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Kunst und Kultur
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
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„weitblickende[n] Stratege[n]“.106 Marginter vermutet, dass Kraus die „Kontakt- stelle“ zu einem zweiten Standbein ausbauen wollte, aber als Leiter einer Abtei- lung durfte nur ein pragmatisierte Beamter bestellt werden, weshalb die „Kon- taktstelle“ ein „Fremdkörper“ im Außenministerium blieb. Dies bekam auch Kraus zu spüren, da er einen bedeutenden Einfluss auf die Entwicklung der Auslandskulturarbeit hatte sowie über direkten Kontakt mit dem zuständigen Minister verfügte. Mit dem Konzept der „Kontaktstelle“ führte Kraus weiter, was er bereits mit der ÖGL erfolgreich praktiziert hatte, nämlich aus den Län- dern des realen Sozialismus dissidente Schriftstellerinnen und Schriftsteller nach Österreich einzuladen, um ihnen dort Kontakte zu verschaffen, die dann „selbständig weiterfunktionieren sollten“.107 Die österreichischen Autorinnen und Autoren befanden sich im Ausland in einer ähnlichen Situation, hatten aber den Nachteil, dass es für das Außenministerium mehr auf die Besucher- zahlen bei Lesungen ankam und der Presseniederschlag für das Ministerium wichtiger war als in der ÖGL. Im Jahr 1982/83 war Kraus „Fellow“ des „Wissenschaftskollegs zu Berlin“. Dies war, wie er in handschriftlichen autobiografischen Entwürfen festhielt, das ein- zige Mal, dass er „ein ganzes Jahr außerhalb von Wien“108 verbrachte. Dort ver- fasste er einen Essay, der 1983 bei Zsolnay unter dem Titel „Nihilismus heute“ publiziert wurde. Im Jahr 1988, also nur zwei Jahre vor dem Zusammenbruch der Sowjetunion, gelang Kraus ein letzter kulturpolitischer Coup: die Realisierung von „Öster- reich-Bibliotheken“ im Ausland und die damit in Zusammenhang stehenden Stipendien für Schriftstellerinnen und Schriftsteller des Ostens. Kraus’ Konzept wurde zunächst in Bratislava und Brno umgesetzt, gefolgt von weiteren Stand- orten in Kiew, Olmütz, Moskau und St.  Petersburg. Bis 1995 wurden insgesamt 37 „Österreich-Bibliotheken“ in den postkommunistischen Ländern etabliert. Trotz seines Rücktritts als Leiter der ÖGL im Jahr 1994 war Kraus bis zu seinem Tod für die von den „Österreich-Bibliotheken“ arrangierten Stipendien und Ein- ladungen zuständig. In Brünn war Kraus die Idee zu diesem Projekt gekommen: „‚Früher wäre das alles nicht möglich gewesen; in der Tschechoslowakei und in der Sowjetunion durften nicht einmal Büchergeschenke angenommen werden. Als die ersten Schritte in Richtung Demokratie unternommen wurden, war ich sehr schnell in Brünn, um das Germanistische Institut für eine Art Minikulturinstitut zu Hilfe 106 Peter Marginter: Der Chef und seine Schäfchen. In: Bassola, Kiss (Hg.): Literatur als Brücke zwischen Ost und West, S. 44–52, hier S. 47. 107 Ebd., S. 49. 108 Wolfgang Kraus: Entwürfe zu einer Autobiografie, NL WK. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 36 Einleitung
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Titel
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Autor
Stefan Maurer
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Abmessungen
15.8 x 24.0 cm
Seiten
452
Kategorie
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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