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Wien wird Festungsstadt – Der Ausbau nach der Belagerung von 1529 bis in die Mitte der 1560er Jahre | 203
ena ain pruckh, wierdt an diesem ort, diese durch die eissgüss järlich hinweg gerissen. Damit
argumentiert er, dass die Brücke im Zusammenhang mit den Befestigungsanlagen an
einer anderen Stelle gebaut werden sollte.312
Die Saisonalität der Donau wurde und wird immer noch überlagert von unregel-
mäßigen Extremen. Solch ein extremer Zustand von Niedrigwasser führte dazu, dass
Eiseler im November 1565 an den Hofkriegsrat schrieb. Er verwies auf seine münd-
lichen Berichte vom gleichen Tag, dass es wegen des extrem niedrigen Grundwasser-
spiegels – welcher nicht jedes Jahr vorkomme, wie er hervorhebt – möglich sei, die
Grundarbeiten für zwei der Befestigungsanlagen, nämlich die Kurtine beim neuen
Werdertor, später Neutor genannt, und die Kurtine zwischen »Gemeiner Stadt-« und
»Dominikanerbastei«, innerhalb von zwei bis drei Monaten auszuführen, wenn genug
Geld zur Verfügung stünde.313
Festungsbauarbeiten in der Nähe des Flusses waren, wie sich aus diesen Dokumen-
ten ersehen lässt, ein mehrjähriger Kampf gegen die Naturgewalten des Wassers. Diese
Situation machte eine ständig verfügbare Belegschaft wünschenswert, was die Kosten
für den Bau in die Höhe trieb. Die Briefe und Berichte machen deutlich, dass die
Kenntnis des Flusses und seiner Dynamik eine Voraussetzung für erfolgreiches Bauen
war. Die Verantwortlichen waren auf abrufbare Mitarbeiter und auf Lager gelegte
Ressourcen angewiesen, die schnell eingesetzt werden konnten, um die Vorteile eines
niedrigen Wasserstandes auszunützen. Die Bewirtschaftung natürlicher Dynamik er-
folgte durch entsprechende Vorsorge. Das Bauen musste sich am Wasser orientieren
und nicht an der Gunst der Saison für die Arbeiter. Diese mussten folglich in extremer
Sommerhitze wie in eisiger Winterskälte arbeiten, wann es der Fluss gerade zuließ.
5.2.2 Der ökologische Fußabdruck des Festungsbaus
Wien in eine Festungsstadt zu verwandeln, war eine organisatorische und planeri-
sche Großaufgabe.314 Diese Bemühungen brachten nicht umsonst mehrere Karten
und Pläne von Wien aus dem 16. Jahrhundert hervor, von denen sich einige bis in
unsere Zeit erhalten haben, nicht zuletzt die »Angielini«-Pläne. Sobald die Phase der
Planung zu Ende war, begann die Organisation der Errichtung der Festung. Tausende
von Menschen mussten aus ganz Europa angeworben werden : Architekten, Teich-
312 Camesina, ebd., 83 Nr. XXX, auch 84 Nr. XXXI : Eiseler thematisiert den Brückenbau in den Unteren
Werd und die verheerenden Eisstaus und -stöße, welche auch die Schifffahrt gefährden würden.
313 Camesina, ebd., 87 Nr. XXXIV.
314 Neueste Publikationen zum Festungsbau und den Traktaten zum Festungsbau thematisieren diesen
Aspekt ausführlich, s. Marten u. a. (Hg.), Festungsbau, Büchi, Fortifikationsliteratur, und Bürger,
Architectura Militaris.
Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Titel
- Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
- Untertitel
- Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Autoren
- Ferdinand Opll
- Heike Krause
- Christoph Sonnlechner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20210-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 586
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Inhalt
- Einleitung 9
- Die Angielinis, ihr Werk und Wirken 10
- Wien als Festungsstadt 13
- Terminologie und Onomastik 14
- Internet 16
- Abbildungen 17
- Dank 17
- 1 Die Familie Angielini und ihr kartografisches Schaffen 21
- 1.1 Biografisches 21
- 1.2 Das beruflich-persönliche Umfeld der Angielinis 38
- 1.3 Das kartografische Werk der Familie Angielini 44
- 1.4 Die Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten in Wien, Dresden und Karlsruhe 51
- 1.5 Exkurs : Die in den fünf »Angielini«-Atlanten vorkommenden Wasserzeichen 52
- 1.6 Analyse und Autopsie der fünf »Angielini«-Atlanten 59
- 2 Der in den »Angielini«-Atlanten erfasste Raum 87
- 3 Der ungarische Raum und die Stadt Wien in frühen kartografischen Zeugnissen 101
- 4 Der frühneuzeitliche Festungsbau in Theorie und Praxis 127
- 5 Wien wird Festungsstadt – Der Ausbau nach der Belagerung von 1529 bis in die Mitte der 1560er Jahre 147
- 5.1 Die fortifikatorischen Folgen der Ersten Türkenbelagerung von Wien im Jahr 1529 147
- 5.2 Der Festungsbau aus umwelthistorischer Perspektive 197
- 6 Autopsie und Kontextualisierung der drei »Angielini«-Pläne von Wien 221
- 6.1 Das weitere Umfeld – eine Annäherung an die Stadt 221
- 6.2 Die unmittelbare Umgebung der Stadt 228
- 6.3 Die Befestigung 250
- 6.3.1 Bastei bei dem Burgtor 252
- 6.3.2 Bastei zwischen Burg- und Schottentor 255
- 6.3.3 Bastei beim Schottentor 258
- 6.3.4 Elendbastei 261
- 6.3.5 Arsenal und Reste der mittelalterlichen Stadtmauer 263
- 6.3.6 Neutorbastei 267
- 6.3.7 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Werdertor und Piattaforma samt neuer Kurtine 268
- 6.3.8 Piattaforma 268
- 6.3.9 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Piattaforma und Biberbastei 270
- 6.3.10 Biberbastei 272
- 6.3.11 Bastei bei den Predigern 274
- 6.3.12 Stubentor und angrenzende Kurtinen 277
- 6.3.13 Untere Paradeisbastei 278
- 6.3.14 Unteres Zeughaus auf der Seilerstätte 281
- 6.3.15 Obere Paradeisbastei 282
- 6.3.16 Bastei beim Kärntner Tor 286
- 6.3.17 Mittelalterliche Stadtmauer und sogenannter Augustinerturm 290
- 6.3.18 Stadtgraben 292
- 6.3.19 Resümee 293
- 6.4 Das Stadtinnere 294
- 7 Zusammenfassung und Summary 305
- 8 Tafeln 313
- 9 Anhang 325
- 9.1 Die mit dem kartografischen Schaffen der Familie Angielini in Verbindung stehenden kartografischen Darstellungen 325
- 9.2 Anzahl der in den »Angielini«-Atlanten enthaltenen Stadtpläne, Festungsgrundrisse und -schrägansichten 457
- 9.3 Reihenfolge der in den Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten enthaltenen kartografischen Darstellungen 459
- 9.4 Konkordanz der in den Stadtplänen, Festungsgrundrissen und -schrägansichten der »Angielini«-Atlanten verwendeten Ortsnamen 462
- 9.5 Italienische Festungsbaumeister des 16. Jahrhunderts (bis ca. 1580) und ihre Einsatzgebiete im habsburgisch-osmanischen Grenzbereich 466
- 9.6 Festungsbautraktate des 15. und 16. Jahrhunderts und ihre Autoren 479
- 9.7 Chronologisches Verzeichnis der im Buch häufig verwendeten Wien-Pläne und Wien-Ansichten (15.‒18. Jahrhundert) 483
- 10 Glossar 494
- 11 Verzeichnisse 499