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Kunst und Kultur
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
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Immerhin durfte Hugo Huppert Anfang März 1975 zum Abschluss seiner fünf- bändigen Gesamtausgabe, die in einer Gemeinschaftsausgabe des Insel-Verlags mit dem ostdeutschen Verlag Volk und Welt erschienen war, seine Nachdichtun- gen Wladimir Majakowskis präsentieren. Es fällt auch auf, dass der Schriftsteller und Philosoph Günter Anders, von der österreichischen Politik wie den Medien konsequent ausgeblendet, nie zu Veranstaltungen eingeladen wurde. Anders war zwar in der Bundesrepublik bekannt, wo er seine Werke bei C.  H.  Beck veröffentlichte und für den „Merkur“ schrieb, in Österreich jedoch, wohin er 1950 aus dem US-amerikanischen Exil zurückgekehrt war, fühlte er sich als Außenseiter, die Stadt Wien selbst war für ihn nur eine Operationsbasis.75 Immerhin erhielt Anders 1979 den „Österrei- chischen Staatspreis für Kulturpublizistik“, in dessen Jury auch Kraus saß.76 Insofern ist der Behauptung zu widersprechen, dass es bei der ÖGL „keinen wie immer gearteten Partikularismus“ gegeben habe und die „so häufig überbe- werteten Unterschiede zwischen ‚Rechts‘ und ‚Links‘ […] ihrer längst nicht mehr stimmenden Schärfe entkleidet“77 worden seien. Autorinnen und Autoren, die der KPÖ angehörten, wurde das Podium der ÖGL nicht zur Verfügung gestellt. Dass dennoch Schriftsteller auftraten, die der „Linken“ zuzurechnen sind, wie z. B. Erich Fried, Jakov Lind oder auch Elias Canetti (der in den 1930er und 1940er Jahren noch mit dem Kommunismus sympathisiert hatte und mit Ernst Fischer befreundet war),78 sei aber nicht verschwiegen. Vor allem Fried, der am 27.  April 1962 eine Lesung abhielt, dürfte den konservativen österreichischen Politikern hinsichtlich seiner ideologischen Vorlieben verdächtig gewesen sein. (vgl. dazu Kapitel 3.5.) Hermynia Zur Mühlen, Robert Neumann, Hilde Spiel. In: Heide Kunzelmann, Martin Lieb- scher, Thomas Eicher (Hg.): Kontinuitäten und Brüche. Österreichs literarischer Wiederaufbau nach 1945. Oberhausen: Athena 2006 (= Übergänge – Grenzfälle 12), S. 77–92, hier S. 82: „Die angespannte politische Situation des Kalten Krieges wirkte sich für den Globus Verlag und dessen Tochtergesellschaften recht negativ aus. Einerseits wurden die Bücher des Verlags vom Buchhandel effektiv boykottiert. Andererseits hatte die KPÖ 1948–49 eine Linie eingeschlagen, die kaum Platz mehr für bürgerliche Sympathisanten […] übrig ließ.“ 75 Vgl. Jason Dawsey: Where Hitler’s Name is Never Spoken: Günther Anders in 1950s Vienna. In: Günter Bischof, Fritz Plasser, Eva Maltschnig (Hg.): Austrian Lives. New Orleans: Univ. of New Orleans Press, UNO Press 2012 (= Contemporary Austrian Studies 21), S. 212–239. 76 „Wir einigten uns auf Günther Anders und Piero Rismondo – beide halte ich für richtig.“ Wolf- gang Kraus: Tagebuch, 19.  Oktober 1979, NL WK. 77 Vgl. Der Mittag, Düsseldorf, 19.  Jänner 1963, Sammlung ÖGL, NL WK. 78 Ernst Fischer berichtet über ein Gespräch mit Canetti in den 1930er Jahren, in dem dieser auf Fischers Frage: „Aber Sie sind nicht Kommunist?“ geantwortet habe: „Das ist noch unbestimmt.“ Karl Kröhnke: Ernst Fischer oder die Kunst der Koexistenz. Frankfurt/M.: Büchergilde Guten- berg 1994, S. 48. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 101
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Titel
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Autor
Stefan Maurer
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Abmessungen
15.8 x 24.0 cm
Seiten
452
Kategorie
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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