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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
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Dass die ÖGL eine „Organisation der Mitte“ sei, hat Reinhard Urbach in einem Artikel in der „Tiroler Tageszeitung“ festgehalten; das Ziel der Gesellschaft sei es nicht auszusondern, sondern vielmehr auszuwählen, betont Urbach: „Sie will nicht ‚jedem etwas‘, sondern jedem vieles bringen. Dazu gehört ein Höchstmaß an Toleranz, an Qualitätsbewußtsein ebenso wie an Gerechtigkeit.“ Er weist dar- auf hin, dass sich die ÖGL nie dem Experiment verschlossen habe, sondern „es im Gegenteil geübt und gefördert“ habe: „Das Programm sammelte viele Rich- tungen. Tradition und Avantgarde, Erinnerung und Analyse haben nebenein- ander Platz. […] So versteht sich die [ÖGL] nicht als ein Museum, als Konser- vierungsanstalt des Bestehenden, sondern als Ort der Vermittlung des Gegenwärtigen, also als Ort, an dem das unmittelbar Aktuelle – mit dem Über- lieferungswürdigen verschmolzen – zur Entwicklung neuer gesellschaftlicher Strukturen und künstlerischer Formen kommt.“151 Im Oktober 1971 las etwa Heinz  R. Unger, der später die Songtexte für die Rock-Gruppe „Schmetterlinge“ verfassen sollte, aus seinem ersten Lyrikband In der Stadt der Barbaren vor. Die Besprechungen der Veranstaltung in „Kurier“, „Arbeiter-Zeitung“ und „Salzburger Nachrichten“ sind dabei nicht sehr enthu- siastisch. Letztere vermerkte, dass der Text sich eigentlich nicht zum Vorlesen eigne, jedoch die gemischte Form der Präsentation durch Wandprojektionen und musikalische Untermalung „zur Lektüre des […] Bändchens anregen“152 sollte. Ende November 1973 stellten sich jene Autoren vor, welche die Gruppe „Wespennest“ konstituierten. Dazu zählten Friedemann Bayer, Gustav Ernst, Heinz Knienieder, E.  A. Richter, Christian Wallner und Helmut Zenker, die einen „Neuen Realismus“ in der österreichischen Literatur forderten, der in der Folge der 68er-Bewegung entstanden war. Die Mitarbeiter der Zeitschrift „Wespen- nest“ und die Initiatoren des 1971 entstandenen „Arbeitskreises österreichischer Literaturproduzenten“ (darunter Gustav Ernst, Peter Henisch, Michael Scharang, Peter Turrini, Helmut Zenker u. a.) proklamierten zunächst eine „radikale Poli- tisierung der Literatur als Kulturkampf – ‚nicht nur indem man politische Vor- gänge schildert, sondern indem man politische Vorgänge auch dort sieht, wie [sic] man sie bisher entschieden nicht hat sehen wollen, im Seelenleben des Menschen, im intimsten Zusammenleben‘“.153 Anlässlich dieser Veranstaltung hat Kraus, dem ein Gespräch mit dem gera- de in Wien weilenden Elias Canetti noch gegenwärtig war, in seinem Tagebuch 151 Reinhard Urbach: Toleranz und Experiment: Die Gesellschaft für Literatur 1969/70. In: Tiroler Tageszeitung, 29.  August 1970. 152 U. B.: „New York wird untergehen“. In: Salzburger Nachrichten, 23.  Oktober 1971. 153 Zeyringer: Österreichische Literatur nach 1945, S. 161. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 122 Die Österreichische Gesellschaft für Literatur (1961–1975)
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Titel
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Autor
Stefan Maurer
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Abmessungen
15.8 x 24.0 cm
Seiten
452
Kategorie
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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