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190 | Heike Krause
5.1.4.6 Die Folgen der Finanzkrise
Ab 1561 spitzte sich die finanzielle Notlage dermaßen zu, dass die Bauarbeiten an der
Befestigung und an anderen kaiserlichen Gebäuden in und um Wien nicht zügig weiter-
geführt werden konnten.252 Schon im November 1561 gab es Ausstände bei der Bezah-
lung der Bauleute. Es wurde daran erinnert, dass die offenbar zugesagten 10.000 Gulden
bereitzustellen seien.253 Ab Dezember 1561 mehren sich Mahnungen, in denen Forde-
rungen nach Geld- bzw. Vorauszahlungen für den Befestigungsbau gestellt wurden.254
Die Ausgaben dürften demnach die Einnahmen deutlich überschritten haben. Es wa-
ren hohe Summen an Schulden aufgelaufen, Arbeiter und Handwerker bekamen über
längere Zeit keinen Lohn. Vom Mai 1562 liegt eine Abrechnung über Schuldbeträge
(knapp 6.000 Gulden) vor, wovon einige seit Oktober des vorangegangenen Jahres nicht
mehr beglichen worden waren. In diesem Verzeichnis werden die an der Befestigung ar-
beitenden Baumeister und Handwerker namentlich genannt. Von Besoldungsausständen
waren betroffen : Thoman Eiseler als Superintendent selbst sowie die oberitalienischen
Baumeister Pietro Ferabosco, Francesco The(o)baldi, Antoni Florian,255 Jacopo Strada
und andere.256 Darüber berichtete auch Thoman Eiseler am 17. Mai 1562.257 Im März
1562 gerieten die Bautätigkeiten am Schloss (Kaiser-)Ebersdorf und an der Wiener Burg
ins Stocken. Auch hier fehlte das zugesagte Geld, um die Arbeiter zu bezahlen.258 Aus
252 KA HKR Protokollbuch 142, fol. 81v : Kaiserliches Schreiben wegen Einstellung eines Teiles der »Ge-
bäude« zu Wien ; fol. 82r : Eiseler berichtet über den Geldmangel bei den »Gebäuden« in Wien ; 1563
fol. 130v, 135v.
253 FHKA NÖHA W 61/C/3/B, 1561 November 17, fol. 638–642 mit genauer Auflistung der bereits
aufgelaufenen Schulden.
254 Zum Beispiel : FHKA Hoffinanzprotokolle E 1561 (W 248/249), fol. 327v, 361r, 368v, 380r ; 1562
(W253), fol. 25v, 36r, 61r, 124r ; 1563 (W 256) 270r, 364r, 1564 (W 257/258), fol. 78r.
255 Camesina, Urkundliche Beiträge, 75 Nr. XXXII Anm. 1, identifiziert Antonio Florian mit Antonio
Continella (auch Continelli), ohne eine weitere Erklärung dafür anzugeben. Letzterer scheint in den
städtischen Oberkammeramtsrechnungen von 1560 als Römisch-Kaiserlicher Majestäts etc. Baumeis-
ter auf. Interessant ist, dass auch er einen Wien-Plan anfertigte : Die Stadt gab ihm nämlich über drei
Gulden, weil er Wien in grund gelegt und abgerissen hat. Uhlirz, Urkunden und Regesten, LVIII Nr.
15768. Ein entsprechender Stadtplan von Continella ist bislang nicht bekannt geworden und muss
wohl als verloren gelten. Am 15. Oktober 1561 scheint Anthonio de Florian pawmeister bezüglich der
Erhöhung seines Soldes von 20 Gulden um zusätzliche zehn Gulden monatlich in den Hoffinanzpro-
tokollen auf (FHKA Hoffinanzprotokolle R 1561–1563 [W 252], fol. 16r).
256 FHKA NÖHA W 61/C/3/B, 1561, fol. 708–716, bezieht sich auf die Schulden bis zum 10. Mai 1562.
257 Camesina, Urkundliche Beiträge, 77 f. Nr. XXV.
258 FHKA NÖHA E 8/A, März 1562, fol. 163r/v,. FHKA VDA 593, 1562, fol. 262r/v : In den Abrech-
nungen zwischen Februar und Juni scheinen keine Auszahlungen auf ; FHKA NÖHA W 61/C/3/B,
1562 April 16, fol. 728v–729r. Wiederholt Ende 1562, FHKA NÖHA W 61/C/3/B, 1562 November
24, fol. 781v und 1562 Dezember, fol. 665r.
