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Kunst und Kultur
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
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Jahre, als Kraus bereits am Ende seiner Karriere stand, „übrigens währt das schon längere Zeit, seit meiner Tätigkeit im Außenamt. Ich trage dies mit Gelassenheit, schließlich soll Philosophie nichts Abstraktes bleiben. Mein[e] Haltung und Richtung verändert sich nicht nur nicht, sondern erhält dadurch Bekräftigung.“387 Kraus dürfte zu dieser stoischen Haltung auch deswegen gelangt sein, weil er seit den frühen 1970er Jahren immer wieder im Brennpunkt der Kritik stand, die zumeist nur in Polemiken ausartete und seine Position im Feld der Macht nicht wirklich unterminieren konnte. Kraus’ hegemoniale Stellung, die er in den 1970er Jahren im literarischen Feld erreicht hatte, ist hier natürlich ausschlag- gebend für die „Kämpfe“ im Feld gegen ihn. Daran beteiligen sich Akteurinnen und Akteure, die nicht über die vielfältigen Kapitalsorten verfügten oder aktiv von ihm gefördert wurden. Diese „Kämpfe“ um die legitime Art der Litera- tur-Produktion, die mit dem „Monopol auf Durchsetzung legitimer Wahrneh- mungs- und Bewertungskategorien“ einhergehen, sind nur bedingt mit dem literarischen Feld verbunden, sondern, wie Bourdieu nachdrücklich formuliert hat, vielmehr sei es „der Kampf selbst, der die Geschichte des Feldes ausmacht“.388 In Bourdieus Definition kann Wolfgang Kraus als Akteur betrachtet werden, der innerhalb des Feldes der Macht agierte und mit „der Kontinuität, der Identitäts- findung, der Reproduktion im Bunde“ stand, weshalb er „neue[n] Positionen jenseits der etablierten“389 misstraute. Ein Außenseiter innerhalb des Literaturbetriebs wie der Philosoph und Schrift- steller Günter Anders beschwerte sich etwa beim Redakteur der westdeutschen Zeitschrift „Merkur“ darüber, dass sein Artikel direkt vis-à-vis einem Aufsatz von Kraus platziert wurde: Wie ist es nur möglich, dass Sie [von] Ihrem sonst so sicheren Fingerspitzengefühl für Niveau-Differenzen so plötzlich total im Stich gelassen worden sind? Ich spre- che von Kraus. Diesem Hans Dampf in allen Kulturgassen der schwärzeste[n] Reak- tion, der seine gezuckerte Schmierseife als Kulturphilosophie feilbieten kann, weil er hierzudorfe mit totaler philosophischer Ignoranz rechnen darf, diesen Mann neben mir veröffentlicht zu sehen, ist mir aufs tiefste peinlich. Ich kann‘s noch immer nicht glauben, Warum um Gottes Willen haben Sie den ins Merkurhaus gelassen.390 387 Wolfgang Kraus an Gertrud Fussenegger, 15.  Mai 1994, NL WK. 388 Pierre Bourdieu: Die Regeln der Kunst. Genese und Struktur des literarischen Feldes. Aus dem Frz. übers. v. Bernd Schwibs u. Achim Russer. Frankfurt/M.: Suhrkamp 2001 (= stw 1539), S.  253. [Kursivierung im Original.] 389 Ebd. 390 Günther Anders an Hans Schwab-Felisch, 6.  Juli 1982 [hs. Vermerk: „Kopie zu Kenntnisnah- me“], NL WK. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 Polemiken und Kämpfe im Feld 281
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Titel
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Autor
Stefan Maurer
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Abmessungen
15.8 x 24.0 cm
Seiten
452
Kategorie
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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