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Strategen im Literaturkampf - Thomas Bernhard, Peter Handke und die Kritik
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in der zeitnah publizierten Anthologie Neunzehn deutsche ErzĂ€hlungen findet 72 und die in der Folge, wohl ausgehend von diesen ersten Nennungen, zum Stan- dardrepertoire biographischer Abrisse ĂŒber den Autor gehören sollte.73 Diese verlagsseitige Informationsvergabe trug mit Sicherheit dazu bei, dass Bernhard heute als „wohl bekannteste[r] ehemalige[r] Gerichtsreporter[  ] Österreichs“ 74 gilt. Bei diversen Gelegenheiten, etwa in einem GesprĂ€ch mit Peter von Becker, hat sich der Autor zu seiner TĂ€tigkeit als „Zeitungsreporter“ geĂ€ußert und darĂŒber bereitwillig Auskunft gegeben.75 Der 1989 veröffentlichte, aber bereits Ende der 1950er Jahre entstandene Text In der Höhe. Rettungsversuch, Unsinn zeigt, dass die Erfahrungen dieser Jahre ihn in seinen frĂŒhen Prosaarbeiten stark beeinflusst haben  – und ihm mit der Herausgabe des Buches im Residenz Verlag daran gelegen war, diesen Zusam- menhang offenzulegen. Im Band In der Höhe, einem „einzige[n] Steinbruch spĂ€ter aufgegriffener oder fĂŒr immer liegengelassener literarischer Themen und Motive“,76 taucht das Demokratische Volksblatt an mehreren Stellen auf: „Freier Mitarbeiter am Demokratischen Volksblatt, lache ich aus mir heraus“, heißt es gleich nach wenigen Seiten (TBW 11, 22), bevor die Zeitung in der Folge als „Brotherr[  ]“ des ErzĂ€hlers bezeichnet (TBW 11, 26) und schließlich auch eine Szene aus dem Gerichtssaal angedeutet wird: das fĂŒr ein Narr?“ MĂŒnchen: PropylĂ€en 2003, S.  164; Mittermayer: Thomas Bernhard [2015] (Anm.  25), S.  113. 72 Vgl. [Biographische Angaben]. In: Neunzehn deutsche ErzĂ€hlungen. MĂŒnchen: Nymphenbur- ger Verlagshandlung 1963, S.  354. 73 Vgl. etwa N. N.: Thomas Bernhard. In: Grenzverschiebung. Hg. u. mit einem Nachwort v. Renate Matthaei. Köln, Berlin: Kiepenheuer & Witsch 1970, S.  72. 74 Greite: „Prozesse, nichts als Prozesse“ (Anm.  52), S.  95. 75 Peter von Becker: Bei Bernhard. Eine Geschichte in 15 Episoden. In: Theater 1978. Sonderheft der Zeitschrift Theater heute. Bilanz und Chronik der Saison 77/78, S.  80 – 87, hier S.  85.  – Der Literaturkritiker Hans Haider, der ein Jahr zuvor an der Skandalisierung von HolzfĂ€llen als ‚SchlĂŒsselroman‘ federfĂŒhrend beteiligt gewesen war, machte Bernhard 1985 in der Presse die fortwĂ€hrende Beschwörung seiner Außenseiterposition zum Vorwurf. Zu diesem Narrativ zĂ€hle, so Haider, nicht nur „die Entscheidung, nicht mit den wohlgekleideten BĂŒrgerskindern in einer Reihe zur Schule zu gehen“  – womit er auf das zentrale Narrativ von Der Keller (1976) rekurriert  –, sondern auch die Betonung „sein[es] Gerichtsberichterstatterdasein[s] im ‚Salz- burger Volksblatt‘“ (Hans Haider: Die Stigmatisierten steigen auf. In Österreichs literarischer Szene gibt es mehr prominente als gelesene Autoren. In: Die Presse, 23. 8. 