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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
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„kümmerliche[] Ansätze[,] eine[] öffentliche[] Resonanz der Literatur“9 zu erzeugen, gegeben habe. Die Lyrikerin und Essayistin Elfriede Gerstl beklagte generell das kulturelle Klima der 1950er Jahre und stellt dem „Kulturbetrieb“ ein vernichtendes Zeug- nis aus: In den 50er Jahren, in der Zeit der schwarz-roten Koalition in Österreich und des kalten Krieges an allen Fronten, war die sogenannte Verwichtelung auch im Kul- turbetrieb perfekt und allgemein. […] Eine […] zumeist aus Pen-Klub-Mitgliedern bestehende Staatsliteratur gab den Ton an, hatte die Macht über Medien, Verlage und Preisverleihungen und ebenso die Macht, alles von einer dementsprechend lethargischen und versumperten Öffentlichkeit fernzuhalten, was sie selbst nicht verstand oder was ihrem dem 19.  Jahrhundert abgelauschten Literaturverständnis widersprach.10 Als „Literaturmafia“ bezeichnet Gerstl, die in den 1970er Jahren zu den Grün- dungsmitgliedern der Grazer Autorenversammlung zählte und in deren Exeku- tivkomitee tätig war, die Literaturbetriebsfunktionäre der 1950er Jahre. Auch der Schriftsteller und bildende Künstler Günter Brus kritisiert die „alte Garde“: „Lernet Holenia kennen, beschwor uns ein Deutschprofessor einst. Alles aber, was ich von ihm las, war die Gedenkinschrift unter der Kuppel der neuen Hofburg. Hans Feigl [d. i. Hans Weigel] bestimmte damals, was Literatur zu sein habe. Er posierte im Café Hlavatka [d. i. Café Hawelka], seinen kritischen Blick über den Hornbrillenrand hebend. Er sonnte sich im Gefühl, der erwartete neue Karl Kraus zu sein. Mir grauste jedoch vor diesem Kräuslein.“11 Robert Menasse bezeichnet in seinem Essay „Die Entwicklung des österrei- chischen Literaturbetriebes und seine Strukturierung im Geiste der Sozialpart- nerschaft“ den Literaturbetrieb nach 1945 als monolithisch und sieht ihn dadurch charakterisiert, dass „es in ihm nicht nur keine ästhetischen und politischen Dif- ferenzen gegeben hatte, sondern nicht einmal Generationenkonflikte“,12 vergleich- 9 Wolfgang Kraus: Zwischen Trümmern und Wohlstand. Das literarische Leben in Österreich von 1945 bis zur Gegenwart. Ein Essay. In: Herbert Zeman (Hg.): Geschichte der Literatur in Österreich. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Bd. 7. Graz: Akademische Druck- und Ver- lagsanstalt 1999, S. 539–636, hier S. 597. 10 Elfriede Gerstl: Über Bayers Zweifel an der Kommunikationsfähigkeit der Sprache in einem engeren privaten Sinn und inwiefern er verstanden oder mißverstanden wurde. In: Petra Nach- baur, Sigurd Paul Scheichl (Hg.): Literatur über Literatur. Eine österreichische Anthologie. Graz: Styria 1995, S. 163–168, hier S. 163. 11 Günter Brus: Das gute alte Wien. Salzburg, Wien: Jung & Jung 2007, S. 121. 12 Robert Menasse: Die Entwicklung des österreichischen Literaturbetriebes und seine Struktu- rierung im Geiste der Sozialpartnerschaft. In: Ders.: Das war Österreich. Gesammelte Essays Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 Biographische Einführung 45
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Titel
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Autor
Stefan Maurer
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Abmessungen
15.8 x 24.0 cm
Seiten
452
Kategorie
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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