Seite - 116 - in Jemen - Traumhafte Bauten, Wilde Landschaften
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REISEBERICHT
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raufgeholt werden und dann händisch in die Hoch-
häuser hinaufgetragen oder außen an einem Seil
hinaufgezogen werden. Das Abwasser floss dann
über weit vorkragende Rinnen oder Rohre auf Höhe
der Küchen oder Waschräumen wieder hinaus in
den Straßenraum. Auf Grund der extremen Trocken-
heit kam unten auf der Straße nur selten etwas von
diesem Abwasser an. Meist trockneten die während
des Fallens fein zerstäubenden Tropfen schon auf
dem Weg in die Tiefe ab. 1991 wurde bereits ein
Großteil des Abwassers über frei vor den rückseiti-
gen Fassaden stehende Abwasserkanäle in ein neu-
es Kanalnetz abgeführt.
Einige der Bauten neigten sich damals bereits gefähr-
lich zur Seite. Manche wurden von Nachbarbauten
durch unzählige kleine horizontale Holzstäbe in ge-
ringen Abständen zueinander gestützt. Diese Hölzer
mehrgeschoßige Lehmwohnhäuser, die aus dem 19.
Jh. stammen. Dies ist umso erstaunlicher, als diese in
einer unvergleichlich feuchteren Klimazone stehen.
Besonders wichtig ist bei allen Lehmbauten die so-
fortige Sanierung auch geringster Schäden an der
Außenhaut nach stärkeren Regenfällen und das Ver-
meiden von aufsteigender Feuchtigkeit. Die Dächer,
Terrassen und kleinen Höfe am oberen Ende der
Hochhäuser von Schibam müssen dicht sein und die
Abläufe funktionieren.
Heutige Nasszellen bringen allerdings neue, manch-
mal fatal wirkende Gefahren mit sich. Leicht lecken-
de Wasserrohre können unbemerkt zur Destabilisie-
rung eines ganzen Lehmhochhauses führen. Früher
musste das wenige Wasser, das in den Häusern ge-
braucht wurde, zuerst aus einem tiefen Brunnen he- Abb. 117
Bei diesem Tighremt in der
rechten Bildhälfte im marokka-
nischen Ait Ben Haddou wur-
den aus arbeitsökonomischen
Gründen von unten bis weit
hinauf die Lehmmauern in Pi-
sé-Bauweise ausgeführt, ganz
oben aber aus Adobes errich-
tet. Die großen Lehmfelder, die
durch die Pisé-Bauweise entste-
hen, ähneln stark dem Format
von Putzfeldern auf verputzten
Adobe-Wänden. So lässt sich
das eine vom anderen oft nur
schwer unterscheiden.
Abb. 118
Bei diesem Haus in Sif wurden
die Mauern aus Adobes, ge-
trockneten Lehmziegeln, errich-
tet und die Mauer anschließend
verputzt. Die einzelnen Arbeits-
abschnitte sind etwa so groß
wie die Pisé-Felder. Auch beim
Verputzen entstanden in Schi-
bam an manchen Häusern ähn-
liche rechteckige Felder. Da-
durch ergibt sich eine ähnliche
Oberflächengliederung und es
kommt leicht zu Fehlschlüssen.
Der Autor fand während seiner
Reise durch den Jemen keine
eindeutig in Pisé-Bauweise er-
richteten Bauten.
Jemen
Traumhafte Bauten, Wilde Landschaften
- Titel
- Jemen
- Untertitel
- Traumhafte Bauten, Wilde Landschaften
- Autor
- Hasso Hohmann
- Verlag
- Verlag der Technischen Universität Graz
- Ort
- Graz
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-85125-670-3
- Abmessungen
- 20.0 x 27.0 cm
- Seiten
- 308
- Schlagwörter
- Vorderasien, arabische Halbinsel, Sanaa, Aden, Architektur
- Kategorie
- Geographie, Land und Leute
Inhaltsverzeichnis
- Vorbemerkungen 7
- Einige Tage Ägypten 17
- Reise durch den Jemen 29
- Altstadt von Sanaa 33
- Kleidung von Männern und Frauen 42
- Die leichte Droge Kat 56
- Marib 60
- Die Salayman Ibn Dawud Moschee 73
- Säulen und ihre Kapitelle 74
- Flug ins Wadi Hadramaut 78
- Wasserhäuser 84
- Tarim 86
- Türen und ihre hölzernen Fallenschlösser 93
- Vergleich mit Türschlössern auf Tinos 100
- Mausoleum in Al Ghurfa 107
- Schibam 108
- Seiyun 124
- Auskragungen und Vorspanneffekte 133
- Hureida 139
- Hadjarein 142
- Chrecher 142
- Sif 144
- Bienenhaltung in Amphoren 152
- Al Mukalla 157
- Fahrt nach Aden 165
- Aden 168
- Taiz 175
- Saada 195
- Schahara 202
- Fahrt nach Sanaa 209
- Amran 209
- Thulla 213
- Kaukaban 218
- Kuchlan 224
- Al Qurazihah, ein Kral der Tihama 229
- Hodeida 233
- Zabid 236
- Hadjara 242
- Rauda 249
- Baynun 254
- Zurück entlang des Roten Meeres 268
- Siedlungsformen 273
- Bauformen 277
- Architekturdetails 287
- Apendix