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168 | Heike Krause
5.1.3.4 Bastei beim Kärntner Tor144
1545 wurde bereits am Wall, zu dem man auch Peusch herantransportierte, am Gra-
ben und am Bollwerk beim bzw. im Augustinerkloster gearbeitet.145 1546 schlug Graf
Niklas Salm dem König vor, noch im selben Jahr mit dem Bau einer großen Bastei
zwischen Kärntner- und Burgtor zu beginnen.146 Im selben Jahr schrieb Francesco
de Pozo an Ferdinand I., dass er von den niederösterreichischen Kammerräten nach
Triest beordert worden sei. Er wollte ihn aber daran erinnern, dass er als Baumeister
der Pasteyen beim Kärntner Tor vorgeschlagen wurde, jedoch von Ferdinand und dem
inzwischen verstorbenen Obersthofmeister Leonhard von Völs vertröstet worden sei.
Er bot sich an, sofort nach seiner Rückkehr das Modell der Bastei »mit Fleiß« zu
vollbringen. Die niederösterreichischen Kammerräte gaben eine dementsprechende
Empfehlung an den König weiter.147 1548 kam es schließlich zu einer Beratschlagung
bezüglich des Baus der Bastei beim Kärntner Tor sowie betreffs Veränderungen an
der Bastei zwischen Burg- und Schottentor durch Niklas Graf Salm und Hermes
Schallautzer, dem 1546 als Superintendent der landesfürstlichen Gebäude die Bau-
leitung übertragen worden war.148 Wolfgang Schmeltzl berichtet uns 1548 über die
Aushebung der Baugrube beim Kärntner Tor, deren beachtliche Größe er hervorhebt.
Er erwähnt auch die im Graben errichteten Ziegelöfen und bezeichnet Schallautzer
als obersten Baumeister, der vor allem den Ausbau des Grabens und des Walls über-
144 Die Bastei kommt in der Überlieferung auch als Augustinerbastei oder Bastei hinter bzw. bei den Au-
gustinern vor. Die Benennungen der Basteien variieren in den zeitgenössischen Quellen stark. Daher
ist eine gesicherte Zuordnung nicht immer möglich.
145 FHKA VDA 580, 1545, fol. 265v–271r. Paulus Pesl, Historia germanica obsidionis urbis Viennensis
tentatae a Soldymano turcarum imperatore anno 1529, ÖNB Cod. 8019 Han, fol. 143r, berichtet uns
von einem Bollwerk so hoch wie die Mauer, das während der ersten Türkenbelagerung 1529 im Au-
gustinerkloster aufgeschüttet wurde. Im Wolmuet-Plan von 1547 ist eine die Stadtmauer begleitende
angesetzte-Schütt (Erdwall) eingezeichnet und beschriftet. 1536 kommt eine katzn beim Augustiner-
kloster in den städtischen Oberkammeramtsrechnungen vor (WStLA, Oberkammeramt, B1/1. Reihe,
OKAR 1536 : Ausgaben, fol. 16v).
146 Camesina, Urkundliche Beiträge, 59 Nr. X ; Eberle, Wien als Festung, 236.
147 FHKA NÖHA W 61/C/3/A, fol. 276r–278v (1546 August 12 und ohne Datum) ; FHKA NÖK ER
1546-2, fol. 49r, August 7. 1548 wurde angeordnet, ihm, dem Baumeister, monatlich 30 Gulden Be-
soldung zu reichen (FHKA AHK, Gedenkbuch 60, fol. 510r). Bereits 1547 war diese Summe als
ausständig bezeichnet worden (FHKA AHK, Gedenkbuch 61, fol. 7v/8r).
148 Kühnel, Forschungsergebnisse, 312 ; Camesina, Urkundliche Beiträge, 64 Nr. XIII ; FHKA NÖHA
W 61/C/3/A, 1548 Jänner 13 [Abschrift], fol. 331r. Schallautzer erhielt 1547 eine Aufbesserung seiner
monatlicher Besoldung (FHKA AHK, Gedenkbuch 60, fol. 186v) mit der Begründung seiner wichti-
gen Tätigkeit beim Bau der Befestigungen in Komorn und Wien.
