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REISEBERICHT
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das stetig etwas Wasser durchsickern lässt, sodass
der Verdunstungswärmeentzug zu einer deutlichen
Absenkung der Wassertemperatur in den Gefäßen
führt. Die Töpferwaren - Krüge, Tassen, Schalen etc.
- wurden unglasiert und glasiert mit sehr archaischen
Mustern geschmückt.
Die Mutter des Studenten zeigte mir eine halbfertige
Hütte, die sie gerade für einen ihrer Söhne errichtete.
Die Wohnhäuser wurden damals in der Tihama von
Frauen, von den Müttern für ihre Kinder errichtet. Sie
waren Planer und Ausführende. Dass seine Mutter
den Lehmbau selber baute, hatte also nichts damit zu
tun, dass sein Vater nicht mehr lebte.
Je nach Geschick fiel die gestalterische Qualität der
Bauten aus. Die Mutter meines Gastgebers war eine
wahre Künstlerin. Alle von ihr errichteten Bauten wa-
ren bewohnbare Skulpturen mit einem hohen Maß
an Handwerklichkeit und Ästhetik. Jedes Detail war
bundene Regale. Unter der Lehmoberfläche verbarg
sich immer eine Holzkonstruktion. Die Betten waren
gewöhnlich einfache hölzerne Steckkonstruktionen,
die ihre Stabilität erhöhen, wenn man sich hinein-
legt bzw. sie belastet. Ähnliches gilt für Stühle und
Schemel sowie für die Tische in den kleinen Lehmhüt-
ten. Vor der Tür hatten die meisten der Bauten einen
durch eine Lehmmauer abgegrenzten sehr kleinen
Vorhof.
Es gab Frauenareale und Männerareale in den Kra-
len. Daneben gab es Lagerhäuser für Futter, Ställe
für Hühner und abgezäunte Viehgehege. Fast alle
Architekturformen waren auf Grund der Verwendung
von Lehm in ihrem Erscheinungsbild weich, abgerun-
det und sehr sorgfältig gestaltet. Der größere Teil der
Lehmarchitektur war aber durch die Strohverkleidun-
gen wieder verdeckt. Wasser wurde aus tiefen Brun-
nen heraufgezogen und in Tongefäßen gelagert. Sie
Bestanden aus einem relativ porenoffenen Material, Abb. 256
Mein Gastgeber ließ sich mit zwei Verwandten
in seinem Haus nieder. Die Regale wurden von
der Mutter aus Lehm und Bambus modelliert.
Abb. 255
Auch die Hütte meines Gastgebers war von des-
sen Mutter erbaut worden. Die über das Dach
gespannten Seile sollen helfen, bei heftigen
Wüstenstürmen die Deckung und den Regen-
schutz festzuhalten.
Jemen
Traumhafte Bauten, Wilde Landschaften
- Titel
- Jemen
- Untertitel
- Traumhafte Bauten, Wilde Landschaften
- Autor
- Hasso Hohmann
- Verlag
- Verlag der Technischen Universität Graz
- Ort
- Graz
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-85125-670-3
- Abmessungen
- 20.0 x 27.0 cm
- Seiten
- 308
- Schlagwörter
- Vorderasien, arabische Halbinsel, Sanaa, Aden, Architektur
- Kategorie
- Geographie, Land und Leute
Inhaltsverzeichnis
- Vorbemerkungen 7
- Einige Tage Ägypten 17
- Reise durch den Jemen 29
- Altstadt von Sanaa 33
- Kleidung von Männern und Frauen 42
- Die leichte Droge Kat 56
- Marib 60
- Die Salayman Ibn Dawud Moschee 73
- Säulen und ihre Kapitelle 74
- Flug ins Wadi Hadramaut 78
- Wasserhäuser 84
- Tarim 86
- Türen und ihre hölzernen Fallenschlösser 93
- Vergleich mit Türschlössern auf Tinos 100
- Mausoleum in Al Ghurfa 107
- Schibam 108
- Seiyun 124
- Auskragungen und Vorspanneffekte 133
- Hureida 139
- Hadjarein 142
- Chrecher 142
- Sif 144
- Bienenhaltung in Amphoren 152
- Al Mukalla 157
- Fahrt nach Aden 165
- Aden 168
- Taiz 175
- Saada 195
- Schahara 202
- Fahrt nach Sanaa 209
- Amran 209
- Thulla 213
- Kaukaban 218
- Kuchlan 224
- Al Qurazihah, ein Kral der Tihama 229
- Hodeida 233
- Zabid 236
- Hadjara 242
- Rauda 249
- Baynun 254
- Zurück entlang des Roten Meeres 268
- Siedlungsformen 273
- Bauformen 277
- Architekturdetails 287
- Apendix