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Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Titel
- Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
- Untertitel
- Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Autoren
- Ferdinand Opll
- Heike Krause
- Christoph Sonnlechner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20210-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 586
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Inhalt
- Einleitung 9
- Die Angielinis, ihr Werk und Wirken 10
- Wien als Festungsstadt 13
- Terminologie und Onomastik 14
- Internet 16
- Abbildungen 17
- Dank 17
- 1 Die Familie Angielini und ihr kartografisches Schaffen 21
- 1.1 Biografisches 21
- 1.2 Das beruflich-persönliche Umfeld der Angielinis 38
- 1.3 Das kartografische Werk der Familie Angielini 44
- 1.4 Die Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten in Wien, Dresden und Karlsruhe 51
- 1.5 Exkurs : Die in den fünf »Angielini«-Atlanten vorkommenden Wasserzeichen 52
- 1.6 Analyse und Autopsie der fünf »Angielini«-Atlanten 59
- 2 Der in den »Angielini«-Atlanten erfasste Raum 87
- 3 Der ungarische Raum und die Stadt Wien in frühen kartografischen Zeugnissen 101
- 4 Der frühneuzeitliche Festungsbau in Theorie und Praxis 127
- 5 Wien wird Festungsstadt – Der Ausbau nach der Belagerung von 1529 bis in die Mitte der 1560er Jahre 147
- 5.1 Die fortifikatorischen Folgen der Ersten Türkenbelagerung von Wien im Jahr 1529 147
- 5.2 Der Festungsbau aus umwelthistorischer Perspektive 197
- 6 Autopsie und Kontextualisierung der drei »Angielini«-Pläne von Wien 221
- 6.1 Das weitere Umfeld – eine Annäherung an die Stadt 221
- 6.2 Die unmittelbare Umgebung der Stadt 228
- 6.3 Die Befestigung 250
- 6.3.1 Bastei bei dem Burgtor 252
- 6.3.2 Bastei zwischen Burg- und Schottentor 255
- 6.3.3 Bastei beim Schottentor 258
- 6.3.4 Elendbastei 261
- 6.3.5 Arsenal und Reste der mittelalterlichen Stadtmauer 263
- 6.3.6 Neutorbastei 267
- 6.3.7 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Werdertor und Piattaforma samt neuer Kurtine 268
- 6.3.8 Piattaforma 268
- 6.3.9 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Piattaforma und Biberbastei 270
- 6.3.10 Biberbastei 272
- 6.3.11 Bastei bei den Predigern 274
- 6.3.12 Stubentor und angrenzende Kurtinen 277
- 6.3.13 Untere Paradeisbastei 278
- 6.3.14 Unteres Zeughaus auf der Seilerstätte 281
- 6.3.15 Obere Paradeisbastei 282
- 6.3.16 Bastei beim Kärntner Tor 286
- 6.3.17 Mittelalterliche Stadtmauer und sogenannter Augustinerturm 290
- 6.3.18 Stadtgraben 292
- 6.3.19 Resümee 293
- 6.4 Das Stadtinnere 294
- 7 Zusammenfassung und Summary 305
- 8 Tafeln 313
- 9 Anhang 325
- 9.1 Die mit dem kartografischen Schaffen der Familie Angielini in Verbindung stehenden kartografischen Darstellungen 325
- 9.2 Anzahl der in den »Angielini«-Atlanten enthaltenen Stadtpläne, Festungsgrundrisse und -schrägansichten 457
- 9.3 Reihenfolge der in den Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten enthaltenen kartografischen Darstellungen 459
- 9.4 Konkordanz der in den Stadtplänen, Festungsgrundrissen und -schrägansichten der »Angielini«-Atlanten verwendeten Ortsnamen 462
- 9.5 Italienische Festungsbaumeister des 16. Jahrhunderts (bis ca. 1580) und ihre Einsatzgebiete im habsburgisch-osmanischen Grenzbereich 466
- 9.6 Festungsbautraktate des 15. und 16. Jahrhunderts und ihre Autoren 479
- 9.7 Chronologisches Verzeichnis der im Buch häufig verwendeten Wien-Pläne und Wien-Ansichten (15.‒18. Jahrhundert) 483
- 10 Glossar 494
- 11 Verzeichnisse 499