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218 | Christoph Sonnlechner
Punkt 11 der Instruktion befasst sich mit einer technologischen Innovation, die die
Menge an Holz für das Ziegelbrennen verringern sollte. Es wird vorgeschlagen, gemau-
erte Öfen mit Löchern für den Rauchabzug zu bauen und nicht offene Öfen (=
Meiler)
aus Lehm, den man vor Ort gewinnt.363 Damit werde die Qualität der Ziegel gestei-
gert und die Menge des benötigten Brennholzes gesenkt.
In dem normativen Regelwerk findet sich eine Innovation zum Einsparen von
Holz.364 Punkt 10 stellt klar, dass die verantwortlichen Arbeiter dem Feuer größtes Au-
genmerk widmen sollten. Sie sollten es bei konstanter Hitze halten und nicht vorzeitig
abkühlen lassen, weil bei zu niedriger Temperatur der Brennvorgang verlängert werden
müsse und sich damit die benötigte Holzmenge erhöhe.365 Zwei erhaltene Instruktio-
nen für Ziegelschaffer und Gegenschreiber aus dem Jahr 1561 betonen die notwendige
Effizienz der Abläufe, fordern Übersicht und Buchführung sowie die strikte Beachtung
des Vieraugenprinzips. Alle Vorgänge sollten rechtzeitig geplant und in Abstimmung
mit dem städtischen Kämmerer durchgeführt werden, insbesondere die Beschau des
Holzes in den Auen und der Ankauf desselben. Zur Erhaltung von Know-How werden
die beiden angewiesen, sich die Arbeitskräfte nach der Saison, insbesondere im Winter,
zu sichern und neue mit den Vorgängen vertraut zu machen.366
5.2.2.3 Die Nachfrage nach Brennholz – Versuch einer Schätzung
Wir wissen mit Sicherheit, dass die Stadt im Jahre 1548 zwei Ziegelöfen betrieb und
mindestens zwei weitere im Jahr 1549 in der Nähe des Kärntner Tors dazukamen. 1555
planten die Wiener neue zu errichten. Wie oben erwähnt, wurden acht Öfen an zwei
Ziegelplätzen betrieben. Wir wissen, dass zusätzlich private Unternehmer Ziegel her-
stellten, und wir wissen auch von landesfürstlichen Ziegelstadeln, kennen aber keine
Details zur Produktion.
363 Ebd., Punkt 11 : Damit auch die hytz erhalten unnd die obern ziegln pesser prenndt, so sollen die ambtleuth auf
versuech ainen mauerofen oben mit ziegln in laimb zuegwelben (doch mit seiner nodturfft rauchlochern verse-
hen) lassen, dann wo die offen [also gemacht, wurden sich die ziegl gleich prennen, dann und] erwan die obern
erhytzen, [send] die unndern zerschmoltzen, also aber sich die hytz wider unnder sich schlecht, unnd werden all
gleich prenndt, dartzue nit wenig holtz erspart. Alsdan dieselben lanngsam khuellen, so beleiben die ziegl desster
gennzer. – Zum Wandel der Ofentechnologie siehe Hennrich, Mittelalterliche Ziegelbrenntechniken.
364 Zur Frage von Norm und Praxis siehe Winiwarter/Jaritz, Wasser ; Jaritz, Material Culture und
Sonnlechner/Winiwarter, Landscape Elements.
365 WStLA, HA Akten, 6/1548 (wie oben Anm. 361), Punkt 10 : Der zieglprenner soll aufs holz so in yedem
ofen verprenndt ain sonnders aufmerkhen haben, auch alspaldt er anzindt on unnderlaß beim feur bleiben, da-
mit khain pranndt ubersehen, dann wo die hytz nachlästso khan ers in etlicheen tagen nit erstatten. Dardurch
vill holz vergebens verschwendt wiert.
