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Kunst und Kultur
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
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Krieg zu tun, der den österreichischen Literaturbetrieb polarisierte. Denn dort, wo jede Position die außerhalb der gesellschaftlichen Normen lokalisiert wird, mit Misstrauen betrachtet und literaturpolitische Debatten ein politischer Stem- pel aufgedrückt wird, ist auch das literarische Feld betroffen: „Auf eine merk- würdige Weise“, so hat Michael Rohrwasser bezüglich dieses politischen Ver- dachts hinsichtlich der „Wiener Gruppe“ konstatiert, „verschmelzen politischer Aktionismus und literarische Avantgarde“.125 Gerhard Rühm hat sich daran erinnert, dass sich etwa seit 1959/60 das Kol- lektiv „Wiener Gruppe“ allmählich aufzulösen begann und „1964 entfaltete jeder seine eigenen aktivitäten, notwendige veränderungen bahnten sich an“.126 Oswald Wiener, der den Arbeiten der Gruppe skeptischer gegenüberzustehen begann, wurde von Konrad Bayer animiert, seinen Roman die verbesserung von mittel- europa fertigzustellen. Schließlich erfolgte mit der kinderoper, die am 10.  April 1964 aufgeführt wurde, die letzte Gemeinschaftsarbeit der Gruppe: „achleitner wandte sich wieder ganz der architekturtheorie zu. bayer zog sich nach schloss hagenberg in niederösterreich zurück, um seinen roman zu ende zu schreiben. wiener hatte einen job bei olivetti und arbeitete an der ‚verbesserung von mit- teleuropa‘“, und Rühm übersiedelte nach Berlin.127 Dass die ÖGL mit dem Auftritt von Mitgliedern der „Wiener Gruppe“ die kulturpolitischen Rahmenbedingungen, wenn schon nicht brach, so doch zu einer Verschiebung derselben beitrug, sei festgehalten. 1965 las Oswald Wiener aus dem im Schweizer Walter-Verlag postum veröffentlichten Werk der kopf des vitus bering von Konrad Bayer, der im Oktober 1964 Suizid begangen hatte. 1968 betrat Gerhard Rühm das Podium, der die Buchdokumentation über die „Wie- ner Gruppe“ vorstellte sowie den Band fenster, der seine wichtigsten Texte aus den Jahren 1955 bis 1966 versammelte. Beide Bücher waren bei Rowohlt erschie- nen. Einem Rezensenten zufolge war Rühms Lesung „ein Treffen unter guten Bekannten und wieder einmal ein komplett voller Saal“ und konstatierte, dass die literarische Avantgarde zuletzt „auch in Wien gesellschaftsfähig geworden“ getreten…“: Die Wiener Gruppe. Literatur und Avantgarde in den fünfziger Jahren. In: Ger- hard Jagschitz, Klaus-Dieter Mulley (Hg.): Die ‚wilden‘ fünfziger Jahre: Gesellschaft, Formen und Gefühle eines Jahrzehnts in Österreich. St.  Pölten, Wien: Niederösterreichisches Presse- haus 1985, S. 284–288, hier S. 294. 125 Michael Rohrwasser: „manche meinen / lechts und rinks / kann man nicht / velwechsern. / werch ein illtum!“ Avantgarde und Kalter Krieg. In: Thomas Eder, Juliane Vogel (Hg.): ver- schiedene sätze treten auf. Die Wiener Gruppe in Aktion. Wien: Zsolnay 2008 (= Profile 15), S. 65–86, hier S. 73  f. 126 Gerhard Rühm: das phänomen ‚wiener gruppe‘ im wien der fünfziger und sechziger jahre. In: Peter Weibel (Hg.): die wiener gruppe. ein moment der moderne 1954–1960. die visuellen arbeiten und aktionen. Wien, New York: Springer 1997, S. 17–31, hier S. 29. 127 Ebd. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 115
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Titel
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Autor
Stefan Maurer
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Abmessungen
15.8 x 24.0 cm
Seiten
452
Kategorie
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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