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186 | Heike Krause
immer auf einen niedrigeren Wasserstand warten müsse.238 Zu Ende des Jahres machte
Eiseler darauf aufmerksam, dass für den Bau eine große Anzahl Steine vonnöten seien,
und er führte aus, dass, falls sich der Kaiser zum »Fortfahren« entschließe, außer den
Pfeilern sogar die Fundamente fertiggestellt werden könnten und die Gemäuer inner-
halb von vier Wochen soweit zu erhöhen seien, dass das Wasser keine Schwierigkeiten
mehr bereite.239 Über den Zeitpunkt der Vollendung der Piattaforma sind wir nicht
unterrichtet. 1563 war sie jedenfalls soweit gemauert, dass man beginnen konnte, die
Streichwehren zu errichten.240 Dargestellt ist die Piattaforma auf verschiedenen Plä-
nen.241 Sie dürfte ohne Flankenhöfe errichtet worden sein und wurde ein Jahrhundert
später durch die 1664 vollendete Große Gonzagabastei ersetzt.242
5.1.4.5 Biberbastei
An die Stelle der viereckigen, vor die Stadtmauerecke vorspringenden Plattform mit
dem Namen »Biberbastei«, die im Plan von Bonifaz Wolmuet sowie im Codex Ma-
thematicus von Daniel Specklin wiedergegeben ist, trat ein unter der Leitung des
Bausuperintendenten Thoman Eiseler errichteter größerer Neubau mit eingezogenen
Flankenhöfen und Kasematten. Die Bautätigkeiten erstreckten sich von 1561 bis 1563.
Die Fundamentierungsarbeiten erwiesen sich aufgrund des hohen Grundwasserstan-
des wegen der Nähe zum Donauarm als schwierig.243 Es musste fortwährend Wasser
geschöpft werden. Eine durch Albert Camesina kopierte undatierte Planskizze (siehe
dazu oben S.
175 Abb. 25) zeigt den Status quo der Arbeiten. Allerdings sind hier zwei
Grundrisse dargestellt, die unterschiedliche Baufortschritte wiedergeben. Der obere
von den zweien zeigt den im Text wiedergegebenen Zustand und könnte ursprünglich
durchaus zur Illustrierung des Berichtes, den Thoman Eiseler am 20. Dezember 1561
an den in Prag weilenden Kaiser gerichtet hatte, gedient haben.244 Einerseits war be-
reits das Mauerwerk ein bis zwei Quader hoch mit Strebepfeilern ausgeführt (im Plan
in roter Farbe gekennzeichnet), andererseits erst aus dem Grund zu heben (in grauer
Farbe wiedergegeben). Auf der rechten Seite der Bastion waren die Schulter und die
238 FHKA NÖHA W 61/C/3/B, 1562 Juni 30, fol. 735v.
239 FHKA NÖHA W 61/C/3/B, 1563 Jänner 10 [1562 Dezember 31], fol. 667v.
240 Camesina, Urkundliche Beiträge, 83 Nr. XXX. Wegen ihrer Ausführung war man sich jedoch nicht
einig, und zwar ging es um ihre Anzahl : Baumeister Pietro Ferabosco plädiert für drei, statt der zwei
geplanten.
