Seite - 166 - in Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert - Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
Bild der Seite - 166 -
Text der Seite - 166 -
166 | Heike Krause
serungsvorschlag sollten dafür zwei Häuser abgebrochen werden. Noch 1550 wurden
Häuser, Grund, Stadel und Gärten geschätzt, die dem Ausbau der Bastion, insbeson-
dere der »Katze« hinter der Bastion weichen sollten.127 In diesem Zusammenhang wird
sie als die durch Meister Sigmund gemachte Bastei genannt.128 Die Bastei zwischen
Burg- und Schottentor wies offene, zurückgezogene Flankenhöfe und im Kehlbereich
eine deutlich erhöhte Geschützplattform (Katze oder Kavalier genannt) auf (Abb. 18).
5.1.3.3 Bastei bei den Predigern
Der Bau der Bastei bei den Predigern, auch Stadt-, Bürger-, Prediger-, Hollerstau-
den- und zuletzt Dominikanerbastei genannt, wurde überwiegend von der Stadt Wien
finanziert. Über Zustand und Aussehen eines Vorgängerbaus aus den 1530er Jahren
sind wir nicht ausreichend unterrichtet. 1544 reiste Meister Dominico Illalio (Dome-
nico dell’Allio) aus Kärnten nach Wien. Er kam auf Initiative Leonhards II. Freiherrn
von Völs zur Beratschlagung der pastein und Befestigung der Stadt Wien, damit er die
pastein bey denn predigern aussteckt und in das jung Maß bringt. Dafür wurden ihm
am 17. April sechs ungarische Dukaten zu 14 Schilling gezahlt.129 Am 15. Septem-
ber wurden ihm für die Aussteckung der »Bürgerbastei bei den Predigern« und das
»Ins-model-Bringen« (entweder Anfertigung eines Risses oder eines Modells) ein essen
visch und Wein verehrt.130 Francesco de Pozo aus Mailand war laut Eintragungen in
den städtischen Oberkammeramtsrechnungen in den zwei Jahren von 1544 und 1545
als Baumeister bei der Erbauung dieser Bastion samt ihrer Katze tätig.131 Er war seit
1538 Baumeister im Dienste des Königs und lebte seitdem in Wien.132 1545 findet
sich ein Eintrag in den erwähnten Oberkammeramtsrechnungen über den Bau einer
Katze hinter der Bastion, deren Kosten auf 11.000 Gulden geschätzt wurden.133 Die
Stadt sah sich außer Stande, die Summe selbst aufzubringen. »Kaiserliche« Unter-
stützung wurde zugesagt.134 Die Katze bei den Predigern wurde 1545 mit Erdreich
127 Camesina, ebd., 65 Nr. XIII, Anm. 6 ; FHKA NÖHA W 61/C/3/B (819), 1550 September 30, fol.
369r/v und 390r.
128 FHKA NÖK ER 1550-1, fol. 208r.
129 WStLA, Oberkammeramt, B1/1. Reihe, OKAR 1544 : Ausgaben, fol. 16r.
130 WStLA, Oberkammeramt, B1/1. Reihe, OKAR 1544 : Ausgaben, fol. 18r.
131 WStLA, Oberkammeramt, B1/1. Reihe, OKAR 1544 : Ausgaben, fol. 16r und 1545, Ausgaben fol.
17r ;
Weiss, Alt- und Neu-Wien, 49 ; zu Pozo (auch : Pozzo) siehe Kühnel, Forschungsergebnisse, 322–
324.