366 WStLA, HA Akten, 1/1561 a und b.
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Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Titel
- Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
- Untertitel
- Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Autoren
- Ferdinand Opll
- Heike Krause
- Christoph Sonnlechner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20210-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 586
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Inhalt
- Einleitung 9
- Die Angielinis, ihr Werk und Wirken 10
- Wien als Festungsstadt 13
- Terminologie und Onomastik 14
- Internet 16
- Abbildungen 17
- Dank 17
- 1 Die Familie Angielini und ihr kartografisches Schaffen 21
- 1.1 Biografisches 21
- 1.2 Das beruflich-persönliche Umfeld der Angielinis 38
- 1.3 Das kartografische Werk der Familie Angielini 44
- 1.4 Die Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten in Wien, Dresden und Karlsruhe 51
- 1.5 Exkurs : Die in den fünf »Angielini«-Atlanten vorkommenden Wasserzeichen 52
- 1.6 Analyse und Autopsie der fünf »Angielini«-Atlanten 59
- 2 Der in den »Angielini«-Atlanten erfasste Raum 87
- 3 Der ungarische Raum und die Stadt Wien in frühen kartografischen Zeugnissen 101
- 4 Der frühneuzeitliche Festungsbau in Theorie und Praxis 127
- 5 Wien wird Festungsstadt – Der Ausbau nach der Belagerung von 1529 bis in die Mitte der 1560er Jahre 147
- 5.1 Die fortifikatorischen Folgen der Ersten Türkenbelagerung von Wien im Jahr 1529 147
- 5.2 Der Festungsbau aus umwelthistorischer Perspektive 197
- 6 Autopsie und Kontextualisierung der drei »Angielini«-Pläne von Wien 221
- 6.1 Das weitere Umfeld – eine Annäherung an die Stadt 221
- 6.2 Die unmittelbare Umgebung der Stadt 228
- 6.3 Die Befestigung 250
- 6.3.1 Bastei bei dem Burgtor 252
- 6.3.2 Bastei zwischen Burg- und Schottentor 255
- 6.3.3 Bastei beim Schottentor 258
- 6.3.4 Elendbastei 261
- 6.3.5 Arsenal und Reste der mittelalterlichen Stadtmauer 263
- 6.3.6 Neutorbastei 267
- 6.3.7 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Werdertor und Piattaforma samt neuer Kurtine 268
- 6.3.8 Piattaforma 268
- 6.3.9 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Piattaforma und Biberbastei 270
- 6.3.10 Biberbastei 272
- 6.3.11 Bastei bei den Predigern 274
- 6.3.12 Stubentor und angrenzende Kurtinen 277
- 6.3.13 Untere Paradeisbastei 278
- 6.3.14 Unteres Zeughaus auf der Seilerstätte 281
- 6.3.15 Obere Paradeisbastei 282
- 6.3.16 Bastei beim Kärntner Tor 286
- 6.3.17 Mittelalterliche Stadtmauer und sogenannter Augustinerturm 290
- 6.3.18 Stadtgraben 292
- 6.3.19 Resümee 293
- 6.4 Das Stadtinnere 294
- 7 Zusammenfassung und Summary 305
- 8 Tafeln 313
- 9 Anhang 325
- 9.1 Die mit dem kartografischen Schaffen der Familie Angielini in Verbindung stehenden kartografischen Darstellungen 325
- 9.2 Anzahl der in den »Angielini«-Atlanten enthaltenen Stadtpläne, Festungsgrundrisse und -schrägansichten 457
- 9.3 Reihenfolge der in den Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten enthaltenen kartografischen Darstellungen 459
- 9.4 Konkordanz der in den Stadtplänen, Festungsgrundrissen und -schrägansichten der »Angielini«-Atlanten verwendeten Ortsnamen 462
- 9.5 Italienische Festungsbaumeister des 16. Jahrhunderts (bis ca. 1580) und ihre Einsatzgebiete im habsburgisch-osmanischen Grenzbereich 466
- 9.6 Festungsbautraktate des 15. und 16. Jahrhunderts und ihre Autoren 479
- 9.7 Chronologisches Verzeichnis der im Buch häufig verwendeten Wien-Pläne und Wien-Ansichten (15.‒18. Jahrhundert) 483
- 10 Glossar 494
- 11 Verzeichnisse 499