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Kunst und Kultur
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
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Zand, [Gerhard] Fritsch, auch Helmut Schwarz verschwanden. […] Wen gibt es heute in Wien? Weigel und Doderer, das zeigt sich jetzt deutlich, waren ein schlech- ter Umgang für diese jungen Schriftsteller. Spätexpressionismus, Maniriertheit oder Feuilletonismus und Boulevardgewohnheiten waren ein gefährlicher Einfluß. Die Abwesenheit von Verlagen, von beweglichen Theatern – die Kellerbühnen sind längst tot –, von handlungsfähigen Partnern[,] ließ lähmende Resignation aufkom- men.62 In die ersten Nachkriegsjahre fallen auch Kraus’ ergebnislose Versuche, selbst als Schriftsteller Fuß zu fassen. Er sandte Gedichte, die sich, soweit der Verfas- ser dies übersehen kann, nicht erhalten haben, an Rudolf Felmayer, der die Spar- te Lyrik in Otto Basils Kulturzeitschrift „PLAN“ betreute. Felmayer, seines Zei- chens Lektor des Amtes für Kultur und Volksbildung der Stadt Wien sowie Lektor für Lyrik in der Radio-Verkehrs-AG (RAVAG), gab ab Anfang der 1950er Jahre in mehreren Folgen die Anthologie „Tür an Tür“ heraus, die die jüngere Generation österreichischer Autorinnen und Autoren zu Wort kommen ließ. Er gab Kraus einen ablehnenden Bescheid: „So nett Ihre reizenden kleinen Verse auch sind, ich kann sie leider doch nicht zum Abdruck bringen.“63 Gemeinsam mit Kurt Benesch, später Mitarbeiter in der ÖGL, schrieb Kraus zwischen 1956 und 1957 den Fortsetzungsroman Ein Herz will wandern, der unter dem Pseudonym Stephan Heidenreich 1958 in der westdeutschen Zeitung „Das grüne Blatt“ erschien. Dieser Kolportageroman handelt vom Ladenmäd- chen Helga, das gemeinsam mit ihrer Freundin Irene von Frankfurt aus aufbricht, um in Rom Karriere als Modedesignerin bei einem obskuren Charakter namens Signore Niccolini zu machen, der sich aber als Schwerenöter entpuppt. Helga wird in Rom wegen „Geheimprostitution“ festgenommen und erhält schließlich vom Regisseur Becker, den sie bei einem Zwischenstopp im Münchner Künst- lerviertel Schwabing kennengelernt hat, die Chance, als Schauspielerin in seinem neuesten Film mitzuwirken und avanciert schlussendlich zum Filmstar. Kraus wandte sich dieser boulevardesken Art der schriftstellerischen Produkti- on aber nur einmalig zu, hatte er doch bereits in der zweiten Hälfte der 1940er Jahre einen Beruf ergriffen, der den Grundstein für seine spätere Karriere legen sollte: Noch während seiner Studienzeit arbeitete er als externer Mitarbeiter im Wiener Ullstein-Verlag unter Edwin Rollett, wo er nach anfänglicher Tätigkeit als Korrektor zum Lektor aufstieg sowie schriftliche und persönliche Verhand- lungen mit Autorinnen und Autoren führte. Später sollte er auch die Vertriebs- und Reklameabteilung mitbetreuen. Rollett war eine zentrale Figur im literari- 62 Ders.: Tagebuch, 21.  September 1977, NL WK. 63 Rudolf Felmayer an Wolfgang Kraus, 25.  Juli 1946, NL WK. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 26 Einleitung
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Titel
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Autor
Stefan Maurer
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Abmessungen
15.8 x 24.0 cm
Seiten
452
Kategorie
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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