1985). Es gehört zu den unfreiwillig komischen Effekten von Haiders Polemik, dass er, indem er Bernhards angebliche NĂ€he zum „sozialdemokratischen Literaturbetrieb“ offenlegen will, das national- freiheitliche Salzburger Volksblatt mit dem Demokratischen Volksblatt, der sozialistischen Parteizeitung, verwechselt. 76 Hans Höller: Thomas Bernhard. Reinbek b. Hamburg: Rowohlt 1993, S.  69. Dazu jetzt ausfĂŒhr- lich Stefano Apostolo: Thomas Bernhards unveröffentlichtes Romanprojekt Schwarzach St.  Veit. Das Konvolut, die Fassungen und ihre Deutung. Mattighofen: Korrektur 2019, S.  167 – 178. „Zeitungsg’schicht’ln“: Thomas Bernhard als Literaturkritiker292 © 2021 by Böhlau Verlag GmbH & Co. KG, Zeltgasse 1, 1080 Wien https://doi.org/10.7788/9783205212317 | CC BY-NC-ND 4.0
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Strategen im Literaturkampf Thomas Bernhard, Peter Handke und die Kritik
Titel
Strategen im Literaturkampf
Untertitel
Thomas Bernhard, Peter Handke und die Kritik
Autor
Harald Gschwandtner
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-21231-7
Abmessungen
15.7 x 23.9 cm
Seiten
482
Schlagwörter
Kulturjournalisten, Literaturkritik, Marcel Reich-Ranicki, Peter Handke, Thomas Bernhard
Kategorie
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. VORWORT 9
  2. I „SCHREIBEN IST EIN FÜNFKAMPF“: EINE ART EINLEITUNG 13
  3. II „ICH KANN MICH DAMIT SCHWER ABFINDEN“:KRITIK DER KRITIK ALS WERKPOLITIK 27
    1. Legitimationen und Strategien 27
    2. EinsprĂŒche gegen die Kritik: eine verbotene Übung (Verstörung) 34
    3. „Über diesen Roman wĂ€ren nicht so viele böse Worte zu verlieren 
“: Handkes Hornissen nach Princeton 39
    4. Fronten, VerbĂŒndete, Kampfbegriffe 49
    5. Ein Buch „rehabilitieren“? (Die Hornissen, Der Hausierer) 55
  4. III UNFREUNDLICHE BETRACHTUNGEN: EINWÄNDE GEGEN DIE LITERATURKRITIK 63
    1. Sehlustfeindliche SchwÀtzer 63
    2. Vom Zeitungswahnsinn bedroht (Wittgensteins Neffe, Nachmittag eines Schriftstellers) 70
    3. „vollkommen humorlos und blöd“: Bernhard und die Literaturkritik 82
    4. „vom peinlichsten Lob bis zum bösartigsten Verriß“: Bernhard liest Rezensionen (Frost) 87
    5. „unbeholfener lyrischer Unsinn“: Bernhard redigiert eine Kritik – mit einem Exkurs zu Elias Canetti 95
    6. „ekelhaft ekelhaft ekelhaft“: Kritiken auf der BĂŒhne (Der Ignorant und der Wahnsinnige, Minetti, Über allen Gipfeln ist Ruh) 103
    7. Von der DĂŒrre der Theaterkritik oder: Landwirte und Rezensenten 112
    8. Nur selten ein Sommerhemd: Handke liest Rezensionen 117
    9. Literaturkritik als ‚leeres GeschĂ€ft‘: Handkes Vorarbeiten im Radio 120
    10. „Ihr wart Vollblutschauspieler“:Handke und die Phrasen der Kritik (Publikumsbeschimpfung) 126
    11. „Solche Wörter sollte man euch verbieten“ oder:Erstsprache vs. Zweitsprache 129
    12. Einwenden und Hochhalten: Handkes Rede gegen die Literaturkritik 133
  5. IV „MEIN FEIND IN DEUTSCHLAND“: PETER HANDKE VS. MARCEL REICH-RANICKI 141
    1. Princeton 1966 und die Folgen 141
    2. Poetik und Polemik oder: Das Problem der ‚NatĂŒrlichkeit‘ 150
