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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
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Paris, wo Handke sich in den 1970er Jahren niedergelassen hatte: „[W]under- schön, sauber, groß, ein Herrenhaus – fast ohne Möbel, nur das Allernötigste. […] Wenn man die Stufen hinaufsteigt[,] sieht man den Tisch und Handke im Garten wie in einem Bilderrahmen. […] Ich esse mit Amina [Handkes Tochter, Anm. d. Verf.] vom Baum Weichseln und Kirschen.“198 Trotz dieses Nahever- hältnisses kam eine Lesung Handkes in der ÖGL nicht mehr zustande, dieser vertröstete Kraus damit, dass er in Österreich generell nicht mehr lesen wolle.199 Auch Die Stunde der wahren Empfindung (1975) wurde von Kraus rezensiert, wobei er hier auf die stark autobiografischen Züge des Romans sowie die Nähe zu den Werken Franz Kafkas hinweist, z. B. mit dem Vornamen des Protagonis- ten Gregor Keuschnig, und konstatiert, dass Handke „über sein eigenes inneres Leben“ in der „zivilisatorischen und technischen Welt“ berichtet, in der „das Bewußtsein von Wirklichkeit abhanden gekommen“200 sei. Aus dem „weite[n] antike[n] Sonnenraum“ Paestum (Salerno, Italien) grüßte Kraus Handke per Postkarte und erwähnte dabei, dass ihn die Langsame Heim- kehr (1979), welche ihm „sehr nahe“201 komme, begleite. Auch in seine Fernseh- sendung „Welt des Buches“ lud Kraus Handke zu einem Gespräch ein.202 Sein Österreichisches Gedicht 1979/80 sandte Handke an Kraus mit der Bitte, es Hans Haider zu übergeben, der die literarische Beilage „Spectrum“ der Tageszeitung „Presse“ leitete.203 Kraus, der sich über das neue Gedicht freute, versprach es weiterzuleiten,204 und es erschien am 19./20.  April. Kraus schrieb zwar in der Folge keine Rezensionen zu Handkes weiteren Neu- erscheinungen, jedoch gibt die Privatkorrespondenz Aufschluss darüber, dass ihm Kraus als Leser treu blieb: „Ihre Geschichte des Bleistifts erstand ich noch in Wien […]. Ich habe sie in vielen guten Stunden gelesen und befinde mich damit in Übereinstimmung. Vieles habe ich angestrichen, auf daß ich es rasch wiederfinde, wenn ich suche.“205 Auch Handkes Film Die linkshändige Frau (1978) fand Kraus „so, daß ich nicht viel davon vergessen habe“ und meinte, beim wie- derholten Ansehen habe er „manche neue Feinheit entdeckt und mich außer- dem sehr an Ihr Haus in Clamart und unsere dortigen Gespräche erinnert“.206 Zum Erscheinen von Der Chinese des Schmerzes (1983) meint Kraus, er sei 198 Wolfgang Kraus: Tagebuch, 21.  Juni 1978, NL WK. 199 Vgl. Peter Handke an Wolfgang Kraus, 4.  Februar 1976, NL WK. 200 Wolfgang Kraus: Handke: Die Wurzeln der Gewalt. In: Südost-Tagespost, 4.  Mai 1975. 201 Wolfgang Kraus an Peter Handke, 25.  September 1979, NL WK. 202 Vgl. N.  N.: Die Welten von Artmann & Co. Zeitungsausschnittsammlung der Dokumentati- onsstelle für neuere österreichische Literatur, Wien, Mappe Wolfgang Kraus. 203 Peter Handke an Wolfgang Kraus, 20.  März 1980, NL WK. 204 Vgl. Wolfgang Kraus an Peter Handke, 29.  März 1980, Leihgabe Widrich. 205 Ders. an Peter Handke, 4.  Dezember 1982, Leihgabe Widrich. 206 Ders. an Handke, 30.  Jänner 1985, Leihgabe Widrich. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 Der Literaturkritiker Kraus 241
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Titel
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Autor
Stefan Maurer
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Abmessungen
15.8 x 24.0 cm
Seiten
452
Kategorie
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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