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Kunst und Kultur
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
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Seite - 86 - in Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945

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Zeit einer klärenden Zusammenfassung, einer Überschau und die Herausforde- rung zu neuen dringenden Aktivitäten schien gekommen.20 Am 18.  Dezember 1961 fand die feierliche Eröffnung – „ohne Streichquartett“, wie auf der Einladung zu lesen war – statt. Heimito von Doderer, der der ÖGL bis zu seinem Tod 1966 verbunden bleiben sollte, las aus einem Kapitel des damals noch unveröffentlichten Romans Die Merowinger oder Die totale Familie (1962), nachdem am Beginn „dieser erquickend kurz und sachlich gehaltenen Feier“21 die Zielsetzungen der ÖGL dargelegt worden waren. Die Wahl, Doderer zur Eröffnung einzuladen, dürfte auch darauf zurückgegangen sein, dass der Staat- spreisträger des Jahres 1957 der repräsentativste Vertreter in der österreichischen Erzählprosa nach 1945 war und mit seinem Werk an die österreichischen Klas- siker des modernen Romans anschloss, jedoch im Gegensatz zu den bereits ver- storbenen Schriftstellern Robert Musil oder Hermann Broch an der Erzählbar- keit der Realität festhielt.22 Zu hören waren noch Originalaufnahmen von Lesungen zweier Antipoden der österreichischen Literatur, die politisch nicht weiter voneinander entfernt sein könnten: Karl Kraus und Josef Weinheber. Die Gründung der ÖGL, die ihre organisatorische Tätigkeit bereits im Früh- jahr 1961 aufgenommen hatte, fand eine breite Aufnahme in in- und ausländi- schen Medien. Die von der ÖGL ausgehende Initiative wurde von der „Arbei- ter-Zeitung“ begrüßt, die darauf hinwies, dass Österreich zwar Autorinnen und Autoren, „aber keine Literatur, oder doch nur Ansätze dazu“ habe und resümier- te: „eine Literatur kann man nicht machen, man kann jedoch dazu beitragen, daß aus Büchern und Autoren eine Literatur entsteht“.23 In der „National Zeitung Basel“ stand zu lesen, das herausragende Merkmal der ÖGL sei, dass sich „hier der Staat […] an einer Institution beteiligt, die es ihm erlaubt, als Mäzen aufzutreten, ohne dabei die unerwünschten Begleiter- scheinungen einer staatlich geförderten Literatur zu provozieren“; die ÖGL wird als „unabhängige Instanz“ bezeichnet, die quasi zwischen „Staat und Autor“ geschaltet sei.24 Dass die ÖGL jedoch in kulturpolitischer Hinsicht durchaus Weisungen des Subventionsgebers folgte, wird in der Folge darzustellen sein. 20 Kraus: Zwischen Trümmern und Wohlstand. In: Zeman (Hg.): Geschichte der Literatur in Österreich, S. 596  f. 21 N.  N.: „Gesellschaft für Literatur“ hat ihre Tätigkeit begonnen. In: Die Presse, 19.  Dezember 1961. 22 Vgl. Dietmar Goltschnigg: Erzählprosa. In: Viktor Žmegač: Geschichte der deutschen Litera- tur vom 18.  Jahrhundert bis zur Gegenwart. Bd. III/2. Frankfurt/M.: Athenäum 1994, S. 725– 746, hier S. 725  f. Doderer las auch 1959 bei der Eröffnung des „Forum Stadtpark“ in Graz. 23 N.  N.: Eine Österreichische Gesellschaft für Literatur. In: Arbeiter-Zeitung, 20.  Dezember 1961, S. 6. 24 Vgl. National-Zeitung Basel, 30./31.  Dezember 1961. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 86 Die Österreichische Gesellschaft für Literatur (1961–1975)
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Titel
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Autor
Stefan Maurer
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Abmessungen
15.8 x 24.0 cm
Seiten
452
Kategorie
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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