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Kunst und Kultur
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
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ka, eine Überwindung der kafkaschen Neurose.“318 In der Laudatio führte Kraus aus, dass sowohl Kafka als auch Handke weniger durch ihre ästhetischen Krite- rien fassbar werden, als vielmehr durch den drängenden „notwendige[n] Aus- druck der persönlichen Existenz“, denn sie hätten beide „die Probleme ihrer Werke in einem Maß selbst gelebt“, wie dies nur „bei sehr wenigen anderen Schriftstellern zu beobachten“319 sei. „Profil“ berichtete etwas hämisch über die Verleihung, da ein Schweinwerfer ins Publikum gestürzt war: „Eben hatte der selbsternannte Literatenpapst Wolfgang Kraus noch von der ‚Axt, die das gefro- rene Meer in uns aufbricht‘, und der ‚Wucht des Aufschreis‘ gesäuselt, da krei- schte das Publikum auf. Ein Scheinwerfer stürzte mitten in die andächtig lau- schende Zuhörerschaft.“320 Handke zeigte sich großzügig und gab das Preisgeld an „die beiden jungen Schriftsteller Gerhard Mayer (Schweiz) und Franz Wein- zettel (Österreich)“321 weiter. Im Jahr 1982, nur ein Jahr nach der Ehrung mit dem Nobelpreis für Literatur, ging der Preis an Elias Canetti,322 der Kafka mit Der andere Prozeß (1970) einen längeren Essay gewidmet hatte und in seinen Werken immer wieder auf diesen rekurrierte. Über Canettis Aufzeichnungen 1942–1972 kann Kraus, der am 25.  Sep- tember abermals die Laudatio hielt, in seinem Tagebuch kein gutes Wort finden. Er verortet den Unterschied zwischen den beiden Schriftstellern darin, dass bei Kafka „alles dann jedoch ganz einfach und klar“ wird, Canetti aber „nie von sich selbst absehen“323 könne. In der Laudatio spricht Kraus dann aber davon, wie tief die „innere Beziehung“ zwischen den beiden Autoren reiche: „Sie betrifft den Ansatz des Schreibens, die Haltung des Schreibenden dem Leben und der Sprache gegenüber.“324 Im Dezember 1982 verständigt Kraus Ilse Aichinger darüber, dass sie im fol- genden Jahr den Preis erhalten würde: „Sie war den Tränen nahe. Die Sitzung gestern ([Volkmar] Parschalk und [Kurt] Klinger in Absenz) mit [Ilse] Tielsch und [Wendelin] Schmidt-Dengler war die kürzeste, die es je gab. […] Schön, daß man noch solche Persönlichkeiten wie sie hat.“325 318 Wolfgang Kraus: Tagebuch, 7.  Oktober 1979, NL WK. 319 Ders.: Laudatio auf Peter Handke. Zur Verleihung des Kafka-Preises am 10.  Oktober 1979, ms. Ts., NL WK. 320 Otmar Lahodynsky: Die Angst des Autors vor dem Publikum. In: profil, 15.  Oktober 1979, Nr.  42, S. 90. 321 Vgl. Volksstimme, 12.  Oktober 1979, S. 9. 322 N.  N.: Kafka-Preis für Elias Canetti. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.  September 1981, S. 25. 323 Wolfgang Kraus: Tagebuch, 31.8.1981, NL WK. 324 Ders.: Zur Verleihung des Franz Kafka-Preis an Elias Canetti am 23.  September 1981, ms. Ts., NL WK. 325 Ders.: Tagebuch, 23.12.1982, NL WK. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 268 Wolfgang Kraus und die österreichische Literatur
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Titel
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Autor
Stefan Maurer
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Abmessungen
15.8 x 24.0 cm
Seiten
452
Kategorie
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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