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310 | Naturgefahr
Die Brandbekämpfung zielte, wenn man das Feuer am Brandherd nicht mehr lö-
schen konnte, auf das Absichern und Evakuieren der Nachbarhäuser und auf das Anle-
gen von Feuerschneisen ab. Wie in den Feuerordnungen vorgesehen, übernahmen dies
oftmals die Handwerker oder Rauchfangkehrer, so etwa bei einem kleineren Feuer am
Landhausturm im September 1740.143 Beim Brand eines Gasthauses nahe der Land-
straße im November 1732 halfen die Anrainer mit, aber auch zwölf Soldaten waren
auf dem Schindeldach des Ursulinenklosters damit beschäftigt, eine weitere Ausbrei-
tung des Feuers zu verhindern.144 Bei einem kleineren Brand in der Oberen Badgasse
im Juli 1793 wurde Taglöhnern, Soldaten und Bewohnern/innen, darunter sogar ei-
nigen aus Urfahr, für ihre Hilfe öffentlich gedankt.145 Für derartige Hilfeleistungen
wurden offenbar nur bei Transportdiensten, die Besitztümer in Sicherheit brachten,
Zahlungen verlangt, mitunter bezahlten aber Hausbesitzer – eher bei erfolgreich ge-
löschten Kleinbränden – Prämien.146 Dem Ansuchen von fünf Rauchfangkehrergesel-
len um »Remuneration« für die Hilfeleistung beim Brand von 1755 wurde durch die
Landstände beschieden, dass Derartiges eigentlich ein Pflichtdienst sei, wobei dann
doch je 2 fl gewährt wurden.147 Bei diesem Brand war auch der Karmeliterprior als
»geistliche[r] Feuerlöscher« aufgetreten, wie es eine Linzer Satire aus den 1780er Jah-
ren maliziös bezeichnete,148 und hatte sich dem Feuer mit einer Monstranz entgegen-
gestellt.149 Einem Brand im Jahr 1732 begegnete man ähnlich : Ein Geistlicher ging,
so der damalige Landeshauptmann in einem Brief, »mit den hochw(ürdigsten)-Guett
hinaus und hat den Seegen gegeben, worauf die Brunst balt nachgelassen«.150
Nach den Bränden feierten nicht oder wenig Betroffene – ähnlich wie bei Über-
schwemmungen und Seuchen (vgl. oben u. Kap. 9. Epidemie) – Dankgottesdienste,151
Geschädigte erhielten finanzielle und materielle Hilfe über Sammlungen und Steuer-
nachlässe.152 Für Oberösterreich sind »Brandbriefe«, die durch lokale Obrigkeiten aus-
gestellt wurden und Betroffene zur Sammlung von Spenden autorisierten, schon für
das 16. Jahrhundert belegt. Ab 1750 wurden diese Sammlungen von staatlicher Seite
legitimiert, 1761 eingestellt und 1786 wieder eingeführt. Ebenso bestanden Steuer-
befreiungen nach Großbränden, die in der Regel drei steuerfreie Jahre einräumten.153
143 LR BIIG5, Reg. 2952 (167) ; LR BIIA5, Reg. 7127 (227) ; LR E7a u. b, Reg. 767 (187) ; vgl. EdN, s.v.
Feuerwehr.
144 LR E1b, Reg. 1565 (58f.).
145 LZ, 19.7.1793.
146 LR BIIG5, Reg. 2952 (167).
147 LR BIIA6, Reg. 8623 (232).
148 Gimpel Insel, 150.
149 LR E1d, Reg. 3213 (11).
150 LR BIIG5, Reg. 2550 (32).
151 LR CIIIC3, Reg. 835 (361) ; Waldhauser, Predigt – vgl. Allemeyer, Fewersnoth, 18 – 25 u. 126 – 135.
152 Vgl. EdN, s.v. Brandversicherung ; Zwierlein, Prometheus, 263 – 270.
153 Grüll, Brandverhütung, 384f. u. 394.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Transformationen städtischer Umwelt
Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
- Title
- Transformationen städtischer Umwelt
- Subtitle
- Das Beispiel Linz, 1700 bis 1900
- Author
- Georg Stöger
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21233-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 368
- Keywords
- Umweltgeschichte, Stadtgeschichte, Nachhaltigkeit
- Category
- Geographie, Land und Leute
Table of contents
- 1. Einleitung 11
- 2. Kontexte : Linz 1700 bis 1900 36
- 3. Wasser 75
- 4. Energie und Biomasse 109
- Omnipräsenz des Brennholzes 109
- Die langsame Transition zur fossilen Energie 118
- Pferde und Wasser : Erneuerbare Antriebsenergie 123
- Lebensmittel : Lokaler Bedarf und lokale Versorgung 127
- Dritter bis sechster »Kreis« : Lebensmittel aus dem Um- und Hinterland 137
- Modifikationen der Lebensmittelversorgung 141
- 5. Zirkulationen und Output 145
- 6. Fluviale und aquatische Räume 185
- 7. Geordnete und modifizierte Umwelt 205
- 8. Natur der Städter – Natur für Städter 232
- 9. Epidemie 253
- 10. Versorgungskrise 274
- 11. Naturgefahr 290
- 12. Logiken und Akteure des Existenten und des Wandels 324
- Literatur- und Quellenverzeichnis 332
- Archivalien und ungedruckte Quellen 332
- Datenbanken 333
- Periodika 333
- Gedruckte Quellen und Literatur 334
- Anhang 358
- Verzeichnis der Tabellen und Grafiken 358
- Abbildungsnachweis 359
- Währungen und Maßeinheiten 360
- Hinweise zu den kartographischen Darstellungen 362
- Abkürzungen 364