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REISE DURCH DEN JEMEN
215 he, eine moderne Hose und einen darüber fallenden
Rock. Zunächst gab es Tee mit viel Zucker und Minze.
Die Mutter zeigte uns dann, worauf es beim Fladen-
brotbacken ankommt. Zuerst muss der fertige mit
Germ angesetzte Teig zu einer dünnen Scheibe auf
trockenem Mehl ausgewalzt werden. Da er dazu
tendiert, sich sofort wieder zusammenzuziehen, muss
er in eine Drehbewegung versetzt werden, damit er
durch die Fliehkraft am Fladenrand wieder auseinan-
dergezogen wird. Das machen die Leute, indem sie
den klebrigen Germfladen nur an den Fingerspitzen
in der Luft schnell drehen, um ihn dann blitzschnell
und mit einer enormen Geschicklichkeit in den ge-
heizten Ofen nach unten durch eine relativ kleine run-
de Öffnung am oberen Ende des Ofendomes zu dre-
hen, sodass er auf der Innenseite des Ofendomes mit
der Handfläche angeklebt werden kann. Das muss
blitzschnell geschehen, da der Dom glühheiß ist und
auch das Ofeninnere eine sehr hohe Temperatur hat.
Sonst verbrennt man sich die Hände.
Dort ist das Brot dann in sehr kurzer Zeit, meist bereits
nach wenigen gezählten Sekunden – je nach Vorhitze
abgebogen war – es war der vierte Stock. Die Trep-
pe war vierläufig. Von jedem vierten Eckpodest aus
gelangte man in ein Stockwerk.
Auch das Schlafzimmer des Lehrers lag im vierten
Stock und war mit Teppichen an den Wänden und
am Boden ausgeschlagen. Sein Schlaflager war
an der Wand zur Küche angeordnet, die wohl die
wärmste Wand des Hauses war. In der Nacht kann
es auf 2630 m Seehöhe in Thulla bei der extrem
niedrigen Luftfeuchtigkeit sehr kalt werden. Die Küche
war fast eine “Rauchkuchl”, wie man sie in Österreich
aus den Volkskundemuseen kennt. Gute Beispiele fin-
den sich im Österreichischen Freilichtmuseum im stei-
rischen Stübing.
Schon der dunkle Naturstein des Hauses bereitete
eine finstere Atmosphäre im gesamten Haus. In der
Küche aber war alles noch schwärzer, vor allem unter
der von Rauch geschwärzten Decke. Es gab meh-
rere Herde in der Küche und entsprechend mehrere
quadratische Rauchabzüge weiter oben. Tochter und
Mutter kochten hier gemeinsam. Die Mutter, die ihren
schwarzen Umhang abgelegt hatte, trug helle Schu-
Abb. 237
Thulla mit dem Festungsfelsen im Hintergrund.
Jemen
Traumhafte Bauten, Wilde Landschaften
- Titel
- Jemen
- Untertitel
- Traumhafte Bauten, Wilde Landschaften
- Autor
- Hasso Hohmann
- Verlag
- Verlag der Technischen Universität Graz
- Ort
- Graz
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-85125-670-3
- Abmessungen
- 20.0 x 27.0 cm
- Seiten
- 308
- Schlagwörter
- Vorderasien, arabische Halbinsel, Sanaa, Aden, Architektur
- Kategorie
- Geographie, Land und Leute
Inhaltsverzeichnis
- Vorbemerkungen 7
- Einige Tage Ägypten 17
- Reise durch den Jemen 29
- Altstadt von Sanaa 33
- Kleidung von Männern und Frauen 42
- Die leichte Droge Kat 56
- Marib 60
- Die Salayman Ibn Dawud Moschee 73
- Säulen und ihre Kapitelle 74
- Flug ins Wadi Hadramaut 78
- Wasserhäuser 84
- Tarim 86
- Türen und ihre hölzernen Fallenschlösser 93
- Vergleich mit Türschlössern auf Tinos 100
- Mausoleum in Al Ghurfa 107
- Schibam 108
- Seiyun 124
- Auskragungen und Vorspanneffekte 133
- Hureida 139
- Hadjarein 142
- Chrecher 142
- Sif 144
- Bienenhaltung in Amphoren 152
- Al Mukalla 157
- Fahrt nach Aden 165
- Aden 168
- Taiz 175
- Saada 195
- Schahara 202
- Fahrt nach Sanaa 209
- Amran 209
- Thulla 213
- Kaukaban 218
- Kuchlan 224
- Al Qurazihah, ein Kral der Tihama 229
- Hodeida 233
- Zabid 236
- Hadjara 242
- Rauda 249
- Baynun 254
- Zurück entlang des Roten Meeres 268
- Siedlungsformen 273
- Bauformen 277
- Architekturdetails 287
- Apendix