u. b, Reg. 36 (13) ; ebd., Reg. 63 (20) ; vgl. zu den Hochwassermarken und -tafeln : Rohr, Naturereignisse, 386 – 391. 36 Hübner, Angedenken, 44 – 47. 37 LZ, 8.9.1786. 38 Hübner, Angedenken, unpag. [2] ; ähnlich hatte Hübner in seiner Beschreibung der Überschwemmung von 1784 argumentiert : »Juvat meminisse laborum« (Hübner, Ueberschwemmungs-Geschichte, unpag. [3f.]). Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Transformationen städtischer Umwelt Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
Title
Transformationen städtischer Umwelt
Subtitle
Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
Author
Georg Stöger
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2021
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21233-1
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
368
Keywords
Umweltgeschichte, Stadtgeschichte, Nachhaltigkeit
Category
Geographie, Land und Leute

Table of contents

  1. 1. Einleitung 11
    1. Zugänge : Stadt, Umwelt und Alltag 17
    2. Quellen 27
  2. 2. Kontexte : Linz 1700 bis 1900 36
    1. Naturräume 36
    2. Wetter und Klima 43
    3. Grenzen der Stadt 47
    4. Regierende und Regierte 50
    5. Ausweitungen des Urbanen 68
  3. 3. Wasser 75
    1. Praxis und Logik dezentraler Wasserversorgung 75
    2. Differenzierungen von Wasser 83
    3. Kontinuität, Adaption und neue Bedürfnisse 87
    4. Netzwerklösung 94
  4. 4. Energie und Biomasse 109
    1. Omnipräsenz des Brennholzes 109
    2. Die langsame Transition zur fossilen Energie 118
    3. Pferde und Wasser : Erneuerbare Antriebsenergie 123
    4. Lebensmittel : Lokaler Bedarf und lokale Versorgung 127
    5. Dritter bis sechster »Kreis« : Lebensmittel aus dem Um- und Hinterland 137
    6. Modifikationen der Lebensmittelversorgung 141
  5. 5. Zirkulationen und Output 145
    1. Recycling-Mentalität und Praxis 145
    2. Sekundäre Märkte in der Moderne 154
    3. Abwasser und Fäkalien : Alltägliche Outputs 160
    4. Von der Senkgrube zur Kanalisation 167
    5. Abfall und Emissionen : Moderne Probleme ? 181
  6. 6. Fluviale und aquatische Räume 185
    1. Stadt und Fluss 185
    2. Von der fragilen zur stabilen Brücke 192
    3. Donau-Umbau 196
    4. Das Verschwinden der urbanen Gewässer 202
  7. 7. Geordnete und modifizierte Umwelt 205
    1. Unsaubere und saubere Vormoderne 205
    2. Intermediäre Sauberkeit 210
    3. U-Topie Garten und Park 216
    4. Beleuchtung : Urbane Emanzipation von der Natur 226
  8. 8. Natur der Städter – Natur für Städter 232
    1. Irrationale und rationale Natur, untersuchte und gesammelte Natur 232
    2. Naturraum Um- und Hinterland 242
    3. Verschönerung durch Natur 248
  9. 9. Epidemie 253
    1. Die letzte Pest 253
    2. Epidemien und medizinische Infrastruktur : Konnex und Koevolution 257
    3. Ferne und nahe Cholera 263
  10. 10. Versorgungskrise 274
    1. Rekurrente Krisen type ancien 274
    2. Das langsame Auslaufen der Versorgungskrisen 281
  11. 11. Naturgefahr 290
    1. Hochwasser zwischen Alltag und Extremereignis 290
    2. Absenz und Rückkehr des Hochwassers 298
    3. Feuer als kollektives Risiko 304
    4. Feuer als städtisch-bürgerliche Aufgabe 316
  12. 12. Logiken und Akteure des Existenten und des Wandels 324
    1. Literatur- und Quellenverzeichnis 332
    2. Archivalien und ungedruckte Quellen 332
    3. Datenbanken 333
    4. Periodika 333
    5. Gedruckte Quellen und Literatur 334
    6. Anhang 358
    7. Verzeichnis der Tabellen und Grafiken 358
    8. Abbildungsnachweis 359
    9. Währungen und Maßeinheiten 360
    10. Hinweise zu den kartographischen Darstellungen 362
    11. Abkürzungen 364
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