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Kunst und Kultur
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
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Literaturbegriffs von außen durch, wobei hier vor allem die Jahre 1966 bis 1968 zentral sind.131 Diejenigen Autorinnen und Autoren, die mit ihren nuancierten Poetiken und avancierten Schreibweisen zu dieser Entwicklung beitrugen, sol- len im nächsten Abschnitt Erwähnung finden. Es gilt in diesem Kontext zu beachten, dass in den 1960er Jahren eine Kette von aufsehenerregenden Skandalen das kulturelle Feld durchzog, in denen die Literatur als Provokation, Schock und Affront inszeniert wurde und die Litera- tin bzw. der Literat zum „Bürgerschreck“ avancierte. Die Aktion „Kunst und Revolution“, die am 7.  Juni 1968 im Neuen Instituts-Gebäude der Universität Wien stattfand, erhitzte die konservativen Gemüter. Diese in den Medien als „Uni-Ferkelei“ bezeichnete Aktion, an der Günter Brus, Otto Muehl, Peter Wei- bel und Oswald Wiener beteiligt waren, hatte ein gerichtliches Nachspiel und teilweise auch Haftstrafen zur Folge. Zwischen 1960 und 1970 fallen die ersten Vorzeichen des Aufstands der österreichischen „Avantgarde“ und die 68er-Be- wegung artikuliert ihre Unzufriedenheit mit staatlichen und gesellschaftlichen Autoritäten. Kulturpolitisch fand sich die „Avantgarde“ in die Ecke gedrängt und hintertrieben, denn Preise und Stipendien wurden nahezu exklusiv an Auto- rinnen und Autoren jenseits der vierzig vergeben, während der ORF, Verlage, Theater und Zeitschriften sich für ihre Veröffentlichungen verschlossen.132 Als am 1.  Mai die traditionelle Maifeier der SPÖ am Wiener Rathausplatz durch lin- ke Demonstranten gestört wurde, ließ der Wiener Bürgermeister Marek den Platz durch die Polizei räumen und der ÖVP-Innenminister Franz Soronics gab die Parole „Keine Milde bei Tumulten!“ aus, was die Verhinderungsmechanis- men und Abwehrstrategien von öffentlicher Seite charakterisiert. Vorsichtige Öffnung Die ÖGL ging im Veranstaltungsprogramm der Saison 1966 vermehrt auf die avantgardistischen Autorinnen und Autoren ein, sie öffnete sich in ihrer Einla- dungspolitik zunehmend. Friedericke Mayröcker und Ernst Jandl hatten ihren ersten gemeinsamen Auftritt am 17.  September.133 Während Mayröcker aus ihrem Gedichtband Tod durch Musen vorlas, gab Jandl Gedichte aus Laut und Luise zum Besten. Im November 1969 trat Mayröcker neben H.  C. Artmann und Gert Jonke im Rahmen der Präsentation der von Handke im Residenz-Verlag her- 131 Vgl. Schmidt-Dengler: Bruchlinien, S. 220  f. 132 Vgl. Marianne Baltl: Chronique Scandaleuse. Literatur in Österreich 1966–1970: Dokumente und Analysen. Univ.-Diss. Wien 1990. 133 Vgl. Harald Sterk: Buchpremiere: Lyrik in zwei Tonarten. In: Arbeiter-Zeitung, 18.  September 1966, S. 6. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 117
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Titel
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Autor
Stefan Maurer
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Abmessungen
15.8 x 24.0 cm
Seiten
452
Kategorie
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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