132 Kühnel, ebd., 322 f.
133 WStLA, Oberkammeramt, B1/1. Reihe, OKAR 1545 : Empfang, fol. 16r.
134 Lind, Erinnerung, 112.
Open Access © 2017 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Titel
- Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
- Untertitel
- Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Autoren
- Ferdinand Opll
- Heike Krause
- Christoph Sonnlechner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20210-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 586
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Inhalt
- Einleitung 9
- Die Angielinis, ihr Werk und Wirken 10
- Wien als Festungsstadt 13
- Terminologie und Onomastik 14
- Internet 16
- Abbildungen 17
- Dank 17
- 1 Die Familie Angielini und ihr kartografisches Schaffen 21
- 1.1 Biografisches 21
- 1.2 Das beruflich-persönliche Umfeld der Angielinis 38
- 1.3 Das kartografische Werk der Familie Angielini 44
- 1.4 Die Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten in Wien, Dresden und Karlsruhe 51
- 1.5 Exkurs : Die in den fünf »Angielini«-Atlanten vorkommenden Wasserzeichen 52
- 1.6 Analyse und Autopsie der fünf »Angielini«-Atlanten 59
- 2 Der in den »Angielini«-Atlanten erfasste Raum 87
- 3 Der ungarische Raum und die Stadt Wien in frühen kartografischen Zeugnissen 101
- 4 Der frühneuzeitliche Festungsbau in Theorie und Praxis 127
- 5 Wien wird Festungsstadt – Der Ausbau nach der Belagerung von 1529 bis in die Mitte der 1560er Jahre 147
- 5.1 Die fortifikatorischen Folgen der Ersten Türkenbelagerung von Wien im Jahr 1529 147
- 5.2 Der Festungsbau aus umwelthistorischer Perspektive 197
- 6 Autopsie und Kontextualisierung der drei »Angielini«-Pläne von Wien 221
- 6.1 Das weitere Umfeld – eine Annäherung an die Stadt 221
- 6.2 Die unmittelbare Umgebung der Stadt 228
- 6.3 Die Befestigung 250
- 6.3.1 Bastei bei dem Burgtor 252
- 6.3.2 Bastei zwischen Burg- und Schottentor 255
- 6.3.3 Bastei beim Schottentor 258
- 6.3.4 Elendbastei 261
- 6.3.5 Arsenal und Reste der mittelalterlichen Stadtmauer 263
- 6.3.6 Neutorbastei 267
- 6.3.7 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Werdertor und Piattaforma samt neuer Kurtine 268
- 6.3.8 Piattaforma 268
- 6.3.9 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Piattaforma und Biberbastei 270
- 6.3.10 Biberbastei 272
- 6.3.11 Bastei bei den Predigern 274
- 6.3.12 Stubentor und angrenzende Kurtinen 277
- 6.3.13 Untere Paradeisbastei 278
- 6.3.14 Unteres Zeughaus auf der Seilerstätte 281
- 6.3.15 Obere Paradeisbastei 282
- 6.3.16 Bastei beim Kärntner Tor 286
- 6.3.17 Mittelalterliche Stadtmauer und sogenannter Augustinerturm 290
- 6.3.18 Stadtgraben 292
- 6.3.19 Resümee 293
- 6.4 Das Stadtinnere 294
- 7 Zusammenfassung und Summary 305
- 8 Tafeln 313
- 9 Anhang 325
- 9.1 Die mit dem kartografischen Schaffen der Familie Angielini in Verbindung stehenden kartografischen Darstellungen 325
- 9.2 Anzahl der in den »Angielini«-Atlanten enthaltenen Stadtpläne, Festungsgrundrisse und -schrägansichten 457
- 9.3 Reihenfolge der in den Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten enthaltenen kartografischen Darstellungen 459
- 9.4 Konkordanz der in den Stadtplänen, Festungsgrundrissen und -schrägansichten der »Angielini«-Atlanten verwendeten Ortsnamen 462
- 9.5 Italienische Festungsbaumeister des 16. Jahrhunderts (bis ca. 1580) und ihre Einsatzgebiete im habsburgisch-osmanischen Grenzbereich 466
- 9.6 Festungsbautraktate des 15. und 16. Jahrhunderts und ihre Autoren 479
- 9.7 Chronologisches Verzeichnis der im Buch häufig verwendeten Wien-Pläne und Wien-Ansichten (15.‒18. Jahrhundert) 483
- 10 Glossar 494
- 11 Verzeichnisse 499