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Kunst und Kultur
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
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„arisiert“ und an einen hochrangigen Funktionär der Reichsschrifttumskammer, Karl Heinrich Bischoff, verkauft.74 Paul Zsolnay, der ins britische Exil flüchtete, assoziierte sich mit dem in Lon- don ansässigen Heinemann-Verlag. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs über- nahm Emil Fuchs kurzfristig die öffentliche Verwaltung des Verlags, bis dieser als rechtmäßiges Eigentum wieder Paul Zsolnay zugeführt wurde.75 Bis Juli 1946, dem Gründungsdatum des neuen Paul-Zsolnay-Verlags, trat der Verlag aller- dings noch unter dem Doppelnamen „Karl  H. Bischoff-Verlag (Paul Zsolnay-Ver- lag)“ auf. Der Verlag gehörte nun dem Konzern der Firma Heinemann & Zsol- nay in London an, welcher auch eine Niederlassung in Paris sowie eine enge Anbindung an den Züricher Artemis-Verlag hatte. Kraus verschweigt in seinen Erinnerungen jedoch, dass der Verlag in der Produktion nach 1945 auf bewähr- te Hausautorinnen und -autoren zurückgriff, darunter auch solche wie Her- mann Graedener, Karl Hans Strobl oder Hermann Stuppäck, die mit dem Nati- onalsozialismus sympathisiert hatten. Felix Hubalek, Literaturkritiker der „Arbeiter-Zeitung“, kritisiert anlässlich des 25-jährigen Verlagsjubiläums 1948: „In den bitteren Jahren nach 1938 sind an ihre Stelle andere getreten, was die Konjunktur und Hochverräterei an der Heimat und am Geiste bei den neuen Herren des Verlages Eingang finden ließ. Manch einer brauchte nur die Gesin- nung. Und zu unserem Erstaunen begegnen wir manchen von diesen auch noch im neuen Verlagsverzeichnis.“76 Dennoch blieb der Verlag, wie der Schriftstel- ler Hermann Schreiber meint, „der Sehnsuchtsverlag aller österreichischen Autoren“ und die von Zsolnay verlegten Bücher konnten sich „in Wien der Beachtung sicher sein“.77 Kraus war neben seiner Tätigkeit als Lektor bald auch Leiter der Presseabtei- lung und Vertriebsleiter, „was unter der abenteuerlichen Improvisation des Auf- bruchs nicht außergewöhnlich“78 schien. Er betreute u. a. die Werke von Exilau- toren wie Max Brod und Leo Perutz, ebenso stellte sich ihm damals der Enkel des Heimatschriftstellers Johannes Freumbichler, Thomas Bernhard, vor. Kraus wurde durch seine Arbeit im Zsolnay-Verlag auch hinsichtlich seines späteren Engagements für exilierte Autorinnen und Autoren sozialisiert: „Ich lernte dort, daß es ohne die Welt von gestern jene von morgen nicht geben wird.“79 74 Vgl. Andrea Schwarz: Buchmarkt und Verlagswesen in Wien während der Besatzungszeit 1945–1955, Bd. III. Univ.-Diss. Wien 1992, S. 1415. 75 Vgl. Murray  G. Hall: Der Paul Zsolnay Verlag. Von der Gründung bis zur Rückkehr aus dem Exil. Tübingen: Niemeyer 1994 (= Studien und Texte zur Sozialgeschichte der Literatur 45). 76 Felix Hubalek: 25 Jahre Paul-Zsolnay-Verlag. In: Arbeiter-Zeitung, 14.  November 1948, S. 6. 77 Hermann Schreiber: Ein kühler Morgen. München, Wien: Drei Ulmen 1995, S. 134. 78 Kraus: Der helle Horizont. In: Hall (Hg.): 70 Jahre Paul Zsolnay Verlag, S. 13. 79 Ebd. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 Biographische Einführung 29
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Titel
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Autor
Stefan Maurer
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Abmessungen
15.8 x 24.0 cm
Seiten
452
Kategorie
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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