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Die Familie Angielini und ihr kartografisches Schaffen | 23
Ungleich vielfältiger zeigt sich der Sprachgebrauch dann auf den Plänen, den Fes-
tungsgrundrissen und -ansichten in den fünf »Angielini«-Atlanten, die zwar nur in
Einzelfällen mit absoluter Sicherheit einem bestimmten Mitglied der Angielini-Fami-
lie zuzuordnen sind, aber jedenfalls in engem Zusammenhang mit ihnen stehen. Dabei
differiert der Sprachgebrauch – ohne erkennbare Regel – sowohl von Überlieferung
zu Überlieferung als auch innerhalb derselben.11 Neben Fällen, bei denen in sämtli-
chen der fünf Atlanten durchgehend dieselbe neulateinische Namensform – zum Teil
orthografisch leicht abweichend und bisweilen abwechselnd mit dem Italienischen –
Verwendung findet,12 stehen Übernahmen aus den Landessprachen, zum Teil in Form
regelrechter Lautmalerei,13 der Gebrauch der italienischen14 oder der deutschen Na-
mensformen15 wie auch der Wechsel zwischen beiden.16
Im Folgenden ein Überblick zu den Biografien der drei Angielinis :
1.1.1 Natale Angielini
Seine Herkunft und Profession (Natalis Angelinus pictor Mediolanensis) sind aus Hin-
weisen in einem Schreiben des Hadrianus Candidus bekannt, das am 26. Juli 1565
aus Sackmar (heute : Satu Mare) an Francesco de Medici gerichtet wurde (Abb. 1).17
Erstmals wird er 1557 erwähnt, als er für die Anfertigung ausgeführter Gemälde (Kar-
ten ?) für Erzherzog Karl (II.), den Sohn Ferdinands I., eine Belohnung erhielt.18 Mit
11 Nachweise dazu siehe unten Anhang 9.1, S.
325–457 wie auch Anhang IV, S.
462–465, wo die jeweiligen
Namensformen ausgewiesen sind.
12 Z.B. bei Eger (Anhang 9.1, S. 359 Nr. 8), Győr (Anhang 9.1, S. 366 Nr. 11) und Košice (Anhang 9.1,
S. 378, Nr. 17).
13 Z.B. bei Čabrad’ (Anhang 9.1, S. 351 Nr. 3), Dabar (Anhang 9.1, S. 354 Nr. 5), Hrastelnica (Anhang
9.1, S. 368 Nr. 12), Kisvárda (Anhang 9.1, S. 369 Nr. 13), Krásna Hôrka (Anhang 9.1, S. 381 Nr. 18),
Nagyecsed (Anhang 9.1, S. 395 Nr. 25), Nové Zámky (Anhang 9.1, S. 400 Nr. 27), Ónod (Anhang 9.1,
S. 403 Nr. 28) und Otočac (Anhang 9.1, S. 404 Nr. 29).
14 Z.B. bei Rijeka (Anhang 9.1, S. 411 Nr. 32) und Zagreb (Anhang 9.1, S. 450 Nr. 48).
15 Z.B. bei Koprivnica (Anhang 9.1, S. 375 Nr. 16) und Krupina (Anhang 9.1, S. 384 Nr. 20).
16 Z.B. bei Đurđevac (Anhang 9.1, S.
356 Nr. 7), Ljubljana (Anhang 9.1, S.
391 Nr. 23), Senj (Anhang 9.1,
S. 423 Nr. 36) und Wien (Anhang 9.1, S. 449 Nr. 47).
17 Archivio di Stato di Firenze, Carte Strozziane, Prima serie 276, fol. 130r–131r : Inhaltlich geht es um
einen Bericht an Francesco de Medici über die seit dem 24. Juni in diesem Gebiet geführten Kämpfe
gegen die Osmanen. – Vgl. dazu Pálffy, Anfänge, 16 Anm. 23. Der sonst unbekannte Schreiber des
Briefes könnte mit dem bei Maggiorotti, Architetti, 351, genannten Francesco Candido (Candino ?)
verwandt gewesen sein, der die Ausbauarbeiten in Mukatschewe (siehe dazu unten Anhang 9.1, S. 394
Nr. 24) leitete. Im Schreiben wird Mukatschewe jedenfalls dezidiert als bestens befestigte Anlage er-
wähnt : … est enim Moncacium arx munitissima in monte posita ….
