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250 | Heike Krause
Die Gewässer, insbesondere die Donau als Barriere einerseits und die besiedelten
wie unbesiedelten Donauauen andererseits spielten in den Überlegungen der Kriegs-
räte also eine nicht unbedeutende Rolle, wie wir den Akten entnehmen können. Die
»Angelini«-Pläne geben genau diesen Befund bzw. das Vorfeld dieser Diskussionen
bildlich wieder – im Großen anhand der Schüttinselkarte sichtbar, im Kleinen in den
drei Wien-Plänen.
6.3 Die Befestigung
Heike Krause
Eine Fülle von Darstellungen unterschiedlicher Gattungen steht uns in wachsender
Zahl ab den 1540er Jahren zur Verfügung, die die Stadt Wien mit ihrer Befestigung
wiedergeben. Dies sind unter anderem Stadtkarten und -pläne, Vogelschauansichten,
Veduten, militärische Festungspläne, Detailansichten sowie Baupläne in Grundriss,
Aufriss und perspektivischer Darstellung. Kein Plan und keine Ansicht von Wien gibt
die Festungsbauten exakt wieder. Je nach Entstehungszeit, Zweck, Professionalität der
Vermessungstechnik und der zeichnerischen Qualität können Genauigkeit und De-
tailliertheit große Unterschiede aufweisen.
Stefan Bürger fasst in knapper Form die Bedeutung der Pläne und Modelle im
»Planungs- und Entwurfsprozess« von Festungen zusammen : »Modell und Fortifika-
würde auch diese stadt an gewerb und anderm trefflich aufnemen unnd sich mer volcks dan zuvor, weil sy nit
geleegenhait gehabt in die stat zukhumen,hieher begeben unnd anfeczen. Die ungelegenhait, das die Tonaw offt-
males auslaufft unnd denselben placz gar ausdrenckt, solle denselben placz nichts hindern. Dan demselben mit
dem anschütten, wie man di erfarenhait daselbst jenhalb der Schlagprucken siehet, vill kann geholffen werden,
unnd da die leut vermerckten, sy ain gewissen stanndt und versicherte statt unnd wohnung alda haben, würden
sy sich mit grösserm vleis unnd ernnst hierauf zuversehen unnd zuversichern befleissen, unnd nit allain ire pläcz
sonder auch ire heusser zwen gaden hoch erpawen damit sy vor dem gewasser also sicher sein mochten. So findt
sich one das, das die nidern unnd unerschütten heusser vor den järlichen wassergussen auffrecht verbleiben unnd
das von tag zue tag viell leut selbst sich dahin ziehen unnd new heusser dahin pawen. So sein der stett unnd ort
woll mer die alle jar dergleichen gussen muessen ubersteen und leyden, unnd sich doch wollfärig unnd aufrecht
darinnen erhalten unnd ist gewiss, da die kay. Mt. hochlöblichster gedachtnüs diese umbseczung vor zen jaren
[1567], wie damalles geratten worden, mit aim ernnst hette getriben, so wäre das ort alberait angeseczt, unnd
würde die vorstatt verrucht unnd der beschwärden schon vergessen sein.
Also liegts noch nuer am anfang unnd weil die vorstett ye verändert werden müessen, unnd Eur. Mt. damit
nicht benummen, so haben sy desto weniger ursach hieruber vill bedenckens zufassen sonder nach erpawung
unnd vollendung dieser stadtt mit erster gelegenhait hernach die auffüerung der pollwerch unnd wall dorten
auch furzunemen. Unnd do das beschähe, so kundt dis ain rechte hauptvessten sein, die man in zeit der not
erhalten unnd durch obgemelte mittl entseczen möchte. Darauf auch Eur. Mt. unnd das gancz reich ain herz
seczen, unnd auf allen fall sich verlassen dörfften.
