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156 | Heike Krause
»Codex Mathematicus« Verbesserungsvorschläge für die Burgbastei, die er mittels
Illustrationen veranschaulicht.55 Ungeklärt bleiben in dieser ersten Ausbauphase der
Baufortschritt und die Gestalt der frühen Bastei bei den Predigern.
5.1.2.2 Ausbau auf der Seite des Wienflusses
Von 1536 bis 153956 wurde durch die Stadt Wien der Ausbau der Befestigung auf der
Wienflussseite durchgeführt. Aus den städtischen Oberkammeramtsrechnungen dieser
Jahre lassen sich Arbeiten an der Biberbastei,57 an einer Wasenbastei beim Stubentor,58
wenig später bei der »Heynersbastei« genannten Wasenbastei sowie zuletzt an einer
kleinen, zwischen den beiden letzteren gelegenen Wasenbastei,59 die als Vorgängerbau
der Unteren Paradeisbastei gilt, erschließen.60 Die Bezeichnung Wasen verdeutlicht,
dass diese Bauten größtenteils aus Erde mit einer Rasenbedeckung bestanden. Bauma-
terial aus den Vorstadtbefestigungen und -bauten wurde dafür wiederverwendet.61 Im
Dezember 1536 wurde die Biberbastei von dem grund gegraben, und 1537/1538 wurden
die Arbeiten fortgesetzt.62 Unter anderem musste Wasser aus dem Graben geschöpft,
die abgefallene Erde, domit di pursttn (Bürsten = Piloten) slahen mögen, aus dem Grund
geschoben werden. Leonhard Laukh[n] (oder Länkhn) war der arbaitt öbrist dieser Bas-
Schottentor als aus Erde geformt und als geböschtes Bauwerk, das stadtseitig gemauert sei und auf
das eine Wasserrohrleitung führt (WStLA, Fotosammlung, Fotosammlung allgemein, A 463 unfoliiert ;
Original im Landeshauptarchiv Schwerin, Signatur Altes Archiv 2.12-1/7, Reisen mecklenburgischer
Fürsten, Nr. 57). Hier wurde nämlich von Hans Gasteiger ebenfalls ein Brunnenhaus im Stadtgraben
und ein Wasserwerk errichtet, mit dem Wasser auf die Bastei geführt wurde und das in 24 Stunden 2112
angefüllte Eimer erbrachte (FHKA NÖHA W61/C/3/B, 1561 Februar, fol. 591v und Februar 17, fol.
617r). 1577 hieß es bezüglich der Bastei beim Schottentor, dass das »auswändige« Gemäuer sehr schad-
haft sei und eine neue Mauer aufgeführt werden solle, was sich möglicherweise auf die Stadtseite des
Bauwerks bezog (Camesina, Urkundliche Beiträge, 92 Nr. XXXVI).
55 Specklin, Codex Mathematicus (wie oben Anm. 15), fol. 8v, 21v, 22v, 23r.
56 Zu dieser Ausbauphase siehe auch Eberle, Wien als Festung, 221 und Anm. 7 mit Hinweis auf Ein-
träge in den städtischen Oberkammeramtsrechnungen (1536–1539).
57 WStLA, Oberkammeramt, B1/1. Reihe, OKAR 1536 : Ausgaben, fol. 18v, 1537/38, Ausgaben fol. 15r,
fol. 17v, 18r/v, fol. 19r.
58 Z. B. WStLA, Oberkammeramt, B1/1. Reihe, OKAR 1536 : Ausgaben, fol. 17v–18r.
59 WStLA, Oberkammeramt, B1/1. Reihe, OKAR : Ausgaben 1538, fol. 20r und 25v ; WStLA, Oberkam-
meramt, B1/1. Reihe, OKAR : Ausgaben, fol. 24v–25v, 29r/v und 31v.
60 Perger, Straßen, 27 s. v. Braunbastei. Seit 1684 so genannt (Camesina, Urkundliche Beiträge, 91).
61 WStLA, Oberkammeramt, B1/1. Reihe, OKAR 1536–1539 : Ausgaben, passim.
62 Durch Starkregen kam es schon im Winter 1536/1537 zu hohen Wasserständen : FHKA NÖHA W
61/C/3A (818), 1537 Jänner 22, fol. 229r/v. In diesem Dokument wird dieser Bau als pastein bey der
schlachprugkhn bezeichnet.
