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Kunst und Kultur
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
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zu viert. Kraus, Fritsch, Zerling und ich. Journalisten u[nd]. viele Autoren. Auch Lernet[-Holenia], Hilde Spiel, [Werner] Riemerschmid etc. Nachher noch viele Gespräche. ‚Ich sehe viel alte junge Dichter, ich bin ein junger alter!‘ Kraus: Ein Jahr Literaturzeitschrift gilt sieben Lebensjahre. ‚Hundejahre‘, sage ich darauf.“247 Wenige Monate später sollte die Existenz der Zeitschrift durch eine unvor- hergesehene Affäre bedroht werden: „[V]on der Weikert-Katastrophe wirst Du ja gelesen haben“, schrieb Kraus an Herbert Zand. „So erschütternd das ist, wir sind selbst nicht betroffen, obwohl man es später schon noch verspüren wird.“248 Mit dieser „Katastrophe“ bezieht sich Kraus auf folgenden Sachverhalt, der als Straftat vor Gericht kam: Alfred Weikert wurde vorgeworfen, Gelder des Bun- desministeriums für Unterricht veruntreut zu haben, denn er war nicht nur Beamter, sondern auch ein „Mann von Ideen und Verbindungen“249 und hatte für seine Herausgeber-, Konsulenten- und Autorentätigkeit für den Stiasny-Ver- lag Honorare von ungefähr einer Million Schilling bezogen. Problematisch war dies insofern, als die Sektion des Unterrichtsministeriums, der Weikert vorstand, Stiasny üppiger subventionierte als alle anderen heimischen Verlage, nämlich mit ca. 4,2 Millionen Schilling im Jahr.250 Die Frage war also, ob Weikert sich des Missbrauchs der Amtsgewalt und Geschenkannahme schuldig gemacht hatte und ob ein Zusammenhang zwischen der Höhe der Stiasny-Subventionen und der Weikert-Honorare bestand. Im Jänner 1970 wurde Weikert dann nach der zweiten Hauptverhandlung schuldig gesprochen.251 Durch die „Affäre Weikert“ wurde die Existenz von „Wort in der Zeit“ finan- ziell und organisatorisch gefährdet und damit ein zentrales kulturpolitisches Organ, weshalb die Literaturbetriebsfunktionäre sofort reagierten. Viktor Mate- jka, der den Prozess genau beobachtet hatte,252 schrieb knapp fünfzehn Jahre 247 Rudolf Henz: Tagebuch, 9.  Februar 1965, NL RH. 248 Wolfgang Kraus an Herbert Zand, 21.  Oktober 1965, NL HZ. 249 Vgl. Wochenpresse, 27.  Oktober 1965. 250 Ebd. 251 Vgl. N.  N.: Der Fall Weikert. In: Wochenpresse, 27.  Oktober 1965; N.  N.: Brandstiftung im Sti- asny-Verlag: Zusammenhang mit Weikert-Affäre? In: Express, 27.  Dezember 1965; Herbert Zinnebner: Sektionschef Weikert muss doch noch sitzen. In: Express, 29.  Jänner 1970: „Im ersten Prozeß wurde der Sektionschef freigesprochen. Die höchste Instanz hob jedoch den Freispruch auf.“; N.  N.: Kerkerstrafe für Weikert bestätigt. In: Die Presse, 29.  Jänner 1970. 252 Viktor Matejka: Nicht nur im Museum ist‘s Finster. In: Tagebuch 17 (1966), H. 1. „Ein korrup- ter Sektionschef im Unterrichtsministerium, die rechte Hand Drimmels und Ehren-Cver, wur- de plötzlich vom Dienst suspendiert. Seine Abteilung unterstützte mit einer regelmäßigen Jah- ressubvention von über einer Million Schilling den Grazer Stiasny-Verlag, von dem er für sogenannte Konsulententätigkeit im Laufe einiger Jahre rund eine Million Schilling kassierte. Vor drei Jahren rief ich in einer Diskussion der [ÖGL] diesem Literatur- und Sichselbstförde- rer zu: ‚Wechseln Sie den Verlag! Geben Sie die Subvention einem tüchtigen Verlag, der für systematische Massenverbreitung der Bücher sorgt und sich nicht mit Kleinstauflagen begnügt! Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 150 Die Österreichische Gesellschaft für Literatur (1961–1975)
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Titel
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Autor
Stefan Maurer
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Abmessungen
15.8 x 24.0 cm
Seiten
452
Kategorie
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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