Seite - 97 - in Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
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dass es dem Staat erlaubte, helfend einzugreifen und „als unabhängige Instanz
zwischen Staat und Autor“61 fungierte die ÖGL selbst.
Der Eröffnungsvortrag von Wolfgang Kraus führte in 14 Punkten die einzel-
nen Bereiche das literarische Leben betreffend aus, denen sich die ÖGL in ihren
Initiativen widmen wollte.62 So war natürlich die Organisation und Veranstal-
tung von (1) Lesungen und Vorträgen sowohl in- und ausländischer Autorinnen
und Autoren, Literaturwissenschaftlerinnen und Literaturwissenschaftler und
Kritikerinnen und Kritiker zentral und nahmen einen Großteil der Arbeit in
Anspruch. Darüber hinaus sollten (2) Diskussionen mit prominenten Vertrete-
rinnen und Vertretern des Kulturlebens des In- und Auslandes über literarische
und kulturelle Probleme geführt werden. Der Förderung einer jungen österrei-
chischen Literatur nahm sich die ÖGL (3) durch die Vergabe von Stipendien an
förderungswürdige Autorinnen und Autoren zur Fertigstellung bestimmter
Arbeitsvorhaben an. Diese sollten auch (4) Literaturwissenschaftlerinnen und
Literaturwissenschaftler, deren Arbeitsgebiet die österreichische Literatur umfass-
te, erhalten.
Auch die Propagierung österreichischer Literatur wurde in die Hand genom-
men: (5) Verschiedenste Institutionen weltweit, u. a. germanistische Seminare,
Universitätsbibliotheken, Rundfunkstationen, Theater und Theatervereine soll-
ten laufend Werke österreichischer Autorinnen und Autoren sowie Werke über
Österreich, seine Literatur und Kunst zugesandt bekommen. Dazu kam noch
die (6) Versorgung mit „Werbematerial“ über Schriftstellerinnen und Schrift-
stellern zu Jubiläen und Gedenktagen.
Hinsichtlich der (7) persönlichen Betreuung von Autorinnen und Autoren in
verlagstechnischer Hinsicht nahm sich die ÖGL vor, diese bei der „Placierung
ihrer Arbeiten bei Verlagen, bzw. Agenturen“ zu beraten: „Es wird ihnen auch
die Möglichkeit geboten, sich über künstlerische und persönliche Probleme aus-
zusprechen.“ Zudem sollte (8) ein von der ÖGL engagierter selbständiger Steu-
erberater Autorinnen und Autoren bei ihren Steuerangelegenheiten helfen. (9)
Durch Kontaktherstellung mit dem Phonogrammarchiv der Österreichischen
Akademie der Wissenschaften sollten Stimmporträts österreichischer AutorIn-
nen archiviert werden.
Auch in literaturwissenschaftlich-dokumentarischer Hinsicht entfaltete die
ÖGL ihre Tätigkeit: (10) Die Anfertigung eines Verzeichnisses des wissenschaft-
lich-biografischen Bearbeitungsstandes der österreichischen Literatur sollte
Lücken schließen.
61 Arbeitsvorhaben der „Österreichischen Gesellschaft für Literatur (Aus dem Subventionsansu-
chen an das Bundesministerium für Unterricht), NL WK.
62 Arbeitsvorhaben der „Österreichischen Gesellschaft für Literatur (Aus dem Subventionsansu-
chen an das Bundesministerium für Unterricht), NL WK.
Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 97
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
- Titel
- Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
- Autor
- Stefan Maurer
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-23312-1
- Abmessungen
- 15.8 x 24.0 cm
- Seiten
- 452
- Kategorie
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
- 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
- 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
- 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
- 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
- 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
- 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
- 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
- 3.6 Forum der Jugend 180
- 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
- 3.8 Resümee 190
- 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
- 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
- 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
- 7. RESÜMEE 399
- 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
- 9. PERSONENREGISTER 437