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194 | Heike Krause
der Rotenturm bedeckt sei.281 Anfang des Jahres 1563 ging es auch um die Frage der
Erweiterung des Stadtgrabens beim Schottentor. Da hier aber die Kurtine noch her-
zustellen war, für die man Erde anschütten müsse, wollte man mit dem Ausschieben
des Grabens vorerst noch zuwarten.282
1570 zeigte Bausuperintendent Hans Freiunger an, wie viele Klafter tief und breit
er den Stadtgraben ausheben lasse.283 1574 wurde die Räumung des Grabens beim
Arsenal mit den Baumeistern Ferabosco und Saphoy besprochen.284 1577 gedachte
man den Stadtgraben nochmals zu erweitern.285
5.1.4.8 Ausklingen der dritten Ausbauphase
Die wesentlichen Befestigungsarbeiten kamen etwa zeitgleich mit dem Tod Kaiser
Ferdinands I. im Jahr 1564 vorläufig zum Stillstand. Wie wichtig ihm die Angelegen-
heit der Wiener Fortifikation gewesen war, wird unter anderem daran deutlich, dass er
sich 1556 von Hans Sebald Lautensack vor der Stadt Wien mit den ersten »modernen«
Bastionen (Bastei bei dem Burgtor und Bastei zwischen Burg- und Schottentor) port-
rätieren (Abb. 34) und auch Gedenktafeln für die Basteien anbringen ließ, deren Texte
auf Entwürfe des Wiener Gelehrten Wolfgang Lazius zurückgehen.286 Offenbar hatte
man in diesen Jahren auch mit Veränderungen an der Burgbastei begonnen, die jedoch
1566 einstweilen eingestellt wurden.287 Die nun bestehende Stadtbefestigung mit Bas-
tionen, Kurtinen, einem erweiterten Stadtgraben und einem Glacis bestimmte bis ins
17. Jahrhundert hinein das Stadtbild. Partien der mittelalterlichen Stadtbefestigung
blieben an der Donauseite288 im Bereich zwischen Biberbastei und Rotenturmtor und
von diesem bis zur Elendbastei vorerst bestehen (siehe unten nach S. 312 Tafeln 1‒3).
Türme und Tore wurden – das Werdertor sogar bis ins 19. Jahrhundert – als Wohn-
räume oder anderweitig, u. a. zur Lagerung von Pulver genutzt.289 Auch an anderen
Abschnitten, zum Beispiel bei der Hofburg und hinter der barocken Hofbibliothek
281 Camesina, Urkundliche Beiträge, 84 Nr. XXXII.
282 FHKA NÖHA W 61/C/3/C, Allgemein, fol. 802r.
283 FHKA Hoffinanzprotokolle E 1570 (W 291/292), fol. 267v.
284 Kühnel, Forschungsergebnisse, 313 Anm. 144.
285 Camesina, Urkundliche Beiträge, 93 Nr. XXXVI.
286 Opll, Ferdinand I. und seine Stadt Wien, 92 f. und 96.
287 KA HKR Protokollbuch 145 (1566), fol. 99v und 102v und Protokollbuch 146 (1566), fol. 131v. Zur
Geschichte der Burgbastei siehe Jeitler, Burgbastei, 176–183.
288 Nach 1590 werden die Ringmauer und der Zwinger beim Rotenturm, von der Biberbastei bis zur
Piattaforma genannt, die noch sieben Türme aufweise, den Hafner-, Khrotten-, Roten-, Fächer- und
Salzturm sowie den Schotten- und Judenturm (Camesina, Wien’s Bedrängniß, Nr. XXIX, CXXXVII).