Open Access © 2017 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Titel
- Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
- Untertitel
- Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Autoren
- Ferdinand Opll
- Heike Krause
- Christoph Sonnlechner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20210-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 586
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Inhalt
- Einleitung 9
- Die Angielinis, ihr Werk und Wirken 10
- Wien als Festungsstadt 13
- Terminologie und Onomastik 14
- Internet 16
- Abbildungen 17
- Dank 17
- 1 Die Familie Angielini und ihr kartografisches Schaffen 21
- 1.1 Biografisches 21
- 1.2 Das beruflich-persönliche Umfeld der Angielinis 38
- 1.3 Das kartografische Werk der Familie Angielini 44
- 1.4 Die Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten in Wien, Dresden und Karlsruhe 51
- 1.5 Exkurs : Die in den fünf »Angielini«-Atlanten vorkommenden Wasserzeichen 52
- 1.6 Analyse und Autopsie der fünf »Angielini«-Atlanten 59
- 2 Der in den »Angielini«-Atlanten erfasste Raum 87
- 3 Der ungarische Raum und die Stadt Wien in frühen kartografischen Zeugnissen 101
- 4 Der frühneuzeitliche Festungsbau in Theorie und Praxis 127
- 5 Wien wird Festungsstadt – Der Ausbau nach der Belagerung von 1529 bis in die Mitte der 1560er Jahre 147
- 5.1 Die fortifikatorischen Folgen der Ersten Türkenbelagerung von Wien im Jahr 1529 147
- 5.2 Der Festungsbau aus umwelthistorischer Perspektive 197
- 6 Autopsie und Kontextualisierung der drei »Angielini«-Pläne von Wien 221
- 6.1 Das weitere Umfeld – eine Annäherung an die Stadt 221
- 6.2 Die unmittelbare Umgebung der Stadt 228
- 6.3 Die Befestigung 250
- 6.3.1 Bastei bei dem Burgtor 252
- 6.3.2 Bastei zwischen Burg- und Schottentor 255
- 6.3.3 Bastei beim Schottentor 258
- 6.3.4 Elendbastei 261
- 6.3.5 Arsenal und Reste der mittelalterlichen Stadtmauer 263
- 6.3.6 Neutorbastei 267
- 6.3.7 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Werdertor und Piattaforma samt neuer Kurtine 268
- 6.3.8 Piattaforma 268
- 6.3.9 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Piattaforma und Biberbastei 270
- 6.3.10 Biberbastei 272
- 6.3.11 Bastei bei den Predigern 274
- 6.3.12 Stubentor und angrenzende Kurtinen 277
- 6.3.13 Untere Paradeisbastei 278
- 6.3.14 Unteres Zeughaus auf der Seilerstätte 281
- 6.3.15 Obere Paradeisbastei 282
- 6.3.16 Bastei beim Kärntner Tor 286
- 6.3.17 Mittelalterliche Stadtmauer und sogenannter Augustinerturm 290
- 6.3.18 Stadtgraben 292
- 6.3.19 Resümee 293
- 6.4 Das Stadtinnere 294
- 7 Zusammenfassung und Summary 305
- 8 Tafeln 313
- 9 Anhang 325
- 9.1 Die mit dem kartografischen Schaffen der Familie Angielini in Verbindung stehenden kartografischen Darstellungen 325
- 9.2 Anzahl der in den »Angielini«-Atlanten enthaltenen Stadtpläne, Festungsgrundrisse und -schrägansichten 457
- 9.3 Reihenfolge der in den Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten enthaltenen kartografischen Darstellungen 459
- 9.4 Konkordanz der in den Stadtplänen, Festungsgrundrissen und -schrägansichten der »Angielini«-Atlanten verwendeten Ortsnamen 462
- 9.5 Italienische Festungsbaumeister des 16. Jahrhunderts (bis ca. 1580) und ihre Einsatzgebiete im habsburgisch-osmanischen Grenzbereich 466
- 9.6 Festungsbautraktate des 15. und 16. Jahrhunderts und ihre Autoren 479
- 9.7 Chronologisches Verzeichnis der im Buch häufig verwendeten Wien-Pläne und Wien-Ansichten (15.‒18. Jahrhundert) 483
- 10 Glossar 494
- 11 Verzeichnisse 499