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204 | Christoph Sonnlechner
gräber und Schanzarbeiter sowie Steinmetze aus Italien, Maurer aus Italien, Spanien
und Böhmen.315 Sie alle arbeiteten auch auf anderen kaiserlichen Baustellen wie etwa
an der Hofburg, Schloss (Kaiser-)Ebersdorf oder in Wiener Neustadt und anderswo.
Alle Aktivitäten wurden durch vom Kaiser ernannte Personen wie Bausuperintendent
Hermes Schallautzer, Johann Tscherte und Thoman Eiseler organisiert. Die Wiener
mussten die ständige Versorgung mit Stein, Holz, Kalk und Sand
– die letzten drei für
jene Teile der Festung, die mit Ziegeln errichtet wurden – sicherstellen.
Stein für den Festungsbau wurde in den Steinbrüchen der Umgebung gebrochen
und größtenteils mit Wägen herangebracht. Einzig die Steine aus den Brüchen bei
Höflein wurden per Schiff angeliefert. Die Steinbrüche lagen an den Abhängen des
Wienerwalds, so etwa jene in Liesing, Hetzendorf, Hietzing und Dornbach.316 Stein
für die Festung wird auch, wie für alle größeren Bauwerke der Stadt, vom Leithage-
birge an der Grenze zum damaligen Westungarn nach Wien gebracht worden sein.317
Sand wurde in den Gruben um Wien abgebaut. Ein Schreiben aus dem Jahre 1554
erwähnt, dass Sand aus der Wien geholt werden solle, aber oberhalb von Gumpen-
dorf.318 Kalk wurde aus Brennereien der Umgebung angekauft. Zum Kalkbrennen
merkte Thoman Eiseler 1563 an, dass dadurch die Wälder stark abgeödet wären und
Holz mittlerweile von weit her geliefert werden müsse, was Zusatzkosten bis zum
Doppelten verursache.319 1554 wird in einem Schreiben von Anndre Wagner an Bau-
superintendent Hermes Schallautzer festgestellt, dass der beste Kalk aus dem ober-
österreichischen Steyr komme, aber auch aus Bayern guter zu beschaffen sei. Kalk
wurde auch aus den niederösterreichischen Orten Deutsch-Altenburg, Mannersdorf,
Stockerau, Heiligenkreuz und Baden beschafft. Es mangelte jedoch andauernd an aus-
reichender Versorgung, und Schallautzer forderte größere Lieferungen.320
5.2.2.1 Holz
Ein genauerer Blick auf die Verwendung von Holz für den Bau der Befestigungsanla-
gen lohnt sich.321 Die im Wiener Hofkammerarchiv sowie im Kriegsarchiv überlieferten
315 Camesina, Urkundliche Beiträge, 69 f. XVII. – Schon 1531 sollte Johann Tschertte böhmische
Knechte für den bau der stadt aufnehmen : FHKA Gedenkbuch 35, fol. 56v. Hinweise auf Arbeiter aus
Böhmen und Kroatien finden sich auch in WStLA, Oberkammeramt, B1/1. Reihe, OKAR, 1545 : fol.
13r/14v.
