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Strategen im Literaturkampf - Thomas Bernhard, Peter Handke und die Kritik
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Scheidung sähe. Erhebend und ermutigend aber bleibt als Fazit des Vergleichs die Gewißheit, daß die mechanisch-industrielle Zelluloid-Inflation das lebendige Theater nicht zum Tod verurteilt hat  – so besteht begründete Hoffnung, daß auch das echte Buch allen TB-Herden zum Trotz weiterleben wird.174 Ob es sich dabei um Krankheitsherde oder aber um Herden im Sinne einer Vielzahl einfältiger Lebewesen handelt, bleibt in der Schwebe  – beide Lesarten treffen Weigels Intention wohl gleichermaßen. Die Vorstellung, dass das ‚Echte‘ sich gegen das bloß kommerziell Erfolgreiche behaupten müsse, ist auch in Bernhards Literaturkritik der 1950er Jahre ein zentrales, immer wieder ins Spiel gebrachtes Narrativ. Über Taschenbücher sollte sich Bernhard auch dann noch despektierlich äußern,175 als seine Texte längst in entsprechenden Bänden des Suhrkamp Ver- lags gedruckt und beworben wurden und sein Werk nicht zuletzt deshalb zuse- hends höhere Auflagezahlen erreichte.176 „Er hasse Taschenbücher und finde es auch unnötig, daß seine Bücher im Taschenbuch erscheinen“, notiert Siegfried Unseld im Februar 1982 nach einem krisenhaften Gespräch mit dem Autor in Palma de Mallorca.177 Bernhard räumte, abseits der hochwertigen leinengebun- denen Erstausgaben seiner Prosaarbeiten, stets den kartonierten, mit einem Schutzumschlag versehenen Ausgaben der „Bibliothek Suhrkamp“ den Vorrang ein und nahm die Verwertung seiner Texte in den Taschenbuchreihen des Ver- lags lediglich billigend in Kauf.178 174 Ebd., S.  228 f. 175 Als Unseld Gehen für die erste Tranche der neuen Reihe „suhrkamp taschenbuch“ einplante, war Bernhard davon zunächst nicht eben angetan, fand die Gestaltung des Bandes aber schließlich doch „sehr gelungen“ (Bernhard an Unseld, 1. 11. 1971. In: Bernhard/Unseld: Der Briefwechsel [Anm.  36], S.  248).  – Zur Erstausgabe von Gehen im „suhrkamp taschenbuch“ vgl. jetzt Catherine Marten: Bernhards Baukasten. Schrift und sequenzielle Poetik in Thomas Bernhards Prosa. Berlin, Boston: de Gruyter 2018, S.  258 – 267. 176 Allein Suhrkamp, so die Auskunft seines langjährigen Verlegers, hatte Anfang des 21.  Jahr- hunderts bereits mehr als 1,5 Millionen Bücher von Thomas Bernhard verkauft. Vgl. Siegfried Unseld: Bruchstücke einer großen Rebellion. In: Der Spiegel, Nr.  45, 4. 11. 2002, S.  194 – 195, hier S.  195. 177 Unseld: Reisebericht [13./14. 2. 1982]. In: Bernhard/Unseld: Der Briefwechsel (Anm.  36), S.  649. 178 Zu Bernhards Favorisierung der „Bibliothek Suhrkamp“ vgl. Marten: Bernhards Baukasten (Anm.  175), S.  243 – 249. Vgl. allerdings auch Judex/Mittermayer: Literatur (Anm.  113), S.  373, die darauf hinweisen, dass Bernhard die „Zitate der von ihm erwähnten Dichter und Den- ker keineswegs aus philologisch hochwertigen Editionen“ bezog, „sondern eher aus günstig erworbenen Ausgaben, etwa Taschenbuch-Anthologien und Rowohlt-Monographien, wie sie in seiner Bibliothek zu finden waren“. „Traumfabrik“ und „Ro-Ro-Ro-Kost“: Kino und Taschenbuch 321 © 2021 by Böhlau Verlag GmbH & Co. KG, Zeltgasse 1, 1080 Wien https://doi.org/10.7788/9783205212317 | CC BY-NC-ND 4.0
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Strategen im Literaturkampf Thomas Bernhard, Peter Handke und die Kritik
Titel
Strategen im Literaturkampf
Untertitel
Thomas Bernhard, Peter Handke und die Kritik
Autor
Harald Gschwandtner
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-21231-7
Abmessungen
15.7 x 23.9 cm
Seiten
482
Schlagwörter
Kulturjournalisten, Literaturkritik, Marcel Reich-Ranicki, Peter Handke, Thomas Bernhard
Kategorie
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. VORWORT 9
  2. I „SCHREIBEN IST EIN FÜNFKAMPF“: EINE ART EINLEITUNG 13
  3. II „ICH KANN MICH DAMIT SCHWER ABFINDEN“:KRITIK DER KRITIK ALS WERKPOLITIK 27
    1. Legitimationen und Strategien 27
    2. Einsprüche gegen die Kritik: eine verbotene Übung (Verstörung) 34
    3. „Über diesen Roman wären nicht so viele böse Worte zu verlieren …“: Handkes Hornissen nach Princeton 39
    4. Fronten, Verbündete, Kampfbegriffe 49
    5. Ein Buch „rehabilitieren“? (Die Hornissen, Der Hausierer) 55
