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Kunst und Kultur
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Seite - 228 -
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Vision einer für unsere Zeit brauchbaren Lebensform zu finden und zu gestalten? […] Bestimmte Anzeichen sprechen sogar dafür, daß man heute ‚nein sagen selber kann‘ und dazu nicht erst den Schriftsteller braucht und man beginnt, da es kaum neues Positionelles gibt, nach Alten auszuschauen, ja es käme vielleicht noch zur Groteske, daß das untaugliche Vorvorgestern […] zur Mode, und der Konserva- tismus der letzte Schrei würde. Wenn nicht doch eines Tages eine neue echte lite- rarische Position entsteht.133 An der Erarbeitung neuer literarischer Themen aus dem Geist der „untauglichen Positionen“ des „Vorvorgestern“, die reaktiviert und urbar gemacht werden soll- te, arbeitete Kraus beständig mit. Seine literaturästhetischen und -politischen Standpunkte wirkten in den späten 1980er und frühen 1990er Jahren nicht mehr sehr zeitgemäß, wenn sie nicht bereits überholt waren. In der Folge soll Kraus’ literaturkritisches Œuvre hinsichtlich seiner Mecha- nismen der Auswahl und Bewertung näher untersucht, um in der Begrifflichkeit der Kanon-Theorie zu bleiben, sein „als verbindlich geltendes Textcorpus“ dar- gestellt werden, womit jene literarischen Texte markiert werden, die Kraus „als exemplarisch ausgezeichnet und daher für besonders erinnerungswürdig“134 innerhalb der österreichischen Literatur nach 1945 hielt. Exkurs: Ein Förderer österreichischer Autorinnen und Autoren? In Bezug auf die Förderungstätigkeit junger österreichischer Autorinnen und Autoren erinnert sich Anna Mitgutsch an die Präsentation ihres ersten Romans Die Züchtigung in der ÖGL im Jahr 1985: „Dr.  Kraus gehörte keiner Seilschaft an. Und er hofierte mich nicht, wie manche andere, als eine plötzlich prominent gewordene Autorin. Aber er behandelte mich auch nicht, wie andere, als eine Anfängerin, die erst beweisen muß, daß sie überhaupt etwas kann. Sondern er empfing mich wie eine Schriftstellerin, der er zutraute, daß sie weiterschreiben würde, und der er aber auch mit Rat und konkreter Hilfe zu Seite stehen wür- de.“135 Mitgutsch führt aus, dass Kraus der einzige ihrer „anfänglich zahlreichen Entdecker“ gewesen sei, der sich selbst dann „nicht zurückzog, als ich literarisch einen Weg ging, den man offenbar von mir nicht zu erwarten schien“136 und 133 Ebd. 134 Rainer Rosenberg: Kanon. In: Harald Fricke [u. a.] (Hg.): Reallexikon der deutschen Literatur- wissenschaft. Bd. 2: H–O. Berlin, New York 2000, S. 224–227, hier S. 224. 135 Anna Mitgutsch: Wolfgang Kraus als Förderer junger SchriftstellerInnen. In: Bassola, Kiss (Hg.): Literatur als Brücke zwischen Ost und West, S. 64–67, hier S. 64. 136 Ebd., S. 65. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 228 Wolfgang Kraus und die österreichische Literatur
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Titel
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Autor
Stefan Maurer
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Abmessungen
15.8 x 24.0 cm
Seiten
452
Kategorie
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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