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Kunst und Kultur
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
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später an Hans Weigel: „Der Sumpf namens Stiasny-Verlag ist durchaus nicht undurchschaubar. Der Prozeß gegen den Sektionschef Weikert, an dem ich nicht unbeteiligt war, auch nicht an seiner Auslösung, hat einiges zur Klarheit gebracht“.253 Kraus selbst sagte beim Prozess zugunsten von Weikert aus und erklärte, dass die Konsulententätigkeit des wissenschaftlich und literarisch versierten Ange- klagten für den Stiasny-Verlag seiner Ansicht nach von größter Bedeutung gewe- sen seien.254 Der Verlust der Subventionen trug zum Konkurs des Stiasny-Verlages bei, an dessen Ende der Doppelselbstmord des Ehepaars Gerhard und Erika Zerling stand. Kraus schrieb in einem Artikel, dass dieses Ende „weit über die persönliche Tra- gödie hinaus aufschlussreiche Bedeutung“255 habe. Immerhin habe Zerling in einer mehr als hundert Bände umfassenden Paperback-Reihe zu einem sehr frühen Zeitpunkt eine Auswahl der Werke Canettis verlegt (auch wenn die Einleitung, wie man heute weiß, nicht von Erich Fried, sondern vor allem von Veza Canetti verfasst wurde), zudem Ödön von Horváth, George Saiko, Heimito von Doderer und Christine Lavant – bis Anfang der Sechzigerjahre fehlte kaum ein wichtiger österreichischer Name. Mit Zerlings Selbstmord, der nach dem Weikert-Skandal seinem Verlag selbst Millionen zuschießen musste, um die Verkaufsdefizite aus- zugleichen, endete, so Kraus, „eine Zeit kühner kultureller Visionen“.256 Es wurde von vielen Seiten versucht, für „Wort in der Zeit“ einen neuen Ver- lag zu finden. Henz beschloss, die Zeitschrift ab Jänner 1966 nicht mehr bei Sti- asny herauszubringen, es ginge ihm „darum, ein Werk zu retten und auf dem erreichten Stand zu halten“.257 Unterrichtsminister Piffl-Perčević meldet Henz am 3.  Oktober 1966, dass er dazu verpflichtet gewesen sei, „nach der Affaire W[eikert].-Stiasny rasch“ einzugreifen und „auf eine neue Literaturzeitschrift gedrängt“ habe, weil es darum gegangen sei, „die einzige österreichische Litera- turzeitschrift, die vor allem im Ausland ausgezeichnet eingeführt war, mit Hilfe von Subventionen zu erhalten“.258 Züchten Sie keine Subventionitis!‘ Die damalige Antwort des für den Sektionschef in die Bre- sche springenden Sektionsrates war jämmerlich. Ich schrieb in derselben Sache an den Unter- richtsminister. Dieser schwieg. Jetzt schweigt er auch. Eine neue ‚Rede wider den Geist‘ wäre fällig. Drimmels Sektionschef sitzt bereits in Haft. Wann kommt das dicke Ende?“ 253 Viktor Matejka an Hans Weigel, 15.  Februar 1979, Wienbibliothek im Rathaus, ZPH 830, Nach- lass Viktor Matejka, Archivbox 11. 254 Vgl. N.  N.: Zeugen entlasten den Sektionschef. „Seine Mitarbeit war wertvoll“ – Weikert nahm Kontakte zum Osten auf. In: Volksblatt, 3.  März 1967. 255 Wolfgang Kraus: Zum Selbstmord eines verdienstvollen Verlegers. Die Tragödie eines vergeb- lichen Versuchs. Ms. Ts., August 1969, NL WK. 256 Ebd. 257 Rudolf Henz an Stiasny-Verlag, 11.  Dezember 1965, NL RH, Karton 19/V. 258 Rudolf Henz an Theodor Piffl-Perčević, 3.  Oktober 1966, ebd. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 151
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Titel
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Autor
Stefan Maurer
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Abmessungen
15.8 x 24.0 cm
Seiten
452
Kategorie
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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