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258 | Heike Krause
archiv in Stockholm aufbewahrte Plan zeigt diese Situation, wobei eine stadtseitige
Kurtinenmauer nicht dargestellt wurde, die aber im Vogelschauplan von Wolf Jakob
Stromer von Reichenbach um 1595/1603 erkennbar ist.105
6.3.3 Bastei beim Schottentor
Die Bastei beim Schottentor ist als eine recht große gemauerte Bastion ohne Kavalier
mit zurückgezogenen Flankenhöfen ähnlich der Elendbastei dargestellt106 und findet
sich in dieser Grundrissform auch in anderen zeitgenössischen Plänen wieder, darun-
ter in solchen des Domenico Zenoi, des Bartolomeo de Rocchi und des Carlo Theti
sowie in Grundrissen der Befestigung der Stadt Wien im Kriegsarchiv Stockholm
(Anhang 9.7, S.
486–489 Nrr. 13, 18, 19 und 21 ; unten nach S.
312 Tafeln 9, 10 und 11).
Es besteht ein Widerspruch bezüglich der baulichen Beschaffenheit zwischen schrift-
licher und bildlicher Überlieferung jener Zeit. Denn aufgrund der Schriftquellen ist
anzunehmen, dass diese Bastion noch mit Erde ummantelt war, wie es 1602 histo-
risch überliefert ist.107 Der Vogelschauplan von Wolf Jakob Stromer von Reichenbach
um 1595/1603 gibt tatsächlich eine niedrige Ummantelung wieder (unten nach S. 312
Tafel 12).108 Allerdings lässt die Darstellung keine Beurteilung darüber zu, ob diese
aus Mauerwerk oder Erde bestand. Von 1597 bis 1599 wurden die niederösterreichi-
schen Stände zu Robotleistungen für die »Zusammenfügung und den Ausbau« der
»Schottenbastei« verpflichtet.109 1597 schlug General Adolph von Schwarzenberg vor,
diese mit einem Mantel aus Ziegeln zu versehen.110 Bis dies in die Tat umgesetzt
wurde, sollten noch einige Jahrzehnte vergehen. Von 1637 bis 1656 wurde diese Bas-
tion schließlich vergrößert und mit Mauerwerk verkleidet.111 Am detailreichsten unter
den zeitgenössischen Ansichten erscheint die Darstellung im Wiener Exemplar des
»Angielini«-Plans von Wien (Abb. 50) : Das Mauerwerk der Bastion ist mit Eckquade-
rungen, Quadern am Mauerfuß sowie mit einem umlaufenden Kordongesims ausge-
wiesen. Auf dem Bastionskörper sehen wir zudem zwei rechteckige Luftschächte und
in den niedrigen Flankenhofmauern sogar je eine Stückscharte. Dass die Darstellung
massiven Mauerwerks der Wirklichkeit entsprach, ist aufgrund der abweichenden his-
105 Unten Anhang 9.7, S. 489 Nr. 22.
106 Siehe dazu unter Elendbastei, S. 261–263.
107 KA, HKR Akten 15, Registratur, 1602 Juli 2, 167, fol. 2r.
108 Unten Anhang 9.7, S. 489 Nr. 22.
109 NÖLA, Ständische Akten A VIII 11, fol. 1r, 21r, 23r, 47r‒53v.
110 Vgl. dazu hier im Buch S. 219 Anm. 367.
111 Eberle, Wien als Festung, 244.
Open Access © 2017 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Titel
- Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
- Untertitel
- Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Autoren
- Ferdinand Opll
- Heike Krause
- Christoph Sonnlechner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20210-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 586
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Inhalt
- Einleitung 9
- Die Angielinis, ihr Werk und Wirken 10
- Wien als Festungsstadt 13
- Terminologie und Onomastik 14
- Internet 16
- Abbildungen 17
- Dank 17
- 1 Die Familie Angielini und ihr kartografisches Schaffen 21
- 1.1 Biografisches 21
- 1.2 Das beruflich-persönliche Umfeld der Angielinis 38
- 1.3 Das kartografische Werk der Familie Angielini 44
- 1.4 Die Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten in Wien, Dresden und Karlsruhe 51
- 1.5 Exkurs : Die in den fünf »Angielini«-Atlanten vorkommenden Wasserzeichen 52
- 1.6 Analyse und Autopsie der fünf »Angielini«-Atlanten 59
- 2 Der in den »Angielini«-Atlanten erfasste Raum 87
- 3 Der ungarische Raum und die Stadt Wien in frühen kartografischen Zeugnissen 101
- 4 Der frühneuzeitliche Festungsbau in Theorie und Praxis 127
- 5 Wien wird Festungsstadt – Der Ausbau nach der Belagerung von 1529 bis in die Mitte der 1560er Jahre 147
- 5.1 Die fortifikatorischen Folgen der Ersten Türkenbelagerung von Wien im Jahr 1529 147
- 5.2 Der Festungsbau aus umwelthistorischer Perspektive 197
- 6 Autopsie und Kontextualisierung der drei »Angielini«-Pläne von Wien 221
- 6.1 Das weitere Umfeld – eine Annäherung an die Stadt 221
- 6.2 Die unmittelbare Umgebung der Stadt 228
- 6.3 Die Befestigung 250
- 6.3.1 Bastei bei dem Burgtor 252
- 6.3.2 Bastei zwischen Burg- und Schottentor 255
- 6.3.3 Bastei beim Schottentor 258
- 6.3.4 Elendbastei 261
- 6.3.5 Arsenal und Reste der mittelalterlichen Stadtmauer 263
- 6.3.6 Neutorbastei 267
- 6.3.7 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Werdertor und Piattaforma samt neuer Kurtine 268
- 6.3.8 Piattaforma 268
- 6.3.9 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Piattaforma und Biberbastei 270
- 6.3.10 Biberbastei 272
- 6.3.11 Bastei bei den Predigern 274
- 6.3.12 Stubentor und angrenzende Kurtinen 277
- 6.3.13 Untere Paradeisbastei 278
- 6.3.14 Unteres Zeughaus auf der Seilerstätte 281
- 6.3.15 Obere Paradeisbastei 282
- 6.3.16 Bastei beim Kärntner Tor 286
- 6.3.17 Mittelalterliche Stadtmauer und sogenannter Augustinerturm 290
- 6.3.18 Stadtgraben 292
- 6.3.19 Resümee 293
- 6.4 Das Stadtinnere 294
- 7 Zusammenfassung und Summary 305
- 8 Tafeln 313
- 9 Anhang 325
- 9.1 Die mit dem kartografischen Schaffen der Familie Angielini in Verbindung stehenden kartografischen Darstellungen 325
- 9.2 Anzahl der in den »Angielini«-Atlanten enthaltenen Stadtpläne, Festungsgrundrisse und -schrägansichten 457
- 9.3 Reihenfolge der in den Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten enthaltenen kartografischen Darstellungen 459
- 9.4 Konkordanz der in den Stadtplänen, Festungsgrundrissen und -schrägansichten der »Angielini«-Atlanten verwendeten Ortsnamen 462
- 9.5 Italienische Festungsbaumeister des 16. Jahrhunderts (bis ca. 1580) und ihre Einsatzgebiete im habsburgisch-osmanischen Grenzbereich 466
- 9.6 Festungsbautraktate des 15. und 16. Jahrhunderts und ihre Autoren 479
- 9.7 Chronologisches Verzeichnis der im Buch häufig verwendeten Wien-Pläne und Wien-Ansichten (15.‒18. Jahrhundert) 483
- 10 Glossar 494
- 11 Verzeichnisse 499