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Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Titel
- Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
- Untertitel
- Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Autoren
- Ferdinand Opll
- Heike Krause
- Christoph Sonnlechner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20210-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 586
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Inhalt
- Einleitung 9
- Die Angielinis, ihr Werk und Wirken 10
- Wien als Festungsstadt 13
- Terminologie und Onomastik 14
- Internet 16
- Abbildungen 17
- Dank 17
- 1 Die Familie Angielini und ihr kartografisches Schaffen 21
- 1.1 Biografisches 21
- 1.2 Das beruflich-persönliche Umfeld der Angielinis 38
- 1.3 Das kartografische Werk der Familie Angielini 44
- 1.4 Die Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten in Wien, Dresden und Karlsruhe 51
- 1.5 Exkurs : Die in den fünf »Angielini«-Atlanten vorkommenden Wasserzeichen 52
- 1.6 Analyse und Autopsie der fünf »Angielini«-Atlanten 59
- 2 Der in den »Angielini«-Atlanten erfasste Raum 87
- 3 Der ungarische Raum und die Stadt Wien in frühen kartografischen Zeugnissen 101
- 4 Der frühneuzeitliche Festungsbau in Theorie und Praxis 127
- 5 Wien wird Festungsstadt – Der Ausbau nach der Belagerung von 1529 bis in die Mitte der 1560er Jahre 147
- 5.1 Die fortifikatorischen Folgen der Ersten Türkenbelagerung von Wien im Jahr 1529 147
- 5.2 Der Festungsbau aus umwelthistorischer Perspektive 197
- 6 Autopsie und Kontextualisierung der drei »Angielini«-Pläne von Wien 221
- 6.1 Das weitere Umfeld – eine Annäherung an die Stadt 221
- 6.2 Die unmittelbare Umgebung der Stadt 228
- 6.3 Die Befestigung 250
- 6.3.1 Bastei bei dem Burgtor 252
- 6.3.2 Bastei zwischen Burg- und Schottentor 255
- 6.3.3 Bastei beim Schottentor 258
- 6.3.4 Elendbastei 261
- 6.3.5 Arsenal und Reste der mittelalterlichen Stadtmauer 263
- 6.3.6 Neutorbastei 267
- 6.3.7 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Werdertor und Piattaforma samt neuer Kurtine 268
- 6.3.8 Piattaforma 268
- 6.3.9 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Piattaforma und Biberbastei 270
- 6.3.10 Biberbastei 272
- 6.3.11 Bastei bei den Predigern 274
- 6.3.12 Stubentor und angrenzende Kurtinen 277
- 6.3.13 Untere Paradeisbastei 278
- 6.3.14 Unteres Zeughaus auf der Seilerstätte 281
- 6.3.15 Obere Paradeisbastei 282
- 6.3.16 Bastei beim Kärntner Tor 286
- 6.3.17 Mittelalterliche Stadtmauer und sogenannter Augustinerturm 290
- 6.3.18 Stadtgraben 292
- 6.3.19 Resümee 293
- 6.4 Das Stadtinnere 294
- 7 Zusammenfassung und Summary 305
- 8 Tafeln 313
- 9 Anhang 325
- 9.1 Die mit dem kartografischen Schaffen der Familie Angielini in Verbindung stehenden kartografischen Darstellungen 325
- 9.2 Anzahl der in den »Angielini«-Atlanten enthaltenen Stadtpläne, Festungsgrundrisse und -schrägansichten 457
- 9.3 Reihenfolge der in den Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten enthaltenen kartografischen Darstellungen 459
- 9.4 Konkordanz der in den Stadtplänen, Festungsgrundrissen und -schrägansichten der »Angielini«-Atlanten verwendeten Ortsnamen 462
- 9.5 Italienische Festungsbaumeister des 16. Jahrhunderts (bis ca. 1580) und ihre Einsatzgebiete im habsburgisch-osmanischen Grenzbereich 466
- 9.6 Festungsbautraktate des 15. und 16. Jahrhunderts und ihre Autoren 479
- 9.7 Chronologisches Verzeichnis der im Buch häufig verwendeten Wien-Pläne und Wien-Ansichten (15.‒18. Jahrhundert) 483
- 10 Glossar 494
- 11 Verzeichnisse 499