316 Camesina, ebd., 80 Nr. XXVIII.
317 Siehe z.B. Kieslinger, Steine von St. Stephan, 40‒93.
318 Ebd.
319 Camesina, Urkundliche Beiträge, 86 Nr. XXXIII.
320 KA HKR Protokoll 153, Expedit, 1557 März, fol. 7v.
321 Siehe dazu auch Sonnlechner u. a., Floods, 188-192. Gedankt sei auch Markus Jeitler für Hinweise
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Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Titel
- Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
- Untertitel
- Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Autoren
- Ferdinand Opll
- Heike Krause
- Christoph Sonnlechner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20210-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 586
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Inhalt
- Einleitung 9
- Die Angielinis, ihr Werk und Wirken 10
- Wien als Festungsstadt 13
- Terminologie und Onomastik 14
- Internet 16
- Abbildungen 17
- Dank 17
- 1 Die Familie Angielini und ihr kartografisches Schaffen 21
- 1.1 Biografisches 21
- 1.2 Das beruflich-persönliche Umfeld der Angielinis 38
- 1.3 Das kartografische Werk der Familie Angielini 44
- 1.4 Die Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten in Wien, Dresden und Karlsruhe 51
- 1.5 Exkurs : Die in den fünf »Angielini«-Atlanten vorkommenden Wasserzeichen 52
- 1.6 Analyse und Autopsie der fünf »Angielini«-Atlanten 59
- 2 Der in den »Angielini«-Atlanten erfasste Raum 87
- 3 Der ungarische Raum und die Stadt Wien in frühen kartografischen Zeugnissen 101
- 4 Der frühneuzeitliche Festungsbau in Theorie und Praxis 127
- 5 Wien wird Festungsstadt – Der Ausbau nach der Belagerung von 1529 bis in die Mitte der 1560er Jahre 147
- 5.1 Die fortifikatorischen Folgen der Ersten Türkenbelagerung von Wien im Jahr 1529 147
- 5.2 Der Festungsbau aus umwelthistorischer Perspektive 197
- 6 Autopsie und Kontextualisierung der drei »Angielini«-Pläne von Wien 221
- 6.1 Das weitere Umfeld – eine Annäherung an die Stadt 221
- 6.2 Die unmittelbare Umgebung der Stadt 228
- 6.3 Die Befestigung 250
- 6.3.1 Bastei bei dem Burgtor 252
- 6.3.2 Bastei zwischen Burg- und Schottentor 255
- 6.3.3 Bastei beim Schottentor 258
- 6.3.4 Elendbastei 261
- 6.3.5 Arsenal und Reste der mittelalterlichen Stadtmauer 263
- 6.3.6 Neutorbastei 267
- 6.3.7 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Werdertor und Piattaforma samt neuer Kurtine 268
- 6.3.8 Piattaforma 268
- 6.3.9 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Piattaforma und Biberbastei 270
- 6.3.10 Biberbastei 272
- 6.3.11 Bastei bei den Predigern 274
- 6.3.12 Stubentor und angrenzende Kurtinen 277
- 6.3.13 Untere Paradeisbastei 278
- 6.3.14 Unteres Zeughaus auf der Seilerstätte 281
- 6.3.15 Obere Paradeisbastei 282
- 6.3.16 Bastei beim Kärntner Tor 286
- 6.3.17 Mittelalterliche Stadtmauer und sogenannter Augustinerturm 290
- 6.3.18 Stadtgraben 292
- 6.3.19 Resümee 293
- 6.4 Das Stadtinnere 294
- 7 Zusammenfassung und Summary 305
- 8 Tafeln 313
- 9 Anhang 325
- 9.1 Die mit dem kartografischen Schaffen der Familie Angielini in Verbindung stehenden kartografischen Darstellungen 325
- 9.2 Anzahl der in den »Angielini«-Atlanten enthaltenen Stadtpläne, Festungsgrundrisse und -schrägansichten 457
- 9.3 Reihenfolge der in den Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten enthaltenen kartografischen Darstellungen 459
- 9.4 Konkordanz der in den Stadtplänen, Festungsgrundrissen und -schrägansichten der »Angielini«-Atlanten verwendeten Ortsnamen 462
- 9.5 Italienische Festungsbaumeister des 16. Jahrhunderts (bis ca. 1580) und ihre Einsatzgebiete im habsburgisch-osmanischen Grenzbereich 466
- 9.6 Festungsbautraktate des 15. und 16. Jahrhunderts und ihre Autoren 479
- 9.7 Chronologisches Verzeichnis der im Buch häufig verwendeten Wien-Pläne und Wien-Ansichten (15.‒18. Jahrhundert) 483
- 10 Glossar 494
- 11 Verzeichnisse 499