  4. III UNFREUNDLICHE BETRACHTUNGEN: EINWÄNDE GEGEN DIE LITERATURKRITIK 63
    1. Sehlustfeindliche Schwätzer 63
    2. Vom Zeitungswahnsinn bedroht (Wittgensteins Neffe, Nachmittag eines Schriftstellers) 70
    3. „vollkommen humorlos und blöd“: Bernhard und die Literaturkritik 82
    4. „vom peinlichsten Lob bis zum bösartigsten Verriß“: Bernhard liest Rezensionen (Frost) 87
    5. „unbeholfener lyrischer Unsinn“: Bernhard redigiert eine Kritik – mit einem Exkurs zu Elias Canetti 95
    6. „ekelhaft ekelhaft ekelhaft“: Kritiken auf der Bühne (Der Ignorant und der Wahnsinnige, Minetti, Über allen Gipfeln ist Ruh) 103
    7. Von der Dürre der Theaterkritik oder: Landwirte und Rezensenten 112
    8. Nur selten ein Sommerhemd: Handke liest Rezensionen 117
    9. Literaturkritik als ‚leeres Geschäft‘: Handkes Vorarbeiten im Radio 120
    10. „Ihr wart Vollblutschauspieler“:Handke und die Phrasen der Kritik (Publikumsbeschimpfung) 126
    11. „Solche Wörter sollte man euch verbieten“ oder:Erstsprache vs. Zweitsprache 129
    12. Einwenden und Hochhalten: Handkes Rede gegen die Literaturkritik 133
  5. IV „MEIN FEIND IN DEUTSCHLAND“: PETER HANDKE VS. MARCEL REICH-RANICKI 141
    1. Princeton 1966 und die Folgen 141
    2. Poetik und Polemik oder: Das Problem der ‚Natürlichkeit‘ 150
    3. Die „ästhetischen Gewissensbisse“ des Peter Handke (Wunschloses Unglück) 156
    4. Schleichende Eskalation: die 1970er Jahre (Die linkshändige Frau, Das Gewicht der Welt) 159
    5. „schiefe Bilder und preziöse Vergleiche“ (Langsame Heimkehr) 170
    6. Die Bestie von Puyloubier (Die Lehre der Sainte-Victoire) 175
    7. Mit Cézanne gegen die Hunde (Die Lehre der Sainte-Victoire) 183
    8. Im Bunde? Reich-Ranicki, Bernhard und Unseld 189
    9. Schnüffeln und Verreißen (Mein Jahr in der Niemandsbucht) 204
    10. Unversöhnt: letzte Gefechte (In einer dunklen Nacht ging ich aus meinem stillen Haus) 212
  6. V „ES SIND AUCH ANDERE SÄTZE MÖGLICH“: PETER HANDKES GEGENMODELLE ZUR ZEITGENÖSSISCHEN LITERATURKRITIK 221
    1. „Aber ich bin kein Kritiker“ 221
    2. Ein Leseerlebnis beschreiben: Handke rezensiert Hermann Lenz 228
    3. Abenteuergeschichte der Lektüre: Handke liest Bernhards Verstörung 239
    4. „Kritik, die zugleich eine Form der Begeisterung ist“: Helmut Färber 246
    5. „Haben Sie das gehört?“: Wolfgang Bauer, The Beatles, Gert Jonke 251
    6. „wirklich unorthodox“: Handke über/mit Ödön von Horváth 259
    7. Keine Axt für das gefrorene Meer in uns: Franz Kafka, Karin Struck 262
    8. Der Autor als Kritiker: ein Rollenkonflikt? 266
  7. VI „ZEITUNGSG’SCHICHT’LN“: THOMAS BERNHARD ALS LITERATURKRITIKER 273
    1. Vor eines Dichters Grab: Johannes Freumbichler 273
    2. „Ich glaube, da liegen die Wurzeln“: Bernhard als Gerichtsreporter 284
    3. „Kanzlist, Kofferträger und Kunstkritiker“ 289
    4. „zuchtvoll und klar“: Bernhard als Literaturkritiker im Salzburger Demokratischen Volksblatt 293
    5. Verschweigen und Verzeihen: Bernhard und der „NS-Parnaß“ 305
    6. „Traumfabrik“ und „Ro-Ro-Ro-Kost“: Kino und Taschenbuch 314
    7. Alte Zöpfe, neue Pferde 322
    8. „Was in den guten Jungen nur gefahren sein mag?“: erste Polemiken 329
    9. „Ich kann kein Buch besprechen“: Absagen und Stellvertretungen (Alte Meister, Auslöschung) 333
  8. VII REZENSIONEN, DIE KEINE SIND: KRITIK UND SELBSTKRITIK BEI THOMAS BERNHARD 343
    1. Vorgeschichten einer Polemik: Bernhard vs. Bruno Kreisky 343
    2. Politische Polemik als Literaturkritik (Gerhard Roth, Peter Turrini) 357
    3. „ein wirklicher Dichter“: Kreisky verteidigt Handke 362
    4. The Return of the Critic oder: Ausweitung der Kampfzone 369
    5. Bernhard als Kritiker seiner selbst (Korrektur) 372
    6. Zwischen „Geisteskunst“ und „Selbstkorrektur“: Szenen prekärer Autorschaft (Korrektur, Am Ortler) 379
    7. Vom „Streben nach eigener Billigung“ (Der Untergeher, Der Theatermacher) 386
  9. VIII KRAFT DURCH FEINDE: EINE ART EPILOG 397
  10. IX DANKSAGUNG 413
  11. X BIBLIOGRAPHIE 415
    1. Primärliteratur und Quellen 415
    2. Literatur- und Kulturtheorie 433
    3. Forschungsliteratur 435
    4. Rezensionen, Presseberichte, Journalistisches 463
    5. Fernsehsendungen, Audiovisuelle Medien, Webpages 469
  12. XI PERSONENREGISTER 471
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