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GLOSSAR
des eingebrachten Materials muss nach dem Ver-
dichtungsvorgang trocken und zugleich fest genug
sein, dass es auch ohne Schalung seine Form behält,
damit die Schalung verschoben werden und das er-
richtete Mauerstück auch die vierte Seitenwand des
nächsten Pisé-Feldes ersetzen kann.
Die Pisé-Felder werden in der zweiten und auch in
den weiteren Ebenen gewöhnlich um die Hälfte oder
ein Drittel der Breite versetzt angeordnet, damit eine
Art Mauerwerksverband zwischen diesen Feldern
entsteht, was die Stabilität der aus mehreren Zeilen
von Pisé-Feldern übereinander bestehenden Wänden
erhöhen hilft. Die Pisé-Bauweise war nahezu rund um
den Globus und in fast allen Kulturen, selbst in mehre-
ren präkolumbischen Kulturen Amerikas, bekannt.
Ramesseum
Der zweitgrößte Gedächtnis- und Totentempel Ägyp-
tens war der für Ramses II, das Ramesseum. Der ge-
waltige Baukomplex misst 180 m auf 267 m und
wurde im 13. Jh. v. Chr. auf der Westseite des Nils
in Theben-West errichtet. Einen sehr großen Prozent-
satz des Baukomplexes machen die Speicherbauten
auf drei Seiten des Tempels aus. Im Gegensatz zum
Tempel selbst wurden diese Speicherbauten nicht
aus Stein errichtet, sondern aus Lehm und selbst die
Decken bestanden hier aus vier übereinanderliegen-
den Schichten von Tonnengewölben, von denen sich
zahlreiche Sektionen bis heute über einen Zeitraum
von deutlich mehr als 3000 Jahren trotz des vergäng-
lichen Baumaterials erhalten haben.
Die hier verwendeten Tonnengewölbe bestehen aus
zur Seite geneigten, aneinanderlehnenden Gurtbö-
gen aus Lehmziegeln mit einem hohen Kleinsteinan-
teil, die ohne Unterkonstruktion mit feuchtem Lehmmör-
tel verarbeitet wurden. Diese Konstruktionsweise war
in Ägypten schon mindestens seit der Zeit um 3000
v. Chr. bekannt.
Rub Al-Khali
Die größte Sandwüste unseres Globus, die Rub
Al-Khali bedeckt etwa das südliche Drittel der ara-
bischen Halbinsel und trennt den Jemen von Saudi
Arabien und vom weiter nördlich folgenden “Frucht-
baren Halbmond“. Die Wüste nördlich und östlich
von Marib gehört zur Rub Al-Khali.
Meqaber Ga’ewa
Meqaber Ga’ewa liegt in Äthiopien in der Provinz
Tigray ca. acht Kilometer südlich von Wukro bzw.
196 km nördlich von Lalibela. Hier wurden die Reste
eines altsabäischen Tempels freigelegt, in dem Ar-
chäologen 2008 einen sehr schönen gut erhaltenen
Opferaltar mit einer Inschrift aus der Zeit um 700 v.
Chr. fanden.
Mihrab
Gebetsnische in einer Moschee. Sie liegt gewöhn-
lich in der Kiblawand der Moschee. Das ist jene
Wand, die senkrecht zur Richtung nach Mekka ver-
läuft. Neigt sich der Betende zur Mihrab, so nimmt er
dabei die Richtung nach Mekka ein.
Minbar
Predigerkanzel in der Moschee. Ihre oberste Stufe
darf nicht betreten werden, weil diese dem Profe-
ten Mohammed vorbehalten ist. Daher ist meist die
zweitletzte Stufe breiter ausgebildet.
Nabatäer
Das Volk der Nabatäer siedelte zwischen etwa 550
v. bis 106 n. Chr. als unabhängiges Volk in der Re-
gion um Petra in Jordanien, vorwiegend in Ostpalästi-
na. Petra war auch ihre Hauptstadt. Das Siedlungsge-
biet reichte aber bis ins heutige westpalästinensische
Israel und im Süden bis nach Saudi-Arabien. 106 n.
Chr. wurden die Nabatäer besiegt und ins römische
Reich eingegliedert.
Pisé
Die Pisé-Bauweise ist eine Stampflehmbauweise.
Für sie werden zwei großformatige, glatte Verschub-
schaltafeln aus Holz mit einem Format von ca. 1,00
bis 1,30 m Höhe und ca. 1,50 bis 2,00 m Breite
und zwei Endschalplatten, in der Breite der jeweils
geplanten Mauerstärke und in der Höhe der zwei
großen Verschubschaltafeln gebraucht. Dazu kom-
men Stangen und Abstandhalter sowie Seile, um die
Schaltafeln zusammenzubinden.
Beim jeweils ersten Pisé-Feld in einer Ebene braucht
man beide Endtafeln, bei allen weiteren nur noch
eine dieser Tafeln, am anderen Ende ersetzt dann
das bereits stehende Mauerstück diese vierte Tafel.
In die Schalung wird ein nur erdfeuchtes bis etwas
feuchteres, klebriges Lehmmaterial eingebracht, das
in der Schalung meist nur von einer Person mit einem
Stampfer von oben verdichtet wird. Die Konsistenz
Jemen
Traumhafte Bauten, Wilde Landschaften
- Titel
- Jemen
- Untertitel
- Traumhafte Bauten, Wilde Landschaften
- Autor
- Hasso Hohmann
- Verlag
- Verlag der Technischen Universität Graz
- Ort
- Graz
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-85125-670-3
- Abmessungen
- 20.0 x 27.0 cm
- Seiten
- 308
- Schlagwörter
- Vorderasien, arabische Halbinsel, Sanaa, Aden, Architektur
- Kategorie
- Geographie, Land und Leute
Inhaltsverzeichnis
- Vorbemerkungen 7
- Einige Tage Ägypten 17
- Reise durch den Jemen 29
- Altstadt von Sanaa 33
- Kleidung von Männern und Frauen 42
- Die leichte Droge Kat 56
- Marib 60
- Die Salayman Ibn Dawud Moschee 73
- Säulen und ihre Kapitelle 74
- Flug ins Wadi Hadramaut 78
- Wasserhäuser 84
- Tarim 86
- Türen und ihre hölzernen Fallenschlösser 93
- Vergleich mit Türschlössern auf Tinos 100
- Mausoleum in Al Ghurfa 107
- Schibam 108
- Seiyun 124
- Auskragungen und Vorspanneffekte 133
- Hureida 139
- Hadjarein 142
- Chrecher 142
- Sif 144
- Bienenhaltung in Amphoren 152
- Al Mukalla 157
- Fahrt nach Aden 165
- Aden 168
- Taiz 175
- Saada 195
- Schahara 202
- Fahrt nach Sanaa 209
- Amran 209
- Thulla 213
- Kaukaban 218
- Kuchlan 224
- Al Qurazihah, ein Kral der Tihama 229
- Hodeida 233
- Zabid 236
- Hadjara 242
- Rauda 249
- Baynun 254
- Zurück entlang des Roten Meeres 268
- Siedlungsformen 273
- Bauformen 277
- Architekturdetails 287
- Apendix