    3. Die „Àsthetischen Gewissensbisse“ des Peter Handke (Wunschloses UnglĂŒck) 156
    4. Schleichende Eskalation: die 1970er Jahre (Die linkshÀndige Frau, Das Gewicht der Welt) 159
    5. „schiefe Bilder und preziöse Vergleiche“ (Langsame Heimkehr) 170
    6. Die Bestie von Puyloubier (Die Lehre der Sainte-Victoire) 175
    7. Mit Cézanne gegen die Hunde (Die Lehre der Sainte-Victoire) 183
    8. Im Bunde? Reich-Ranicki, Bernhard und Unseld 189
    9. SchnĂŒffeln und Verreißen (Mein Jahr in der Niemandsbucht) 204
    10. Unversöhnt: letzte Gefechte (In einer dunklen Nacht ging ich aus meinem stillen Haus) 212
  6. V „ES SIND AUCH ANDERE SÄTZE MÖGLICH“: PETER HANDKES GEGENMODELLE ZUR ZEITGENÖSSISCHEN LITERATURKRITIK 221
    1. „Aber ich bin kein Kritiker“ 221
    2. Ein Leseerlebnis beschreiben: Handke rezensiert Hermann Lenz 228
    3. Abenteuergeschichte der LektĂŒre: Handke liest Bernhards Verstörung 239
    4. „Kritik, die zugleich eine Form der Begeisterung ist“: Helmut FĂ€rber 246
    5. „Haben Sie das gehört?“: Wolfgang Bauer, The Beatles, Gert Jonke 251
    6. „wirklich unorthodox“: Handke ĂŒber/mit Ödön von HorvĂĄth 259
    7. Keine Axt fĂŒr das gefrorene Meer in uns: Franz Kafka, Karin Struck 262
    8. Der Autor als Kritiker: ein Rollenkonflikt? 266
  7. VI „ZEITUNGSG’SCHICHT’LN“: THOMAS BERNHARD ALS LITERATURKRITIKER 273
    1. Vor eines Dichters Grab: Johannes Freumbichler 273
    2. „Ich glaube, da liegen die Wurzeln“: Bernhard als Gerichtsreporter 284
    3. „Kanzlist, KoffertrĂ€ger und Kunstkritiker“ 289
    4. „zuchtvoll und klar“: Bernhard als Literaturkritiker im Salzburger Demokratischen Volksblatt 293
    5. Verschweigen und Verzeihen: Bernhard und der „NS-Parnaß“ 305
    6. „Traumfabrik“ und „Ro-Ro-Ro-Kost“: Kino und Taschenbuch 314
    7. Alte Zöpfe, neue Pferde 322
    8. „Was in den guten Jungen nur gefahren sein mag?“: erste Polemiken 329
    9. „Ich kann kein Buch besprechen“: Absagen und Stellvertretungen (Alte Meister, Auslöschung) 333
  8. VII REZENSIONEN, DIE KEINE SIND: KRITIK UND SELBSTKRITIK BEI THOMAS BERNHARD 343
    1. Vorgeschichten einer Polemik: Bernhard vs. Bruno Kreisky 343
    2. Politische Polemik als Literaturkritik (Gerhard Roth, Peter Turrini) 357
    3. „ein wirklicher Dichter“: Kreisky verteidigt Handke 362
    4. The Return of the Critic oder: Ausweitung der Kampfzone 369
    5. Bernhard als Kritiker seiner selbst (Korrektur) 372
    6. Zwischen „Geisteskunst“ und „Selbstkorrektur“: Szenen prekĂ€rer Autorschaft (Korrektur, Am Ortler) 379
    7. Vom „Streben nach eigener Billigung“ (Der Untergeher, Der Theatermacher) 386
  9. VIII KRAFT DURCH FEINDE: EINE ART EPILOG 397
  10. IX DANKSAGUNG 413
  11. X BIBLIOGRAPHIE 415
    1. PrimÀrliteratur und Quellen 415
    2. Literatur- und Kulturtheorie 433
    3. Forschungsliteratur 435
    4. Rezensionen, Presseberichte, Journalistisches 463
    5. Fernsehsendungen, Audiovisuelle Medien, Webpages 469
  12. XI PERSONENREGISTER 471
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