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Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Titel
- Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
- Untertitel
- Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Autoren
- Ferdinand Opll
- Heike Krause
- Christoph Sonnlechner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20210-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 586
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Inhalt
- Einleitung 9
- Die Angielinis, ihr Werk und Wirken 10
- Wien als Festungsstadt 13
- Terminologie und Onomastik 14
- Internet 16
- Abbildungen 17
- Dank 17
- 1 Die Familie Angielini und ihr kartografisches Schaffen 21
- 1.1 Biografisches 21
- 1.2 Das beruflich-persönliche Umfeld der Angielinis 38
- 1.3 Das kartografische Werk der Familie Angielini 44
- 1.4 Die Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten in Wien, Dresden und Karlsruhe 51
- 1.5 Exkurs : Die in den fünf »Angielini«-Atlanten vorkommenden Wasserzeichen 52
- 1.6 Analyse und Autopsie der fünf »Angielini«-Atlanten 59
- 2 Der in den »Angielini«-Atlanten erfasste Raum 87
- 3 Der ungarische Raum und die Stadt Wien in frühen kartografischen Zeugnissen 101
- 4 Der frühneuzeitliche Festungsbau in Theorie und Praxis 127
- 5 Wien wird Festungsstadt – Der Ausbau nach der Belagerung von 1529 bis in die Mitte der 1560er Jahre 147
- 5.1 Die fortifikatorischen Folgen der Ersten Türkenbelagerung von Wien im Jahr 1529 147
- 5.2 Der Festungsbau aus umwelthistorischer Perspektive 197
- 6 Autopsie und Kontextualisierung der drei »Angielini«-Pläne von Wien 221
- 6.1 Das weitere Umfeld – eine Annäherung an die Stadt 221
- 6.2 Die unmittelbare Umgebung der Stadt 228
- 6.3 Die Befestigung 250
- 6.3.1 Bastei bei dem Burgtor 252
- 6.3.2 Bastei zwischen Burg- und Schottentor 255
- 6.3.3 Bastei beim Schottentor 258
- 6.3.4 Elendbastei 261
- 6.3.5 Arsenal und Reste der mittelalterlichen Stadtmauer 263
- 6.3.6 Neutorbastei 267
- 6.3.7 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Werdertor und Piattaforma samt neuer Kurtine 268
- 6.3.8 Piattaforma 268
- 6.3.9 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Piattaforma und Biberbastei 270
- 6.3.10 Biberbastei 272
- 6.3.11 Bastei bei den Predigern 274
- 6.3.12 Stubentor und angrenzende Kurtinen 277
- 6.3.13 Untere Paradeisbastei 278
- 6.3.14 Unteres Zeughaus auf der Seilerstätte 281
- 6.3.15 Obere Paradeisbastei 282
- 6.3.16 Bastei beim Kärntner Tor 286
- 6.3.17 Mittelalterliche Stadtmauer und sogenannter Augustinerturm 290
- 6.3.18 Stadtgraben 292
- 6.3.19 Resümee 293
- 6.4 Das Stadtinnere 294
- 7 Zusammenfassung und Summary 305
- 8 Tafeln 313
- 9 Anhang 325
- 9.1 Die mit dem kartografischen Schaffen der Familie Angielini in Verbindung stehenden kartografischen Darstellungen 325
- 9.2 Anzahl der in den »Angielini«-Atlanten enthaltenen Stadtpläne, Festungsgrundrisse und -schrägansichten 457
- 9.3 Reihenfolge der in den Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten enthaltenen kartografischen Darstellungen 459
- 9.4 Konkordanz der in den Stadtplänen, Festungsgrundrissen und -schrägansichten der »Angielini«-Atlanten verwendeten Ortsnamen 462
- 9.5 Italienische Festungsbaumeister des 16. Jahrhunderts (bis ca. 1580) und ihre Einsatzgebiete im habsburgisch-osmanischen Grenzbereich 466
- 9.6 Festungsbautraktate des 15. und 16. Jahrhunderts und ihre Autoren 479
- 9.7 Chronologisches Verzeichnis der im Buch häufig verwendeten Wien-Pläne und Wien-Ansichten (15.‒18. Jahrhundert) 483
- 10 Glossar 494
- 11 Verzeichnisse 499