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Kunst und Kultur
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
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giert Kraus einen Autor, der ganz bewusst „gegen die in Österreich so virulente und vor allem in der Bundesrepublik Deutschland […] wahrgenommene Avant- garde polemisierte, und dies nicht selten unter Berufung auf Doderer“, der ihn auch förderte, während für Tramin etwa die „Wiener Gruppe“ ebenso wie Ernst Jandl, Friederike Mayröcker und Andreas Okopenko als „die Nichtskönner schlechthin“ galten, die sich „in der fruchtlosen Wiederholung dadaistischer Praktiken ergingen“.152 Überblickt man Kraus’ literaturkritisches Œuvre, ist zu konstatieren, dass sei- ne Kritiken quantitativ und qualitativ Autorinnen und Autoren gewidmet sind, die der österreichischen Avantgarde ästhetisch und stilistisch diametral gegen- überstanden. Auffällig ist, dass ein Gros der Autorinnen und Autoren vielmehr als Akteurinnen bzw. Akteure innerhalb des institutionalisierten Literaturbe- triebs in literaturgeschichtlicher Erinnerung geblieben sind, so z. B. Jeannie Ebner als Redakteurin von „Literatur und Kritik“ oder Humbert Fink als Mit- begründer des Ingeborg-Bachmann-Wettbewerbs. Vermerkt sei jedoch, dass an diesen Autorinnen und Autoren in jüngster Zeit wieder reges Interesse besteht, wie etwa die Neuauflage der Werke Hannelore Valencaks153 oder Peter von Tra- mins154 zeigen. Dass Kraus Autorinnen und Autoren, auch jene, die der Avantgarde angehörten, immer wieder in finanzieller Hinsicht unterstützt hat, komplementiert seine lite- raturkritische Tätigkeit und soll überblicksmäßig dargestellt werden. Kraus war intermittierend zwischen staatliche Stellen und die Schreibenden geschaltet, wenn es um Prinzipien der Förderung ging. Es lässt sich etwa nachweisen, dass Ansu- chen von Autorinnen und Autoren für Arbeitsstipendien des Unterrichtsminis- teriums ab den 1960er Jahren über Kraus liefen, wobei eine genaue Anzahl nicht ermittelt werden konnte. Als ein Beispiel soll ein Schreiben von Gerhard Fritsch an Kraus angeführt werden, in dem er ausführt, dass Alfred Weikert, Ministeri- alrat im Unterrichtsministerium, „von Ihnen eine befürwortende Stellungnahme zu dem Gesuch um ein Arbeitsstipendium haben möchte“; er bittet Kraus um „ein paar befürwortende Zeilen“, da eine „günstige Erledigung“ ihm „einigerma- Augsburger Allgemeine, 30.  November; National-Zeitung Basel, 28.  Dezember; Bremer Nach- richten, 9.  November; Hannoversche Allgemeine, 28.  September. 152 Wendelin Schmidt-Dengler: Zur Poetik der kleinen Form: Heimito von Doderer und die „Wie- ner Gruppe“. In: Kai Luehrs-Kaiser, Gerald Sommer (Hg.): „Schüsse ins Finstere“. Zu Heimito von Doderers Kurzprosa. Würzburg: Königshausen & Neumann 2001 (= Schriften der Heimi- to von Doderer-Gesellschaft 2), S. 53–62, hier S. 54. 153 Vgl. Hannelore Valencak: Die Höhlen Noahs. St.  Pölten, Salzburg, Wien: Residenz 2012; dies.: Das Fenster zum Sommer. St.  Pölten, Salzburg, Wien: Residenz 2011. 154 Vgl. Peter von Tramin: Die Herren Söhne. Wien: Metroverlag 2011. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 232 Wolfgang Kraus und die österreichische Literatur
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Titel
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Autor
Stefan Maurer
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Abmessungen
15.8 x 24.0 cm
Seiten
452
Kategorie
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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