289 Eberle, Wien als Festung, 257.
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Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Titel
- Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
- Untertitel
- Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Autoren
- Ferdinand Opll
- Heike Krause
- Christoph Sonnlechner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20210-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 586
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Inhalt
- Einleitung 9
- Die Angielinis, ihr Werk und Wirken 10
- Wien als Festungsstadt 13
- Terminologie und Onomastik 14
- Internet 16
- Abbildungen 17
- Dank 17
- 1 Die Familie Angielini und ihr kartografisches Schaffen 21
- 1.1 Biografisches 21
- 1.2 Das beruflich-persönliche Umfeld der Angielinis 38
- 1.3 Das kartografische Werk der Familie Angielini 44
- 1.4 Die Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten in Wien, Dresden und Karlsruhe 51
- 1.5 Exkurs : Die in den fünf »Angielini«-Atlanten vorkommenden Wasserzeichen 52
- 1.6 Analyse und Autopsie der fünf »Angielini«-Atlanten 59
- 2 Der in den »Angielini«-Atlanten erfasste Raum 87
- 3 Der ungarische Raum und die Stadt Wien in frühen kartografischen Zeugnissen 101
- 4 Der frühneuzeitliche Festungsbau in Theorie und Praxis 127
- 5 Wien wird Festungsstadt – Der Ausbau nach der Belagerung von 1529 bis in die Mitte der 1560er Jahre 147
- 5.1 Die fortifikatorischen Folgen der Ersten Türkenbelagerung von Wien im Jahr 1529 147
- 5.2 Der Festungsbau aus umwelthistorischer Perspektive 197
- 6 Autopsie und Kontextualisierung der drei »Angielini«-Pläne von Wien 221
- 6.1 Das weitere Umfeld – eine Annäherung an die Stadt 221
- 6.2 Die unmittelbare Umgebung der Stadt 228
- 6.3 Die Befestigung 250
- 6.3.1 Bastei bei dem Burgtor 252
- 6.3.2 Bastei zwischen Burg- und Schottentor 255
- 6.3.3 Bastei beim Schottentor 258
- 6.3.4 Elendbastei 261
- 6.3.5 Arsenal und Reste der mittelalterlichen Stadtmauer 263
- 6.3.6 Neutorbastei 267
- 6.3.7 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Werdertor und Piattaforma samt neuer Kurtine 268
- 6.3.8 Piattaforma 268
- 6.3.9 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Piattaforma und Biberbastei 270
- 6.3.10 Biberbastei 272
- 6.3.11 Bastei bei den Predigern 274
- 6.3.12 Stubentor und angrenzende Kurtinen 277
- 6.3.13 Untere Paradeisbastei 278
- 6.3.14 Unteres Zeughaus auf der Seilerstätte 281
- 6.3.15 Obere Paradeisbastei 282
- 6.3.16 Bastei beim Kärntner Tor 286
- 6.3.17 Mittelalterliche Stadtmauer und sogenannter Augustinerturm 290
- 6.3.18 Stadtgraben 292
- 6.3.19 Resümee 293
- 6.4 Das Stadtinnere 294
- 7 Zusammenfassung und Summary 305
- 8 Tafeln 313
- 9 Anhang 325
- 9.1 Die mit dem kartografischen Schaffen der Familie Angielini in Verbindung stehenden kartografischen Darstellungen 325
- 9.2 Anzahl der in den »Angielini«-Atlanten enthaltenen Stadtpläne, Festungsgrundrisse und -schrägansichten 457
- 9.3 Reihenfolge der in den Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten enthaltenen kartografischen Darstellungen 459
- 9.4 Konkordanz der in den Stadtplänen, Festungsgrundrissen und -schrägansichten der »Angielini«-Atlanten verwendeten Ortsnamen 462
- 9.5 Italienische Festungsbaumeister des 16. Jahrhunderts (bis ca. 1580) und ihre Einsatzgebiete im habsburgisch-osmanischen Grenzbereich 466
- 9.6 Festungsbautraktate des 15. und 16. Jahrhunderts und ihre Autoren 479
- 9.7 Chronologisches Verzeichnis der im Buch häufig verwendeten Wien-Pläne und Wien-Ansichten (15.‒18. Jahrhundert) 483
- 10 Glossar 494
- 11 Verzeichnisse 499