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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
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te. Alker führt an, dass dies nicht überbewertet werden solle, da Kraus für Fritsch, wie dieser in seinem Tagebuch festgehalten hat, einer „der wenigen“ sei, „mit denen man sich ernsthaft über Literatur unterhalten kann“; dennoch zeige es Fritsch auf einer „institutionell einsamen Position“235. Dies ist jedoch insofern zu korrigieren, als sich auch Kraus gegenüber dem Ministerium verantworten musste, was „Wort in der Zeit“ betraf. In einer Notiz an Weikert bittet Kraus, ihn „beim augenblicklichen Stand der redaktionellen Organisation für nichts ver- antwortlich“ zu machen, da er, wenn er Fritsch wiederholt bitte, ihm „Aufschluss über den Inhalt der jeweils nächsten Nummer zu geben“, er nur „verbale Bereit- willigkeit“ höre und „die Tat“ bisher nicht erfolgt sei: Ich persönlich halte es für grotesk, dass das Ministerium, welches das ganze Projekt überhaupt erst ermöglicht, keinerlei Stimme bei der Gestaltung des Inhalts haben soll. Es zeigt sich eine gewisse Monotonie in den Namen der Mitarbeiter, deren Kreis leicht erweitert werden könnte. Mir fällt das Überhandnehmen linker Mitarbeiter auf[,] Hans Heinz Hahnl […], Reinhard Federmann und Milo Dor. Ich halte es für richtig, dass diese Leute mittun, sie dürfen aber keinen Schwerpunkt bilden.236 Kraus fand auch, dass das Veranstaltungsprogramm der ÖGL zu wenig Berück- sichtigung fand und hoffte, dass sich die Situation ab September 1962 ändere, wenn „Herr Fritsch unser Nachbar wird“.237 Er bat Weikert auch, bei Zerling zu intervenieren, damit Fritsch dann jedes Heft rechtzeitig mit ihm besprechen könne. Dies macht Kraus in gewissem Sinne zu einem Mitredakteur, der den kulturpolitischen Weisungen von „Oben“ in vorauseilendem Gehorsam folgte. Zwischen Kraus und Fritsch dürfte sich im Laufe der Zeit durchaus eine Art Vertrautheit entwickelt haben, was sich nicht nur an den Urlaubskarten, die Kraus an Fritsch geschrieben hat, zeigt, sondern ebenso an Briefen wie den fol- genden: „Nachdem die ‚Gesellschaft‘ mit dem Schildchen ‚gesperrt‘ versehen wurde, merke ich erst, wie sehr mich das alles belastet […]. Ich habe in den paar Tagen mehr gearbeitet, als sonst in einem Monat.“238 Gemeinsam fungieren die beiden, mit Unterstützung von Herbert Zand und Hans  M. Loew, als Herausgeber von „Gedichten einer jungen österreichischen Generation“, die als Anthologie unter dem Titel Frage und Formel 1963 im Salz- 235 Stefan Alker: Knapp daneben ist auch dabei – Gerhard Fritsch und die Schaltstellen der öster- reichischen Literatur. In: Modern Austrian Literature 42 (2009), H. 4, S. 1–21, hier S. 9. 236 Wolfgang Kraus: Notiz für Ministerialrat Dr. Weikert, 28.  Juni 1962, ÖGL-Archiv. 237 Ebd. 238 Wolfgang Kraus an Gerhard Fritsch, 12.  August o.  J., Wienbibliothek im Rathaus, Handschrif- tensammlung, Nachlass Gerhard Fritsch, ZPH 1203, Archivbox 29 [im Folgenden als NL GF zitiert]. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 147
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Titel
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Autor
Stefan Maurer
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Abmessungen
15.8 x 24.0 cm
Seiten
452
Kategorie
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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