241 Siehe dazu auch die Autopsie der »Angielini«-Pläne hier im Buch auf S. 184–186.
242 Perger, Straßen, 56 s. v. Große Gonzagabastei.
243 Eberle, Wien als Festung, 230.
244 Camesina, Urkundliche Beiträge, 75 Nr. XXII ; Gévay, Itinerar, 89.
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Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Titel
- Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
- Untertitel
- Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Autoren
- Ferdinand Opll
- Heike Krause
- Christoph Sonnlechner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20210-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 586
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Inhalt
- Einleitung 9
- Die Angielinis, ihr Werk und Wirken 10
- Wien als Festungsstadt 13
- Terminologie und Onomastik 14
- Internet 16
- Abbildungen 17
- Dank 17
- 1 Die Familie Angielini und ihr kartografisches Schaffen 21
- 1.1 Biografisches 21
- 1.2 Das beruflich-persönliche Umfeld der Angielinis 38
- 1.3 Das kartografische Werk der Familie Angielini 44
- 1.4 Die Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten in Wien, Dresden und Karlsruhe 51
- 1.5 Exkurs : Die in den fünf »Angielini«-Atlanten vorkommenden Wasserzeichen 52
- 1.6 Analyse und Autopsie der fünf »Angielini«-Atlanten 59
- 2 Der in den »Angielini«-Atlanten erfasste Raum 87
- 3 Der ungarische Raum und die Stadt Wien in frühen kartografischen Zeugnissen 101
- 4 Der frühneuzeitliche Festungsbau in Theorie und Praxis 127
- 5 Wien wird Festungsstadt – Der Ausbau nach der Belagerung von 1529 bis in die Mitte der 1560er Jahre 147
- 5.1 Die fortifikatorischen Folgen der Ersten Türkenbelagerung von Wien im Jahr 1529 147
- 5.2 Der Festungsbau aus umwelthistorischer Perspektive 197
- 6 Autopsie und Kontextualisierung der drei »Angielini«-Pläne von Wien 221
- 6.1 Das weitere Umfeld – eine Annäherung an die Stadt 221
- 6.2 Die unmittelbare Umgebung der Stadt 228
- 6.3 Die Befestigung 250
- 6.3.1 Bastei bei dem Burgtor 252
- 6.3.2 Bastei zwischen Burg- und Schottentor 255
- 6.3.3 Bastei beim Schottentor 258
- 6.3.4 Elendbastei 261
- 6.3.5 Arsenal und Reste der mittelalterlichen Stadtmauer 263
- 6.3.6 Neutorbastei 267
- 6.3.7 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Werdertor und Piattaforma samt neuer Kurtine 268
- 6.3.8 Piattaforma 268
- 6.3.9 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Piattaforma und Biberbastei 270
- 6.3.10 Biberbastei 272
- 6.3.11 Bastei bei den Predigern 274
- 6.3.12 Stubentor und angrenzende Kurtinen 277
- 6.3.13 Untere Paradeisbastei 278
- 6.3.14 Unteres Zeughaus auf der Seilerstätte 281
- 6.3.15 Obere Paradeisbastei 282
- 6.3.16 Bastei beim Kärntner Tor 286
- 6.3.17 Mittelalterliche Stadtmauer und sogenannter Augustinerturm 290
- 6.3.18 Stadtgraben 292
- 6.3.19 Resümee 293
- 6.4 Das Stadtinnere 294
- 7 Zusammenfassung und Summary 305
- 8 Tafeln 313
- 9 Anhang 325
- 9.1 Die mit dem kartografischen Schaffen der Familie Angielini in Verbindung stehenden kartografischen Darstellungen 325
- 9.2 Anzahl der in den »Angielini«-Atlanten enthaltenen Stadtpläne, Festungsgrundrisse und -schrägansichten 457
- 9.3 Reihenfolge der in den Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten enthaltenen kartografischen Darstellungen 459
- 9.4 Konkordanz der in den Stadtplänen, Festungsgrundrissen und -schrägansichten der »Angielini«-Atlanten verwendeten Ortsnamen 462
- 9.5 Italienische Festungsbaumeister des 16. Jahrhunderts (bis ca. 1580) und ihre Einsatzgebiete im habsburgisch-osmanischen Grenzbereich 466
- 9.6 Festungsbautraktate des 15. und 16. Jahrhunderts und ihre Autoren 479
- 9.7 Chronologisches Verzeichnis der im Buch häufig verwendeten Wien-Pläne und Wien-Ansichten (15.‒18. Jahrhundert) 483
- 10 Glossar 494
- 11 Verzeichnisse 499