Seite - 79 - in Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert - Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
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Die Familie Angielini und ihr kartografisches Schaffen | 79
»R« Ähnlichkeiten mit der Schrift des Kartentitels (rechts unten) und den sonstigen
Beschriftungselementen der Karte selbst auf. Eine Brücke zu den wenigen bekannten
Autografen des Nicolò Angielini255 lässt sich allerdings nicht schlagen.
Wohl am ehesten um die Mitte bzw. gegen Ende der 1570er Jahre und damit letzt-
lich sehr bald nach der Fertigstellung der Angielinischen Kartenwerke dürfte der Atlas
Dresden Nr. 11 in die Residenz des Kurfürsten gekommen und in dessen Sammlungen
integriert worden sein.256 Mehrfach der Kunstkammer entnommen und offenbar zu
Referenzzwecken an Festungsfachleute verliehen,257 lässt er sich noch 1660 in den
Beständen der Kunstkammer nachweisen. Wahrscheinlich 1718 wurde er dann aus
Anlass der Auflösung der Kunstkammer – Hintergrund waren die Museumspläne Au-
gusts des Starken – ins Archiv gegeben, wo er bis heute erhalten ist.258
1.6.3.2 Dresden Nr. 6
Bei diesem Band mit der Signatur 12884 Karten und Risse, Schr. 26, F. 96, Nr. 6259
handelt es sich laut Archivangaben um einen ungarischen Festungsatlas im Hochfor-
mat (305 x 430 mm), vermutlich ein Werk des Nicolò Angielini aus der Zeit 1572/75
mit Pergamenteinband,260 der auf 49 Blatt aquarellierte Federzeichnungen enthält.
Das »Dreiberg«-Wasserzeichen des hier verwendeten Papiers findet sich im Übrigen
auch in dem gleichfalls im Hauptstaatsarchiv Dresden überlieferten Atlas, der Festun-
gen im Gebiet des Aufstandes der Niederlande enthält261 und von dem sich auch in der
Bayerischen Staatsbibliothek ein Exemplar befindet.262 Zu unterstreichen ist jedenfalls,
dass die beiden Wasserzeichen des Dresdner Atlas Nr. 6 in keiner einzigen der anderen
vier Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten vorkommen.
255 Zu diesen siehe oben S. 30 f.
256 Wiegand, Kunstkammer, 425, deutet einen möglichen Zusammenhang mit der Beauftragung des
Wiener Hofkünstlers Giuseppe Arcimboldo durch die Wettiner im Jahre 1574 an. Und gerade Giu-
seppe Arcimboldo wird 1577 neben Nicolò Angielini unter den in Wien tätigen Architekten genannt,
siehe dazu hier im Buch, S. 36.
257 Dazu vgl. Marx/Plassmeyer (Hgg.), Sehen und Staunen, 459.
258 Wiegand, Kunstkammer, 422 und 426 Nr. 5.
259 Siehe dazu auch : http://www.archiv.sachsen.de/cps/bestaende.html?oid=13.02&file=12884.xml&syg_
id=253753&obf2=Schr%20026,%20F%20096,%20Nr%20006 (18.6.2015).
260 Brichzin, Ungarnkarte, in : Cartographia Hungarica 5, 8, weist zurecht darauf hin, dass die hier zu
sehenden ornamental gestalteten Prägestempel nichts mit der Gestaltung des Ledereinbandes von
Dresden Nr. 11 (zu diesem siehe oben S. 72 f. Anmm. 233‒234) gemein haben.
261 Oben S. 78 Anm. 252.
262 Cod.icon 141 (online unter : http://codicon.digitale-sammlungen.de/Blatt_bsb00019801,00001.html?
prozent=1 /30.11.2014) ; zu dessen Wasserzeichen siehe oben S. 59 mit Anm. 174.
Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Titel
- Wien als Festungsstadt im 16.Jahrhundert
- Untertitel
- Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini
- Autoren
- Ferdinand Opll
- Heike Krause
- Christoph Sonnlechner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20210-3
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 586
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918
Inhaltsverzeichnis
- Inhalt
- Einleitung 9
- Die Angielinis, ihr Werk und Wirken 10
- Wien als Festungsstadt 13
- Terminologie und Onomastik 14
- Internet 16
- Abbildungen 17
- Dank 17
- 1 Die Familie Angielini und ihr kartografisches Schaffen 21
- 1.1 Biografisches 21
- 1.2 Das beruflich-persönliche Umfeld der Angielinis 38
- 1.3 Das kartografische Werk der Familie Angielini 44
- 1.4 Die Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten in Wien, Dresden und Karlsruhe 51
- 1.5 Exkurs : Die in den fünf »Angielini«-Atlanten vorkommenden Wasserzeichen 52
- 1.6 Analyse und Autopsie der fünf »Angielini«-Atlanten 59
- 2 Der in den »Angielini«-Atlanten erfasste Raum 87
- 3 Der ungarische Raum und die Stadt Wien in frühen kartografischen Zeugnissen 101
- 4 Der frühneuzeitliche Festungsbau in Theorie und Praxis 127
- 5 Wien wird Festungsstadt – Der Ausbau nach der Belagerung von 1529 bis in die Mitte der 1560er Jahre 147
- 5.1 Die fortifikatorischen Folgen der Ersten Türkenbelagerung von Wien im Jahr 1529 147
- 5.2 Der Festungsbau aus umwelthistorischer Perspektive 197
- 6 Autopsie und Kontextualisierung der drei »Angielini«-Pläne von Wien 221
- 6.1 Das weitere Umfeld – eine Annäherung an die Stadt 221
- 6.2 Die unmittelbare Umgebung der Stadt 228
- 6.3 Die Befestigung 250
- 6.3.1 Bastei bei dem Burgtor 252
- 6.3.2 Bastei zwischen Burg- und Schottentor 255
- 6.3.3 Bastei beim Schottentor 258
- 6.3.4 Elendbastei 261
- 6.3.5 Arsenal und Reste der mittelalterlichen Stadtmauer 263
- 6.3.6 Neutorbastei 267
- 6.3.7 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Werdertor und Piattaforma samt neuer Kurtine 268
- 6.3.8 Piattaforma 268
- 6.3.9 Mittelalterliche Stadtmauer zwischen Piattaforma und Biberbastei 270
- 6.3.10 Biberbastei 272
- 6.3.11 Bastei bei den Predigern 274
- 6.3.12 Stubentor und angrenzende Kurtinen 277
- 6.3.13 Untere Paradeisbastei 278
- 6.3.14 Unteres Zeughaus auf der Seilerstätte 281
- 6.3.15 Obere Paradeisbastei 282
- 6.3.16 Bastei beim Kärntner Tor 286
- 6.3.17 Mittelalterliche Stadtmauer und sogenannter Augustinerturm 290
- 6.3.18 Stadtgraben 292
- 6.3.19 Resümee 293
- 6.4 Das Stadtinnere 294
- 7 Zusammenfassung und Summary 305
- 8 Tafeln 313
- 9 Anhang 325
- 9.1 Die mit dem kartografischen Schaffen der Familie Angielini in Verbindung stehenden kartografischen Darstellungen 325
- 9.2 Anzahl der in den »Angielini«-Atlanten enthaltenen Stadtpläne, Festungsgrundrisse und -schrägansichten 457
- 9.3 Reihenfolge der in den Überlieferungen der »Angielini«-Atlanten enthaltenen kartografischen Darstellungen 459
- 9.4 Konkordanz der in den Stadtplänen, Festungsgrundrissen und -schrägansichten der »Angielini«-Atlanten verwendeten Ortsnamen 462
- 9.5 Italienische Festungsbaumeister des 16. Jahrhunderts (bis ca. 1580) und ihre Einsatzgebiete im habsburgisch-osmanischen Grenzbereich 466
- 9.6 Festungsbautraktate des 15. und 16. Jahrhunderts und ihre Autoren 479
- 9.7 Chronologisches Verzeichnis der im Buch häufig verwendeten Wien-Pläne und Wien-Ansichten (15.‒18. Jahrhundert) 483
- 10 Glossar 494
- 11 Verzeichnisse 499