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150 | Heike Krause
Schon im Dezember 1529 begann man mit der Planung für eine Wiederherstel-
lung der zerstörten Teile der Befestigung. Die Kräfte und die finanziellen Mittel für
den Wiederaufbau bzw. eine grundlegende Erneuerung waren vorerst jedoch noch zu
bescheiden.
5.1.2 Erste Ausbauphase
5.1.2.1 Bau der ersten Basteien, Reparaturen und Verbesserungen
Ferdinand I. fällte noch im Jahr 1530 den Entschluss, nur die Innere Stadt ohne Einbe-
ziehung der Vorstädte zur Festung auszugestalten und die Stadtmauer durch neue, der
zeitgenössischen Kriegstechnik gerecht werdende Bollwerke zu verstärken.22 Wien sollte
als ein »Bollwerk der Christenheit« das »bedeutendste aller Bauprojekte der Epoche«
werden, wodurch der Stadt eine völlig neue Rolle als »Grenzfestung gegen die Türken«
zuwuchs.23 Der Bürgermeister und der Rat der Stadt Wien baten Ferdinand I. im Juli
1530, das ihnen zustehende Geld eines jüngst bewilligten Anschlages mangels anderwei-
tiger Geldquellen für die Ausbesserung der Stadtbefestigung ausgeben zu dürfen, ins-
besondere, um die Gräben zu räumen, die Türme instand zu setzen, die Löcher in der
Stadtmauer zu schließen und Streichwehren aufzurichten.24 Die Statthalter-Regenten
und Kammerräte der niederösterreichischen Lande hoben hervor, dass zur Erbauung der
Befestigung der Stadt versierte Bauleute vonnöten seien, die ausreichend Erfahrung im
Bau der jetzt »trefflichen Befestigungen« aufwiesen, und dass diese innerhalb des Landes
nicht zu bekommen seien. Der oberste Hofmeister, Wilhelm Freiherr zu Roggendorf
und Mollenburg (1481–1541), war vor kurzem mit Räten, Hauptleuten und Kriegsper-
sonen nach Wien angereist, mit denen über die Ausbaupläne beratschlagt wurde. Man
kam überein, dass Johann Tscherte, Baumeister der niederösterreichischen Lande, und
etliche walhen (= Welsche, d. h. italienische Bauleute), die zurzeit in Wiener Neustadt
bauten, um ihre Meinung gefragt werden sollten. Es wurde zudem empfohlen, für diesen
Zweck fähige Bauleute aus Italien, aus Braunschweig oder von anderswo anzuwerben,
denn die beuesstigung vnd erhalltung diser stat sind nicht nur der E. ku. Mt. vnnd disen
lannden sonnder auch der ganntzen teutschn nation sehr gelegen. Wegen des bevorstehen-
den Winters wie auch der fehlenden finanziellen Mittel und des Mangels an Baumateri-
alien könnte man allerdings kaum in diesem Jahr mit den Arbeiten anfangen.25 Vor allem
22 NÖLA Ständische Akten A VIII 9 ; 1530 September 8, fol. 10r–11v.
23 Opll, Ferdinand I. und seine Stadt Wien, 84 f.
24 FHKA NÖHA W 61/C/3/A, 1530 Juli 3, fol. 68r ; Camesina, Urkundliche Beiträge, 51 Nr. I.
25 FHKA NÖHA W 61/C/3/A, 1530 Oktober 10, fol. 87r–89v.
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Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Titel
- Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
- Untertitel
- Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Autoren
- Ferdinand Opll
- Heike Krause
- Christoph Sonnlechner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20210-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 586
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Inhalt
- Einleitung 9
- Die Angielinis, ihr Werk und Wirken 10
- Wien als Festungsstadt 13
- Terminologie und Onomastik 14
- Internet 16
- Abbildungen 17
- Dank 17
- 1 Die Familie Angielini und ihr kartografisches Schaffen 21
- 1.1 Biografisches 21
- 1.2 Das beruflich-persönliche Umfeld der Angielinis 38
- 1.3 Das kartografische Werk der Familie Angielini 44
- 1.4 Die Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten in Wien, Dresden und Karlsruhe 51
- 1.5 Exkurs : Die in den fünf »Angielini«-Atlanten vorkommenden Wasserzeichen 52
- 1.6 Analyse und Autopsie der fünf »Angielini«-Atlanten 59
- 2 Der in den »Angielini«-Atlanten erfasste Raum 87
- 3 Der ungarische Raum und die Stadt Wien in frühen kartografischen Zeugnissen 101
- 4 Der frühneuzeitliche Festungsbau in Theorie und Praxis 127
- 5 Wien wird Festungsstadt – Der Ausbau nach der Belagerung von 1529 bis in die Mitte der 1560er Jahre 147
- 5.1 Die fortifikatorischen Folgen der Ersten Türkenbelagerung von Wien im Jahr 1529 147
- 5.2 Der Festungsbau aus umwelthistorischer Perspektive 197
- 6 Autopsie und Kontextualisierung der drei »Angielini«-Pläne von Wien 221
- 6.1 Das weitere Umfeld – eine Annäherung an die Stadt 221
- 6.2 Die unmittelbare Umgebung der Stadt 228
- 6.3 Die Befestigung 250
- 6.3.1 Bastei bei dem Burgtor 252
- 6.3.2 Bastei zwischen Burg- und Schottentor 255
- 6.3.3 Bastei beim Schottentor 258
- 6.3.4 Elendbastei 261
- 6.3.5 Arsenal und Reste der mittelalterlichen Stadtmauer 263
- 6.3.6 Neutorbastei 267
- 6.3.7 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Werdertor und Piattaforma samt neuer Kurtine 268
- 6.3.8 Piattaforma 268
- 6.3.9 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Piattaforma und Biberbastei 270
- 6.3.10 Biberbastei 272
- 6.3.11 Bastei bei den Predigern 274
- 6.3.12 Stubentor und angrenzende Kurtinen 277
- 6.3.13 Untere Paradeisbastei 278
- 6.3.14 Unteres Zeughaus auf der Seilerstätte 281
- 6.3.15 Obere Paradeisbastei 282
- 6.3.16 Bastei beim Kärntner Tor 286
- 6.3.17 Mittelalterliche Stadtmauer und sogenannter Augustinerturm 290
- 6.3.18 Stadtgraben 292
- 6.3.19 Resümee 293
- 6.4 Das Stadtinnere 294
- 7 Zusammenfassung und Summary 305
- 8 Tafeln 313
- 9 Anhang 325
- 9.1 Die mit dem kartografischen Schaffen der Familie Angielini in Verbindung stehenden kartografischen Darstellungen 325
- 9.2 Anzahl der in den »Angielini«-Atlanten enthaltenen Stadtpläne, Festungsgrundrisse und -schrägansichten 457
- 9.3 Reihenfolge der in den Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten enthaltenen kartografischen Darstellungen 459
- 9.4 Konkordanz der in den Stadtplänen, Festungsgrundrissen und -schrägansichten der »Angielini«-Atlanten verwendeten Ortsnamen 462
- 9.5 Italienische Festungsbaumeister des 16. Jahrhunderts (bis ca. 1580) und ihre Einsatzgebiete im habsburgisch-osmanischen Grenzbereich 466
- 9.6 Festungsbautraktate des 15. und 16. Jahrhunderts und ihre Autoren 479
- 9.7 Chronologisches Verzeichnis der im Buch häufig verwendeten Wien-Pläne und Wien-Ansichten (15.‒18. Jahrhundert) 483
- 10 Glossar 494
- 11 Verzeichnisse 499