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Kunst und Kultur
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
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dokumentiert werden sollte. Der Brennpunkt des Interesses war das „Verhalten zu den Autoren des renouveau catholique in Deutschland, Frankreich, England“ innerhalb der neueren Literatur und auch, von welchen Autorinnen und Auto- ren noch Werke greifbar bzw. wieder aufgelegt worden waren. Das Verhältnis der neueren Literatur „zu älterer christlicher Literatur“, darunter Dante Alighie- ri, Pedro Calderón de la Barca, den deutschen Romantikern und auch Annette von Droste-Hülshoff, sollten Revision erfahren. Schließlich war geplant, auch mit den Medien zu kooperieren, eben eine „Bestandsaufnahme, Kontaktpflege, Vermittlung“, die zwischen „Kirchenfunk, ‚Kulturelles Wort‘, ‚Wort am Sonntag‘, Kirchenpresse, Katholische[n] Akademien, Zeitschriften, Universitäten“ herge- stellt werden sollte: „Eine der zentralen Aufgaben hier ist die Entdeckung und Förderung von begabtem Nachwuchs.“109 Das „Literaturbüro“ wurde im Februar 1984 etabliert, als Standort war die Katholische Akademie in München festgelegt worden.110 Doch fand Kraus bald keinen Gefallen mehr an Schwab, dem Leiter des Büros, dessen politische Hal- tung zwischen Heinrich Böll und Luise Rinser111 oszilliere. Er versuchte bei Mai- er zu intervenieren, wie er Werner Ross berichtete, der politisch eher Kraus’ „Sprache“ gesprochen haben dürfte: „Ich bin überzeugt, es ist notwendig, daß auch Sie ihm schreiben, möglichst ohne sich auf meinen Brief zu beziehen […]. Mir hat die Sitzung noch schwere Sorgen gemacht. Eine solche abstrakte Wirr- köpfigkeit, die auch noch mit Opportunismus vermischt und Appellen an das eigene Gewissen garniert ist, stört mich sehr. Wir wollen doch nicht ein Büro gegründet haben, das die Front derer verstärkt, die wir zurückzudrängen geplant haben.“112 Schwab dürfte seine „Position“ geändert haben, denn Kraus sandte ihm eine Liste von österreichischen Autoren und Autorinnen, die er in die Karteiliste des „Literaturbüros“ aufgenommen wissen wollte.113 Diese versammelte u. a. Ilse Aichinger, Alois Brandstetter, Christine Busta, Jeannie Ebner, Herbert Eisen- reich, Hermann Friedl, Gertrud Fussenegger, Fritz Habeck, Kurt Klinger, Mat- thias Mander, Peter Marginter, Erika Mitterer, Franz Rieger, György Sebestyén, Evelyn Schlag, Jutta Schutting und Ilse Tielsch. Die Stellung als Berater des bay- erischen Ministers dürfte nicht von Dauer gewesen sein, darüber hinaus kam 109 Wolfgang Kraus: Arbeitsprogramm für Literaturbüro, ÖGL-Archiv. 110 Ders.: Tagebuch, 18.  Februar 1984, NL WK. 111 Vgl. ders.: Tagebuch, 30.  Juni 1985, ebd. Luise Rinser, eine der führenden Stimmen des west- deutschen Linkskatholizismus, war eine politisch ambivalente Figur, ihre Verstrickungen wäh- rend des Dritten Reichs wurden erst spät bekannt. Vgl. José Sánchez de Murillo: Luise Rinser. Ein Leben in Widersprüchen. Frankfurt/M.: Fischer 2011. 112 Ders. an Werner Ross, 18.  Februar 1985, ÖGL-Archiv. 113 Ders. an Hans-Rüdiger Schwab [Literaturbüro, Katholische Akademie in Bayern], 3.  Juli 1985, ÖGL-Archiv. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 222 Wolfgang Kraus und die österreichische Literatur
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Titel
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Autor
Stefan Maurer
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Abmessungen
15.8 x 24.0 cm
Seiten
452
Kategorie
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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