18 Der Beleg stammt aus dem Werk von Morpurgo, Artisti Italiani, 57 bzw. 125, der freilich keinen
Quellennachweis bietet : »Nel 1557 un certo Natale de Engelino riceve un compenso per pitture esegu-
Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Titel
- Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
- Untertitel
- Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Autoren
- Ferdinand Opll
- Heike Krause
- Christoph Sonnlechner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20210-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 586
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Inhalt
- Einleitung 9
- Die Angielinis, ihr Werk und Wirken 10
- Wien als Festungsstadt 13
- Terminologie und Onomastik 14
- Internet 16
- Abbildungen 17
- Dank 17
- 1 Die Familie Angielini und ihr kartografisches Schaffen 21
- 1.1 Biografisches 21
- 1.2 Das beruflich-persönliche Umfeld der Angielinis 38
- 1.3 Das kartografische Werk der Familie Angielini 44
- 1.4 Die Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten in Wien, Dresden und Karlsruhe 51
- 1.5 Exkurs : Die in den fünf »Angielini«-Atlanten vorkommenden Wasserzeichen 52
- 1.6 Analyse und Autopsie der fünf »Angielini«-Atlanten 59
- 2 Der in den »Angielini«-Atlanten erfasste Raum 87
- 3 Der ungarische Raum und die Stadt Wien in frühen kartografischen Zeugnissen 101
- 4 Der frühneuzeitliche Festungsbau in Theorie und Praxis 127
- 5 Wien wird Festungsstadt – Der Ausbau nach der Belagerung von 1529 bis in die Mitte der 1560er Jahre 147
- 5.1 Die fortifikatorischen Folgen der Ersten Türkenbelagerung von Wien im Jahr 1529 147
- 5.2 Der Festungsbau aus umwelthistorischer Perspektive 197
- 6 Autopsie und Kontextualisierung der drei »Angielini«-Pläne von Wien 221
- 6.1 Das weitere Umfeld – eine Annäherung an die Stadt 221
- 6.2 Die unmittelbare Umgebung der Stadt 228
- 6.3 Die Befestigung 250
- 6.3.1 Bastei bei dem Burgtor 252
- 6.3.2 Bastei zwischen Burg- und Schottentor 255
- 6.3.3 Bastei beim Schottentor 258
- 6.3.4 Elendbastei 261
- 6.3.5 Arsenal und Reste der mittelalterlichen Stadtmauer 263
- 6.3.6 Neutorbastei 267
- 6.3.7 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Werdertor und Piattaforma samt neuer Kurtine 268
- 6.3.8 Piattaforma 268
- 6.3.9 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Piattaforma und Biberbastei 270
- 6.3.10 Biberbastei 272
- 6.3.11 Bastei bei den Predigern 274
- 6.3.12 Stubentor und angrenzende Kurtinen 277
- 6.3.13 Untere Paradeisbastei 278
- 6.3.14 Unteres Zeughaus auf der Seilerstätte 281
- 6.3.15 Obere Paradeisbastei 282
- 6.3.16 Bastei beim Kärntner Tor 286
- 6.3.17 Mittelalterliche Stadtmauer und sogenannter Augustinerturm 290
- 6.3.18 Stadtgraben 292
- 6.3.19 Resümee 293
- 6.4 Das Stadtinnere 294
- 7 Zusammenfassung und Summary 305
- 8 Tafeln 313
- 9 Anhang 325
- 9.1 Die mit dem kartografischen Schaffen der Familie Angielini in Verbindung stehenden kartografischen Darstellungen 325
- 9.2 Anzahl der in den »Angielini«-Atlanten enthaltenen Stadtpläne, Festungsgrundrisse und -schrägansichten 457
- 9.3 Reihenfolge der in den Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten enthaltenen kartografischen Darstellungen 459
- 9.4 Konkordanz der in den Stadtplänen, Festungsgrundrissen und -schrägansichten der »Angielini«-Atlanten verwendeten Ortsnamen 462
- 9.5 Italienische Festungsbaumeister des 16. Jahrhunderts (bis ca. 1580) und ihre Einsatzgebiete im habsburgisch-osmanischen Grenzbereich 466
- 9.6 Festungsbautraktate des 15. und 16. Jahrhunderts und ihre Autoren 479
- 9.7 Chronologisches Verzeichnis der im Buch häufig verwendeten Wien-Pläne und Wien-Ansichten (15.‒18. Jahrhundert) 483
- 10 Glossar 494
- 11 Verzeichnisse 499